Seit Mittwoch dieser Woche befindet sich wieder eine Mission des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Bulgarien, der regelmäßig die wirtschaftliche Lage im Land überprüft. Diesmal konnten die Gastgeber die ausländischen Wirtschaftsexperten angenehm überraschen und ihnen gute Nachrichten mitteilen, auf die sie nicht ohne Grund stolz sein können. Nicht nur Premierminister Bojko Borissow, sondern auch seine politischen Gegner sowie unabhängige Experten sind der Ansicht, dass die bulgarische Wirtschaft schon lange nicht mehr in solch gutem Zustand war, wie derzeit.
Die IWF-Fachleute aus Washington mit Reza Baqir an der Spitze kommen gerade zu einer günstigen Zeit, da unlängst die Stresstests, denen die Banken des Landes unterzogen wurden, mit positiven Ergebnissen zu Ende gingen. Etliche hatten mit Bange die Resultate erwartet, denn einerseits war die angeblich überwundene Krise in vollem Gang und andererseits erinnerte man sich noch zu lebhaft an die Pleite gegangene Kooperative Handelsbank, bei der sprichwörtlich bis zur letzten Sekunde vor dem Absturz sichtlich alles bestens lief. Die Ängste erwiesen sich jedoch als unbegründet und den Banken wurde ein äußerst stabiler Zustand bescheinigt, auch wenn der Leitzinssatz bei null liegt. In einem Zeitraum von sieben Monaten haben die Banken einen Gewinn von 460 Millionen Euro verzeichnet, was als gutes Ergebnis gewertet wurde. Diese Tatsache wird unweigerlich die Experten des Fonds beeindrucken, die in Punkto bulgarische Finanzen besonders empfindlich reagieren. Der IWF wird nicht so schnell vergessen, dass er Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gezwungen war, Bulgarien finanziell unter die Arme zu greifen, nachdem das Land und seine Banken angestürzt waren. Heute ist alles in Butter und das nicht nur im privaten Finanzbereich. Um die öffentlichen Finanzen ist es ebenfalls gut bestellt und in den Staatshaushalt fließt immer mehr ein, so dass sogar ein Überschuss verzeichnet wird. Und diese Nachricht wird sich in die Ohren der IWF-Vertreter wie Balsam ergießen.
Die Rosa-Wirtschaftskennziffern werden von einer Reihe weiterer Tatsachen ergänzt, die noch vor kurzem eher utopisch anmuteten. So wurde z.B. ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von ganzen 3 Prozent erzielt, während die Arbeitslosigkeit auf 7 Prozent gesunken ist. Die Führungspolitiker in Sofia werden es ferner nicht versäumen, auf die Fiskalreserve hinzuweisen, die mit ihrem Umfang von über 6 Milliarden Euro wahrhaft riesig für ein Land wie Bulgarien ist. Ferner boomt es in diesem Jahr wieder im Tourismus, der als eine der größten Einnahmequellen des Staates gilt.
Trotz all dieser Freudentöne, klingen auch bedrohliche Akkorde durch, wie beispielweise die Inflation, bzw. Deflation und die Außenverschuldung, die weiterhin steigt. Die Inflation mit Minuszeichen ist aber schwächer geworden und die Verschuldung ist ihrerseits von bedrohlichen Proportionen noch weit entfernt, mit denen andere europäische Länder zu kämpfen haben.
Es darf aber nicht der Eindruck entstehen, dass in Bulgarien eine reine Wirtschaftsidylle herrscht und alles wie geschmiert läuft. Als bedeutendstes Problem, wirtschaftlich, wie auch sozial steht nach wie vor die Armut. Bulgarien gilt als ärmstes Land Europas mit der ärmsten Bevölkerung. Dieses Problem lässt sich wiederum nicht in ein, zwei Jahren, auch nicht in ein oder zwei Jahrzehnten lösen. Diese Wahrheit ist dem IWF bewusst. Den Experten ist es wichtiger zu sehen, dass sich das Land in die richtige Richtung bewegt. Und darüber herrschen keine Zweifel.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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