Ein Workshop für angewandte Kunst, Musik- und Gesangunterricht und Tanz. Das ist ein Teil der Aktivitäten eines Projektes, das die Integration von Flüchtlingen in Bulgarien leichter machen soll. Die Initiative stammt von der Stiftung "Mission Rettung" und wird mit EU-Mitteln finanziert. Skepsis und Misstrauen in der bulgarischen Bevölkerung, Depressionen, Familienkonflikte, die sich aus der Unsicherheit ergeben - all das sind Probleme, die die Flüchtlinge hier haben, ist Iwodor Kowatschew, Gründer der Stiftung, überzeugt. "Wenn wir es schaffen, diesen Menschen das Gefühl zu geben, dass sie hier willkommen sind, werden sie keine Gefahr für unsere Gesellschaft mehr sein", sagt er. Die Aktivitäten aus dem Integrationsprogramm finden in einer der Aufnahmeeinrichtungen in Sofia und im Bildungs- und Kulturzentrum für die Flüchtlinge statt. Angel Kowatschew, der durch "X-Faktor" bekannt wurde, gibt Gitarreunterricht. Über seine Motivation zu helfen, sagt er Folgendes:
"Ich habe festgestellt, dass anderen die Hand zu reichen, eine noble Sache ist", meint der Musiker. "Ich mag es, diesen Menschen Hoffnung zu geben und bin sehr glücklich das in ihren Augen zu sehen. Es inspiriert mich, deswegen bin ich Teil des Projektes geworden. Zunächst dachte ich, dass ich mit meinen 22 Jahren es nicht schaffen werde, mit diesen Menschen etwas zu erreichen, die aus dem anderen Ende der Welt kommen, eine andere Sprache sprechen und eine ganz andere Kultur und Religion haben. Das war eine große Herausforderung, die ich aber gern angenommen habe, weil ich mir gedacht habe, dass die Kunst eine universelle Sprache ist, die leicht zu verstehen sein kann".
Um sich an ihrer neuen Umgebung besser anzupassen, besuchen die Flüchtlinge Sprachkurse für Bulgarisch für Kinder und Erwachsene, Seminare über den Arbeitsmarkt in Bulgarien und in Europa, lernen Unternehmertum und erwerben Computerfähigkeiten. Demnächst sollen auch Schulungen für Zimmermädchen und Näherinnen angeboten werden. Auch psychologische Hilfe wird angeboten und zwar in Form von Familiengruppen für Selbsthilfe.
"Die meisten Flüchtlinge kommen aus dem Iran und Afghanistan", berichtet weiter Iwodor Kowatschew. "Die Iraner haben hier aber leider so gut wie keine Chancen, eine Anerkennung als Flüchtlinge zu bekommen, wahrscheinlich weil es in ihrem Land keinen Krieg gibt. Ganz anders als bei den Syrern, die fast alle anerkannt werden. Dabei berücksichtigt man aber kaum das repressive Regime in dem Iran, das jeden demokratischen Ansatz im Keim erstickt und zwar mit Gewalt. Daher sind unsere Aktivitäten an Flüchtlingen aus dem Iran, Nigeria und Afghanistan gerichtet. Wir haben festgestellt, dass sie sehr positiv eingestellt sind. Alles, was wir tun wird von ihnen mit Dankbarkeit aufgenommen, das motiviert uns sehr, weiter zu machen".
Die junge Kinderärztin aus Nigeria Adetutu, oder Adi, wie man sie bei der Stiftung nennt, nimmt an das Integrationsprogramm teil. Sie ist 2013 aus ihrem Land aus religiösen Gründen geflüchtet und hat dadurch das Leben ihrer Kinder gerettet. Durch die Flucht wurde die Familie aber getrennt - ihr Mann mit den beiden älteren Töchtern ist in England gelandet, sie ist mit der jüngsten Tochter nach Bulgarien gekommen. Zunächst wurde ihr Asylverfahren eingestellt, sie hat aber einen Folgeantrag gestellt, der dann am Ende abgelehnt wurde. Adi will aber nach England zu ihren Kindern. "Sie brauchen mich, jedes mal, wenn wir telefonieren, weinen sie, ich kann aber nichts tun. Ich weiß, dass viele Flüchtlinge illegal weiter nach Europa reisen, ich will das aber nicht tun", sagt sie und weiter:
"Die Stiftung hilft mir viel", sagt die Nigerianerin. "Meine Tochter zum Beispiel besucht einen Kindergarten. Ich bekomme Kleidung, Essen und Hygieneartikel. Wenn ich Probleme habe oder Hilfe brauche, wende ich mich an sie. Früher haben wir monatlich ein wenig Geld von der Flüchtlingsagentur bekommen, nun gibt es nichts mehr. Wir können kaum überleben. Im Bildungszentrum bekommt meine Tochter aber alles, was sie braucht, sogar Tanz- und Musikunterricht. Wir bekommen auch Fahrkarten und medizinische Hilfe. All das erleichtern mein Leben hier. Ich hoffe, dass die Menschen von der Stiftung weiterhin uns unterstützen werden und wünsche ihnen viel Ausdauer für die Zukunft".
Die Bilder wurden von der Stiftung "Mission Rettung" zur Verfügung gestellt
Übersetzung: Milkana Dehler
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