Computerspiele, wie „FarmVille” sind wahrlich nicht die einzige Möglichkeit, mit der Landwirtschaft wenigstens in virtuellem Kontakt zu treten. Die bulgarische Plattform „AgroRegal“ bietet regelrecht eine Börse für landwirtschaftliche Erzeugnisse, auf der alle Landwirte, vor allem aber die Kleinbauern ihre Produkte anbieten können.
Das Projekt realisierten Milen Markow, der für den finanziellen Teil verantwortlich ist, und Swetlin Popow, der die technische Umsetzung übernommen hat. Wie kamen sie auf die Idee, fragten wir die jungen Projektentwickler.
„Die Idee ist etwa drei Jahre alt“, sagt Milen Markow. „Meine Frau und ich erwarteten unser erstes Kind, als sie meinte, dass wir uns künftig nach frischem Obst und Gemüse umschauen müssten, da die Produkte, die in den Supermärkten angeboten werden, eine eher zweifelhafte Qualität besitzen und auch ihr Ursprung unklar ist. Also begab ich mich auf die Suche nach kleinen landwirtschaftlichen Produzenten, was mir große Mühe bereitete. Es wurde mir klar, dass eine entsprechende Plattform fehlt und das im digitalen Zeitalter. Da beschloss ich, eine solche Plattform zu schaffen.“
Damit wurde der Anfang der Internetseite „AgroRegal“ gesetzt. Nunmehr steht sie und die Landwirte bieten in ihr ihre Produkte mit Fotos und Beschreibungen an. Die Abnehmer können sie über eine angegebene Kontaktadresse erreichen – nicht nur online, sondern können auch direkt dorthin fahren. So kann man sich vergewissern, dass das Obst und Gemüse auch tatsächlich aus Bulgarien stammt. Die Nutzung der Plattform ist vorläufig für ein halbes Jahr unentgeltlich.
Fiel es schwer, die landwirtschaftlichen Märkte in den virtuellen Raum zu übertragen, fragten wir weiter Milen.
„Es stellte sich heraus, dass genau jetzt die richtige Zeit dafür ist“, erklärt der Projektentwickler. „Die Digitalisierung hat in der Landwirtschaft begonnen und den Produzenten ist klar geworden, dass es ohne eine Präsenz im Internet nicht gehen wird. Wir unsererseits schlüpfen nicht in die Rolle der Vermittler zwischen Käufer und Verkäufer; wir bieten lediglich eine Plattform dafür an. Wir wollen beiden Seiten helfen und nicht durch Vermittlergebühren reich werden.“
Emil Todorow aus der nordwestbulgarischen Stadt Warschetz gehört zu jenen Kleinproduzenten, die das „AgroRegal“ bereits nutzen. Er bietet getrocknete Apfelbeeren an.
„In Bulgarien ist es leider so, dass die Zwischenhändler den größten Gewinn einstreichen wollen“, klagt er. „Aus diesem Grund biete ich nun meine Produktion in diesem Internetportal an. Es stellt gerade für die Kleinbauern eine gute Möglichkeit dar, auf dem Markt präsent zu sein und zu einem annehmbaren Preis ihre Produkte zu verkaufen.“
Das „AgroRegal“ findet zunehmend mehr Anhänger. Es mangelt aber auch nicht an Kritik, die vor allem die Benutzerfreundlichkeit betrifft, denn besonders die Landwirte in den kleinen Gemeinden haben nur wenig Erfahrungen im Umgang mit Computern und Internet. Als eine Herausforderung erwies sich ferner, das nötige Vertrauen zu gewinnen. Doch bereits eine Woche nach der Eröffnung der Seite, denken ihre Entwickler über künftige Schritte nach.
„An erster Stelle werden wir versuchen, möglichst viele landwirtschaftliche Produzenten zu erreichen“, sagt Milen Markow. „Ganz ohne Einführungslehrgänge wird es nicht gehen, denn viele der Produzenten sind in einem höheren Alter und werden nun zum ersten Mal mit dem Internet konfrontiert. Wir werden ihnen erklären müssen, welche Vorteile sie aus der Nutzung der Plattform ziehen können. Ferner werden wir uns verstärkt an mobile Städter wenden.“
„Auch denken wir an eine mobile Anwendung“, fügt sein Entwicklungspartner Swetlin Popow hinzu. „Unsere Seite soll für alle und überall zu jeder Zeit erreichbar sein. Wir sind maximal bestrebt, den Menschen entgegenzukommen und nicht ausschließlich unsere Vorstellung umzusetzen.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Luisa Lazarova und agroregal.com
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