„Der April erwies sich als der schwierigste Monat für diejenigen Flüchtlinge, die versuchen, über das Mittelmeer aus Afrika nach Europa zu kommen. Hunderte starben auf diesem Weg. Die Flüchtlingswelle rollt aber auch auf Bulgarien zu.“ Das sagte Bruce Burton, stellvertretender US-Botschafter in Sofia, bei einem Seminar in unserer Hauptstadt, das der Flüchtlingsproblematik und der transnationalen Sicherheit gewidmet war. Nach Worten des amerikanischen Diplomaten wurden in den letzten Jahren mehr als 40 Millionen Menschen durch bewaffnete Auseinandersetzungen von ihren Wohnorten vertrieben, davon allein 12 Millionen aus Syrien.
Es darf nicht vergessen werden, dass hinter den Zahlen in der trockenen Statistik einzelne Menschen mit ihren Schicksalen, Familien und Verwandten stehen. „Jeder Migrant, jeder Flüchtling, kann großen Einfluss auf unsere Gesellschaft haben und auch großen Nutzen bringen“, sagte seinerseits Dr. Peter Kolb von der deutschen Botschaft in Sofia. Er erinnerte daran, dass Albert Einstein, Frederic Chopin und Madeleine Albright auch zuerst als Flüchtlinge in die Staaten gekommen sind, wo sie dann Ruhm erlangt haben.
Die jüngsten Angaben zeigen, dass sich der Migrationsdruck auf Bulgarien verstärkt. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres haben mehr als 3.000 Menschen hier Zuflucht und Asyl gesucht. Das sind 60 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. „Das ist für die Winterperiode überhaupt nicht charakteristisch und im Sommer erwarten wir eine Verstärkung des Flüchtlingszustroms auf unser Land“, sagt Nikola Kasakow, Vorsitzender der bulgarischen Staatlichen Agentur für Flüchtlingsfragen. Und er fügte hinzu:
„Wir bereiten uns auf die neue Flüchtlingswelle vor, indem wir die Lebensbedingungen in den Aufnahmezentren verbessern und die Asylprozeduren beschleunigen. Derzeit verfügen wir über 5.130 Betten in den Flüchtlingswohnheimen und es besteht die Möglichkeit, dort weitere 1.500 aufzunehmen. Wir wollen auch eine mobile Einrichtung aus Wohnwagen zusammenstellen, die bei Bedarf noch 500 bis 600 Flüchtlinge aufnehmen könnte. Auf diese Weise könnten wir den Flüchtlingszustrom in den Griff bekommen, wenn wieder mehr als 11.000 Menschen kommen, wie es im vergangenen Jahr der Fall war. Jetzt sind unsere Flüchtlingszentren zu 70 Prozent ausgefüllt. Der Hauptstrom kommt über die Grenze zur Türkei. Die Kommunikation zwischen den für die Migrationskontrolle und die Unterbringung der Migranten zuständigen staatlichen Behörden ist sehr gut“, so der Vorsitzende der bulgarischen Staatlichen Agentur für Flüchtlingsfragen Nikola Kasakow.
Seinen Worten zufolge sind die europäischen Staaten derzeit vor einer der größten Herausforderungen für ihre Sicherheit seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gestellt. Er meinte, dass sich der Konflikt in der Ukraine ausweiten könnte. „Mehr noch – Terrororganisationen werben aktiv neue Mitglieder an und ein wesentlicher Teil von ihnen sind junge und gebildete Leute, die in Europa aufgewachsen, jedoch mit Fanatismus und Intoleranz angesteckt sind“, so Nikola Kasakow. „Die EU-Staaten an den südlichen Grenzen, einschließlich Bulgarien, schaffen es nicht mehr allein, mit dieser schwierigen Situation fertig zu werden“, sagte er abschließend.
Übersetzung: Petar Georgiew
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