Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte gestern Abend in Ankara, dass das Projekt über den Bau der Gaspipeline South stream, die unter das Schwarze Meer über Bulgarien Gas nach Westeuropa liefern sollte, eingestellt wird. Noch schärfer äußerte sich dazu der Chef des russischen Giganten Gazprom Alexei Miller. Beide haben Bulgarien direkt die Schuld dafür gegeben, dass unser Land fremde Interessen bedient habe, wobei sie die EU-Kommission gemeint haben und keine eigenständige Politik führen würde.
Die Nutzen für Bulgarien vom Verlauf der Pipeline über sein Gebiet wären 400 Millionen Euro im Jahr gewesen, erinnerte Putin. Um Sofia, noch mehr weh zu tun, hat er auch erklärt, dass eine neue Leitung über die Türkei und Griechenland gebaut wird. Nach der Zuspitzung der Spannungen von Washington und Brüssel mit Moskau, haben viele Experten kommentiert, dass die negative Einstellung der EU und der USA gegenüber der Pipeline nur noch stärker wird. Manchmal diplomatisch, manchmal weniger zurückhaltend, haben die Westpolitiker erklärt, dass durch South stream keine besonders große Vorteile für die Energiesicherheit und die Energiediversifizierung für das Alte Kontinent entstehen werden, da erneut russisches Gas geliefert wird und nur die Transportwege anders werden.
Auch in Bulgarien teilten sich die Meinungen über das Projekt. Seine Anhänger waren dafür und haben die finanzielle Nutzen aus dem Bau der Gaspipeline durch die Einnahmen aus den Transitgebühren und durch die Sicherheit der Lieferungen erklärt, die nun unabhängig von der Ukraine verlaufen sollten. Die Pro-europäischen Experten und Politiker haben genau die Verstärkung der Abhängigkeit von den russischen Gaslieferungen für das Land als Nachteil hervorgehoben. Sie nutzten auch die negative Einstellung der EU-Kommission diesem Vorhaben gegenüber, die es nicht für besonders wichtig hielt und es außerdem im Widerspruch zu den EU-Regeln gesehen hat. Bulgarien sah sich in dieser Situation gezwungen, ohne sichtbaren Grund, den Bau der Pipeline zu stoppen. Eine wichtige Rolle spielte dabei auch der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, der das Verhältnis der EU zu Russland noch komplizierter machte.
Der Druck von Moskau auf Sofia für die Aufrechterhaltung des Projektes erwies sich dabei als unzureichend. Eines der Hauptargumente der bulgarischen Experten zu Gunsten der Pipeline bleibt nach wie vor die Diversifizierung der Lieferwege und die dadurch zu erreichende Energiesicherheit. Was eine Unterbrechung der Lieferungen bedeutet, haben wir vor fünf Jahren erfahren, als viele Haushalte und auch Unternehmen mitten im Winter darunter leiden mussten. Viel Schlimmer wurde es, als wirtschaftliche und politische Interessen den Bau der Trans Adriatic Pipeline (TAP) anstelle von Nabuco durchgesetzt haben. Dadurch wurde auch den geplanten Lieferungen von Gas aus Aserbaidschan über Bulgarien ein Ende gesetzt. Diese Entscheidung hat große Enttäuschung in unserem Land verursacht. Nun ist Bulgarien zum zweiten mal aus einem Gasliefervorhaben ausgeschlossen und wird zum Opfer geopolitischer Interessen und Machenschaften und bekommt noch die Schuld dafür.
All das wird mit Sicherheit die Beziehungen zu Moskau noch komplizierter machen. Wie man weiß, ist das Verhältnis zu Russland aus verschiedenen historischen und kulturellen Gründen eigentlich sehr gut. Unter den aktuellen Umständen, bleibt Bulgarien nur übrig, die Anbindungen an den Gastransportnetzen der Nachbarstaaten Rumänien, Griechenland und Türkei schnellst möglich auszubauen, damit eine Alternative der Lieferungen gewährleistet wird. Am besten wäre natürlich, wenn effektive Vorkommen auf unserem Gebiet gefunden und genutzt werden können. Solche Hoffnungen gibt es allerdings.
Übersetzung: Milkana Dehler
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