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Zwei Drittel der bulgarischen Unternehmen sollen in der Schattenwirtschaft tätig sein

Die Schattenwirtschaft hat insbesondere in der Baubranche einen sehr hohen Anteil.
Foto: BGNES
In Bulgarien ist die Meinung weit verbreitet, dass bis zu zwei Drittel der bulgarischen Unternehmen in der Schattenwirtschaft tätig sind. Anders gesagt, bedeutet dies, dass sie weder Steuern abführen, noch die gesetzlichen Sozialversicherungen zahlen. Wie hoch der tatsächliche Anteil der Schattenwirtschaft ist, kann niemand mit absoluter Sicherheit behaupten. Fakt ist jedoch, dass etwa 5 Milliarden Euro jährlich an der Staatskasse vorbei gehen.

Meinungsumfragen belegen, dass jeder Vierte in Bulgarien bereit ist, ohne einen geregelten Arbeitsvertrag zu arbeiten. Das heißt aber auch automatisch, dass sein Arbeitgeber weder Sozialversicherungsbeiträge für ihn zahlt, noch er selbst die fällige Einkommenssteuer. Wieder Meinungsumfragen zeigen, dass höchstens jeder Vierte beim Einkaufen nach einer Quittung verlangt. Die Bulgarische Assoziation des industriellen Kapitals veranstaltete dieser Tage eine Rundtischdiskussion über die Probleme, die die Schattenwirtschaft nach sich zieht. Wassil Welew, Vorsitzender der Assoziation.

снимка: Таня Харизанова
"Krisenzeiten sind für die Schattenwirtschaft ein Nährboden, und da macht Bulgarien leider keine Ausnahme", sagt Wassil Welew. "Wir haben eine Untersuchung gemacht, die erschreckende Ergebnisse hat – knapp 60 Prozent der Bevölkerung in Bulgarien sind überzeugt, dass die Schattenwirtschaft dominiert. In manchen Wirtschaftszweigen und Regionen des Landes entspricht es auch der Wahrheit", sagt Wassil Welew.

Diese Angaben unterscheiden sich von der offiziellen Statistik gravierend, wie man sich leicht denken kann. Dem nationalen Statistikamt zufolge machte die Schattenwirtschaft in Bulgarien 2008 lediglich 10 Prozent aus. Bei einem BIP von 36 Milliarden Euro bedeutet das, dass mindestens 3,6 Milliarden Euro an die Staatskasse vorbei geführt worden sind. Die offiziellen Angaben über das vergangene Jahr liegen noch nicht vor, Fachleute gehen jedoch davon aus, dass die Tendenz steigend ist. Wassil Welew ist davon überzeugt.

"Leider gehört Bulgarien zu den Spitzenreitern dieser negativen Statistik unter den EU-Ländern", sagt Welew. "Steuern werden überall hinterzogen, die Frage ist, wie man diese Prozesse einschränken kann, so dass sie die legale Wirtschaft nicht erdrücken. Wir dürfen nicht zulassen, dass die illoyale Konkurrenz weiter wächst, denn eine der Folgen wäre steigende Korruption", behauptet der Vorsitzende der Assoziation des industriellen Kapitals.

Die Arbeitgeber haben wegen der Wirtschaftskrise natürlich finanzielle Schwierigkeiten und suchen deshalb nach Wegen und Möglichkeiten, Kosten zu senken. Die Sozialversicherungsbeiträge und die Steuern sind selbstverständlich Kosten, die man sich am liebsten ersparen würde. Das ist aber bei weitem nicht der einzige Grund für den hohen Anteil der Schattenwirtschaft – die Kontrolle des Staates ist uneffektiv, ergab die Untersuchung der Assoziation des industriellen Kapitals. Mehr noch – diese Umstände haben sogar dazu geführt, dass Unternehmen aus Griechenland, Italien und Rumänien ihre Geschäfte nach Bulgarien verlagern, um davon zu profitieren. Konkret werden dabei die absichtlich falsche Angabe der Umsatzzahlen, die Hinterziehung der fälligen Steuern und die unvollständige Buchhaltung genannt. Die Schattenwirtschaft hat insbesondere in den Bereichen Tourismus, Gesundheit und Bau einen sehr hohen Anteil. In der Regel sind es kleine bis mittlere Unternehmen, die vom Steuerbetrug profitieren, dafür aber handelt es sich bei ihnen um relativ kleine Summen. Welche Vorschläge kann die Industrie an die Behörden formulieren, um den Anteil der Schattenwirtschaft in Grenzen zu halten?

"Das war auch das Hauptziel unserer Untersuchung – eine Bestandsaufnahme zu machen, um konkrete Vorschläge zu erstellen", sagt Wassil Welew. "Bei der Umfrage gaben viele Unternehmen an, dass sich die Rückerstattung der Mehrwertsteuer in der Regel verzögert, dass bei öffentlichen Ausschreibungen erst verspätet bezahlt wird, was die Unternehmen insbesondere in der Krise in finanzielle Schwierigkeiten bringt. Daher fordern wir vom Staat mehr Finanzdisziplin. Insgesamt darf aber die Öffentlichkeit nicht mehr so tolerant sein und die Schattenwirtschaft verurteilen", sagte abschließend Wassil Welew.

Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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