Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Der malende Geiger Micho Dimitrov

4
Foto: Wida Pironkowa und Privatarchiv

Der bulgarische Geiger Micho Dimitrov wurde 1956 in der südbulgarischen Stadt Plowdiw geboren. Er besuchte die dortige Musikschule und danach die Musikakademie in Sofia. Seine Begabung blieb nicht unbemerkt und er gewann bereits früh bedeutende Preise auf internationalen Musikwettbewerben, wie „Tschaikowski“ in Moskau und „Fritz Kreisler“ in Wien. Später setzte Micho Dimitrov seine Ausbildung bei Yfrah Neaman an der Guildhall School of Music in London fort. Danach wirkte er als Konzertmeister in Plowdiw, wie auch in Hilversum, Niederlanden, wo er bis heute lebt und arbeitet. Er kommt aber noch oft nach Bulgarien, um Meisterklassen in verschiedenen Großstädten zu leiten, aber auch um seine neuesten Werke zu zeigen, denn sein größtes Hobby ist das Malen. Er malt die „Kathedralen seiner Musik“, wie er selbst sagt. 2013 wurde er vom Bulgarischen Nationalen Rundfunk zum Musiker des Jahres ausgerufen. Im Mai dieses Jahres beging der malende Geiger Micho Dimitrov seinen 60. Geburtstag.

Die Jahre vergehen“, sagt er seufzend. „Am 20. Mai habe ich das 70. Lebensjahrzehnt begonnen. Mein Jubiläum begann mit einer Ausstellung und einem Kammerkonzert – Musiker der Stiftung „Konsonanz“ spielten für mich in der Galerie „Traktat“ in Plowdiw. Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen und spielte auch etwas. Eines der größten Ereignisse für mich war jedoch meine Teilnahme an der 52. Ausgabe des Internationalen Kammerfestivals in Plowdiw. Ich spielte in Begleitung meiner langjährigen Kollegin, der Pianistin Violetta Popova. Wir trugen Werke vor, die in verschiedenen Abschnitten meines Lebens eine Bedeutung für mich gespielt haben.

Micho Dimitrov erzählte uns mehr über seine Erinnerungen an seinen Lehrer Yfrah Neaman:

Yfrah Neaman lernte ich 1978 auf dem Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau kennen“, sagt der Geiger. „Wenige Monate später gewann ich auf dem Kreisler-Wettbewerb in Wien den Sonderpreis und er bot mir ein Stipendium des British Council an, woraufhin ich im Frühjahr 1980 für drei Jahre nach England reiste, um mich dort weiterbilden zu lassen. Danach bot man mir die Stelle des Konzertmeisters der Plowdiwer Philharmonie an. 1988 ging ich dann in die Niederlande, wo ich das Ausschreiben für den Posten des Konzertmeisters des Rundfunk-Philharmonieorchesters gewann. In dieser Position arbeitete ich ganze 25 Jahre. In den letzten Jahren habe ich mich der Pädagogentätigkeit verschrieben und leite auch Meisterklassen, obwohl ich weiterhin konzertiere.

Wie ist Micho Dimitrov zum Malen gekommen, wollten wir von dem Geiger wissen. Und warum malt er gerade Kathedralen?

Wir Musiker können uns bestenfalls als Koautoren fühlen, real betrachtet sind wir jedoch nur Interpreten“, erzählt der malende Geiger. „Ich kann keine einzige Note bei Mozart verändern und muss das Stück so spielen, wie er es vor 250 Jahren vor mir geschrieben hat. Und so kam in mir das Verlangen auf, etwas Eigenes zu schöpfen. Das Interessante dabei ist, dass es mich nicht zur Musik, sondern zur bildenden Kunst zog. Die Malerei ist zu meinem Hobby geworden und ich kann nun ganz nach Belieben improvisieren. Was die Themenwahl anbelangt, muss ich zugeben, dass mich die mittelalterliche und die antike Architektur schon immer stark beeindruckt haben. Auch Ruinenlandschaften sind sehr reizend. Es ziehen mich altehrwürdige Stätten an, an denen einst die Menschen bestimmte Rituale vollführten. Die Musik vernachlässige ich aber keinesfalls. Ich hoffe, dass ich in Bulgarien eine eigene Klasse aufbauen kann, mit der ich ständig arbeiten kann. Ansonsten leite ich in meiner Heimat jährlich fünf Meisterklassen. Ich kenne fast alle begabten Kinder der letzten zwei Generationen. Nach einer Periode des Verfalls erleben wir nun erneut eine Art Renaissance. Es gibt sehr begabte Kinder und ich höre ihnen immer liebend gern zu. Ich hoffe innigst, dass es tatsächlich zu einer Wiedergeburt kommt und wir unser Wissen und unsere Fähigkeiten an die nächsten Generationen weitergeben können, denn etwas anderes können wir nicht“, sagte abschließend der malende Geiger Micho Dimitrov.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos: Privatarchiv



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

Galerie

mehr aus dieser Rubrik…

Dimitar Radew Waltschew - „Geh unter“

Es wird angenommen, dass das Lied „Geh unter, helle Sonne“ seit mindestens fünf Jahrhunderten als Melodie existiert. In unserem Land ist es mit einem Text beliebt, der in der von Ljuben Karawelow zusammengestellten Sammlung von Volksliedern..

veröffentlicht am 01.12.24 um 11:05
Teodora Martschewa

Teodora Martschewa - „Hölle“

Der 25. November wurde 1999 auf Initiative der Vereinten Nationen zum Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen erklärt. Die Idee besteht darin, dass Regierungen, internationale Organisationen und NGOs die öffentliche Aufmerksamkeit..

veröffentlicht am 27.11.24 um 14:20

Robi - „Still“

Roberto Nikolow, bekannt als Robi greift mit seinem Song „Still“ ein wichtiges gesellschaftliches Thema auf. Auch hier geht es um die Liebe und Zerbrechlichkeit des Lebens und wie wichtig es ist, im Straßenverkehr vorsichtig zu sein. Die..

veröffentlicht am 25.11.24 um 08:40