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Was braucht der Arbeitsmarkt heute?

Der demografische Wandel der letzten Jahrzehnte hat den bulgarischen Arbeitsmarkt kräftig durchgeschüttelt. Ausschlaggebend für die Veränderungen in der Beschäftigungspolitik sind die Veralterung der Gesellschaft, die kontinuierlich niedrig bleibende Geburtenrate, die Auswanderung junger und gutgebildeter Menschen nach der Wende und nicht zuletzt die Langzeitarbeitslosen, die meistens einen sehr niedrigen Bildungsstand haben. Was braucht der Arbeitsmarkt heute?

In den Nachwendejahren hat sich die Struktur der bulgarischen Wirtschaft von Grund auf verändert. Ganze Industriezweige sind vollkommen verschwunden, neue sind erstarkt. Die Bildungseinrichtungen haben damit nicht immer Schritt halten können, was zur Folge hat, dass die Umschulung stockt und die Universitäten immer noch Fachleute in Bereichen ausbilden, die auf dem Arbeitsmarkt nicht attraktiv sind. Die Bulgarische Wirtschaftskammer hat kürzlich eine eigene Analyse über die aktuelle Situation präsentiert.

"Wenn man sich die Beschäftigungsstruktur vor Augen führt, dann stellt man sofort einige negative Tendenzen fest", fasst Kammerpräsident Boschidar Danew zusammen. "Knapp 60 Prozent der Beschäftigten in Bulgarien verdienen ihren Unterhalt in Bewachungsfirmen, im öffentlichen Sektor und im Einzelhandel. Das sind Bereiche, die von der Realwirtschaft finanziert werden. Ein Viertel der Beschäftigtren sind im öffentlichen Sektor. Im europäischen Vergleich bewegt sich Bulgarien wieder entgegen aller Tendenzen. Die Zahl der Beschäftigten in der Realwirtschaft, wo der Mehrwert produziert wird, geht von Jahr zu Jahr zurück. So geht es nicht weiter", warnt Danew.

Die bulgarische Wirtschaftskammer hat noch etwas festgestellt – kein einziges Amt hat sich die Mühe gemacht, detaillierte Information über die aktuelle Lage und die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes zusammenzustellen. Es fehlt auch eingehende Information über die Bildungspolitik der Hochschulen. Deshalb ist die Wirtschaftskammer bemüht, sie zusammenzutragen, und allen Spielern auf dem Arbeitsmarkt zugänglich zu machen. Das neue Register soll künftig das Bildungsministerium verwalten, um den Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechen zu können.

Wie notwendig so ein Register ist, zeigen die Angaben der bulgarischen Beschäftigungsagentur. Demnach bleiben 4300 ausgeschriebene Stellen an Schulen im ganzen Land monatelang unbesetzt. Außerdem werden Arbeiter in der Textilindustrie gesucht, wo rund 1000 Arbeitsstellen unbesetzt sind. Freie Stellen gibt es auch in der Nahrungsmittelindustrie. 180 Stellen für Ärzte und Krankenschwester stehen ebenfalls zur Verfügung, wobei hier die Lage wegen der steigenden Zahl von auswandernden Fachkräften sehr angespannt bleibt. Seit Jahresanfang haben rund 400 bulgarische Ärzte das Land verlassen und arbeiten heute im Ausland.

Inzwischen plagt der Fachkräftemangel sehr viele Unternehmen in Bulgarien. Die bulgarische Niederlassung von Manpower, einer der weltweit größten Firmen im Bereich Personalvermittlung, veröffentlichte unlängst die Ergebnisse einer eigenen Untersuchung unter mehr als 700 Arbeitgebern. Demnach plant jedes fünfte Unternehmen die Schaffung neuer Arbeitsplätze noch in diesem Jahr. Diese Angaben zeigen, dass Bulgarien eines der wenigen europäischen Länder ist, wo die Wirtschaft optimistisch für ihre eigene Zukunft ist. Zugleich aber klagen 40% der Arbeitgeber, dass sie keine passenden Fachkräfte finden. Besonders schwierig ist es in den Ingenieursberufen. Erst danach kommen die ausgeschriebenen und schwer zu besetzenden Verwaltungs- und Managerposten. Es besteht auch eine starke Nachfrage nach Handwerkern mit entsprechender Fachausbildung. Gesucht werden aber auch Computerspezialisten, zeigt die Untersuchung von Manpower.

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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