In Bulgarien agieren 28 Banken, deren Gewinne zu den größten in der heimischen Wirtschaft gehören. Es gibt nur wenige Industrieunternehmen, die monatliche Gewinne in Höhe von einigen Dutzend Millionen Euro erzielen. Bei Finanzinstituten ist das aber die Regel.
Bevor der Zinssatz für die Einlagen in den Keller stürzte und entsprechend auch die Darlehnszinsen spürbar sanken, erzielten die Banken ihre Gewinne hauptsächlich durch ihre Aktiva – Kreditvergabe, Investitionen in Wertpapieren, Operationen auf den Finanz- und Devisenmärkten und ähnliches. Die jüngsten Angaben der bulgarischen Zentralbank BNB weisen jedoch aus, dass die Banken nunmehr eher ihre Kunden anzapfen und zwar mittels verschiedenen Gebühren. Nur so können sich die Banken weiterhin die hohen Gehälter für ihre Angestellten, luxuriöse Büros etc. leisten und noch dazu weiterhin hohe Gewinne erzielen.
Die Zahlen sagen aus, dass fast die Hälfte der immensen Gewinne aus Dienstleistungsgebühren generiert wird. Und dabei sind diese Dienstleistungen kaum besser oder mehr geworden, was eine Erhöhung der Gebühren rechtfertigen würde. Im Gegenteil! Die Kunden sehen sich bei etlichen Geldoperationen weiterhin genötigt, von Schalter zu Schalter zu gehen. Als Neuheit wurden das E-Banking und die kontaktlosen Kreditkarten eingeführt, wobei wiederum dafür meist neue Gebühren verlangt werden. Und so beliefen sich die Bankgewinne in den ersten zwei Monaten dieses Jahres auf rund 100 Millionen Euro. Diese Spitzenleistung ist nicht weiter verwunderlich, wenn man sich vor Augen führt, dass beispielsweise für eine Überweisung einer Steuer an den Staat in Höhe von 20 Euro ganze 2 Euro Überweisungsgebühr einkassiert werden – das sind ganze 10 Prozent Reingewinn. Das kann kein anderer Wirtschaftszweig jemals erreichen.
Die andere Hälfte der Bankgewinne stammt aus dem immens hohen Unterschied zwischen Kredit- und Einlagenzinsen. Bankeinlagen bringen ihren Eigentümern fast keinerlei Gewinne, da der Leitzinssatz auf null Prozent gedrückt wurde. Bei den Krediten sehen die Zinsen aber ganz anders aus und drehen sich um die 10 Prozent. Also auch hier ein 10prozentiger Gewinn.
Es ist aber auch wahr, dass die Banken großen Risiken ausgesetzt sind und sehr vorsichtig mit dem Geld ihrer Kunden umgehen müssen. Sicherheit und niedriges Risiko für die Anleger kommt teuer. Daher auch die hohen Gehälter der Bankmanager, die um das 5 bis 6fache höher sind, als das des Premierministers des Landes.
All das schürt natürlich die negativen Stimmungen der Öffentlichkeit gegen die Banken und ihre Manager, in denen man ähnlich den Rechtsanwälten wahre Blutsauger sieht. Derzeit laufen umfangreiche Überprüfungen der Qualität der Bankaktiva, bzw. der gewährten Kredite. Die Ergebnisse sollen im August dieses Jahres bekannt werden. Vieles spricht dafür, dass der Bericht negativ ausfallen wird und mehr schlechte Kredite ans Tageslicht kommen, als angegeben. Der Staat hat nicht von ungefähr für dieses Jahr nahezu eine Milliarde Euro beiseite gestellt, die in Not geratene Banken gepumpt werden soll.
Diese in der Luft schwebende Unsicherheit veranlasst die Finanzinstitute noch anspruchsvoller und vorsichtiger bei Kreditvergaben zu sein. Das macht die Unternehmer und Bürger nicht sonderlich glücklich und untermauert das negative Image der Banken und ihrer Manager. Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Banken nur Geld wollen und wenn sie dennoch welches anbieten, dann geschehe es, wenn man es nicht braucht, oder es wird den „falschen“ Leuten gegeben. Die Erinnerungen an die vor zwei Jahren pleite gegangene Kooperative Handelsbank sind noch frisch. Sie wurde laut einigen Behauptungen von ihrem Eigentümer und ihm nahestehenden Personen ausgepumpt und zahlen mussten schließlich alle, denn der Staat war gezwungen, eine Anleihe in Milliardenhöhe aufzunehmen, die die Außenverschuldung erhöhte.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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