Um ein Bild malen zu können, braucht man nicht unbedingt Pinsel und Farbe. Dieser Ansicht ist Kremena Manewa aus Russe und beweist es auch – sie näht ihre Bilder mit der Nähmaschine. Unter ihren geschickten Händen entstehen Landschaften und sogar Portraits. Von weiten betrachtet sehen sie wie Ölbilder oder Pastellzeichnungen aus. Jede Naht mit einem farbigen Zwirnsfaden kommt einem Pinselstrich gleich. Als Leinwand dienen edle Stoffe, wie Satin, Taft oder andere feingewebte durchscheinende Stoffe. Für jedes Bild braucht sie etwa einen Monat. Alle Bilder sind Unikate, die vor allem im Ausland Absatz finden.
„Auf diese Idee bin ich ganz zufällig gekommen. Es ergab sich, dass ich auf einmal sehr viele verschiedenfarbige Zwirne und Stoffschnipsel hatte, die aus Nähfirmen stammen und mir fiel ein, dass ich daraus Applikationen nähen könnte“, erzählt Kremena Manewa.
„Mit der Zeit wurden die Arbeiten so kompliziert, dass sie Bildern glichen. Langsam entfielen die Stoffapplikationen und es blieben die farbigen Nähte, die Relief in die Oberfläche brachten. Die Farb- und Tiefen-Wirkung verstärkten sich. Wenn das jeweilige Bild fertig genäht ist, wird es in einen passenden Rahmen eingelegt. Das geschieht mit ledernen oder Stoffstreifen bzw. Schüren. Alles geschieht in Handarbeit.“
Mit der Zeit ging Kremena Manewa dazu über, ihre Zwirne selbst einzufärben, um die benötigten Nuancen zu erzeugen. Die Sujets wurden zunehmend schwieriger, aber auch schöner. Portraits seien am schwierigsten anzufertigen, da sich der Stoff verziehe und damit auch die Gesichter, meint sie. Jede Idee und jeder Auftrag seien eine Herausforderung. Leider sei das Interesse in Bulgarien recht schwach, weil ein solches Bild allein wegen des teuren Materials und der aufwendigen Arbeit recht teuer sei. Es gab sogar eine Periode, wo sie alles hinschmiss, doch der künstlerische Drang in ihr zwang sie wieder zur Arbeit. Sie entdeckte neue Möglichkeiten:
„Seit einigen Jahren mache ich auch kleinere Sachen“, sagt die Kunstnäherin. „Es sind wiederum Einzelstücke und sie entstehen ebenfalls ausschließlich in Handarbeit. Es sind Buchumschläge und Tablet-Hüllen, Lesezeichen bis hin zu Kerzenständern, Dekotellern, Vasen… Ich male auch auf Glas, nähe ebenso Handtaschen und verschiedene Applikationen. Diese finden den größten Ansatz. Frauen lieben es halt, etwas zu haben, was keine andere hat. Die Applikationen sind abstrakt; manchmal auch mit floralen Motiven.“
Was macht Kremena Manewa am meisten Freude?
„Am meisten gefällt mir, meine Ideen kreativ umzusetzen“, sagt sie. „Der Weg zum fertigen Produkt macht mir Spaß. Wenn es noch dazu etwas ganz Neues ist, eine Neuheit sozusagen, dann habe ich auch am Fertigprodukt meine besondere Freude.“
Kremena Manewa schmiedet keine großen Pläne für die Zukunft. Sie lässt sich eher vom Augenblick, von der momentanen Eingebung leiten. Demnächst wird sie sich wieder an Handwerksausstellungen und Basaren beteiligen, auf denen sie ihre Meisterschaft im Nähen von Bildern demonstrieren wird.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Privatarchiv
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