Die Premiere des neuesten Animationsfilms von Teodor Uschew „Physik der Schwermut“ war zweifellos einer der Akzente des Kinofestivals „Kinomania 2019“. Der nach dem gleichnamigen Roman von Georgi Gospodinow gemachte Film dauert 27 Minuten und wurde von Rossif und Donald Sutherland auf Englisch synchronisiert. In der französischen Fassung gehören die Stimmen ebenfalls einem Vater und seinem Sohn: Xavier Dolan-Tadros und Manuel Tadros. Der Trickfilm wurde im September und Oktober auf Filmfestivals in den USA und Kanada präsentiert, hat bereits 5 internationale Preise abgeräumt, darunter auch den Sonderpreis des Toronto International Film Festival.
Teodor Uschew hat diesen Film seinem Vater, dem Künstler Assen Uschew gewidmet, der nicht mehr unter den Lebenden weilt. Der Film befolgt nicht exakt die Sujetlinie des Romans. Obwohl er viele autobiographische Elemente aus dem Leben von Teodor Uschew enthält, bezeichnet ihn dieser als ein „Film-Labyrinth“, als „Zeitkapsel“ und Film für diejenigen, die „in der Welt umherschweifen, ohne sich selbst gefunden zu haben“. Roter Faden ist die Verbindung zwischen Vater und Sohn und das wurde selbst bei der Vertonung des Films befolgt.
Die bulgarische Erstaufführung des Animationsfilms „Physik der Schwermut“ fand im großen Saal des Nationalen Kulturpalasts in Sofia statt und war Teodor Uschew gewidmet. Vorher kam das bulgarische Publikum in den Genuss einer weiteren Premiere – die eines Kinokonzerts nach Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, bei dem die Universität der Künste in Tokio mit Hilfe eine spezielle Software zu Hilfe gezogen hat. Für die Präsentation des musikalisch-visuellen Projekts ist extra ein Team aus Japan angereist, um Bild und Ton – und zwar die Livemusik des „Quatro Ensemble“ mit dem Violinist Iwan Petschew als Solisten – zu synchronisieren. Die experimentellen Animationen zum beliebtesten Werk des italienischen Komponisten stammen von den weltbekannten Trickfilmzeichnern Teodor Uschew (Bulgarien/Kanada), Priit und Olga Pärn aus Estland, Atsushi Wada aus Japan und Anna Budanowa aus Russland.
Wenige Stunden zuvor organisierte Daniel Nentschew im Literaturklub „Die Feder“ im Nationalen Kulturpalast ein Treffen zwischen Freunden und Fans von Teodor Uschew und Georgi Gospodinow. Namhafte Film- und Literaturschaffende äußerten sich zum Schaffen der beiden Autoren von Weltrang. Während dieser Veranstaltung wurde auch die achte Ausgabe von Georgi Gospodinows Roman „Physik der Schwermut“ mit Illustrationen von Teodor Uschew vorgestellt.
Eigentlich ist der Animationsfilm „Physik der Schwermut“ bei weitem nicht die erste gemeinsame Kinokollaboration der beiden begabten Bulgaren.
„Bei einem Gespräch haben mir meine Freunde Antoaneta Batschurowa und Wladi vorgeschlagen, einen Film aus einer der Erzählungen aus Georgi Gospodinows Buch „Und andere Geschichten“ zu machen“, erinnert sich Teodor Uschew. „Ich habe mich für „Die blinde Wajscha“ entschieden und Finanzierung aus Frankreich gesichert, weil die Finanzierung aus Bulgarien auf sich warten ließ. Der Film wurde für den Oscar nominiert. Und da inzwischen auch die Finanzierung aus Bulgarien gesichert war, haben wir zusammen zwei weitere Filme kreiert. Wer weiß, vielleicht nehmen wir auch noch einen vierten in Angriff.“
Teodor Uschew erzählte, dass die Kunstwissenschaftlerin Galina Lardewa, eine Mitschülerin von ihm, ihn mit Georgi Gospodinow zusammengebracht hat. Später hat ihm Georgi Gospodinow mitgeteilt, dass sie ihm ans Herz gelegt habe, Teodor Uschew kennenzulernen, weil sie viele Gemeinsamkeiten hätten. „Am Anfang war das Wort“, heißt es ja bekanntlich.
„In unserem Fall war am Anfang die Sensibilität“, ergänzt Georgi Gospodinow. „Teo stammt aus Kjustendil, ich aus Jambol, beides kleine Städte. Der Kontakt zwischen uns ist dank „Physik der Schwermut“ zustanden gekommen. Teo hat mir geschrieben, als das Buch erschienen ist… Es gibt Momente, in denen man etwas liest und sofort weiß, dass man sich mit diesem Menschen ohne viel Worte verstehen wird. Und das Beste dabei ist – wir haben uns nie gestritten. In Bulgarien kommt es selten vor, dass eine kleine Gemeinschaft oder zwei Menschen im Laufe von Jahren zusammenarbeiten, ohne sich zu streiten oder von anderen zerstritten zu werden. Ich hoffe, dass das so bleibt! Miron Iwanow, ein etwas in Vergessenheit geratener Schriftsteller, hat etwas sehr Schönes gesagt: „Das Großartigste an der Kathedrale „Notre-Dame de Paris“ ist, dass sie ganze 400 Jahre gebaut wurde und dass die Menschen im Laufe dieser vier Jahrhunderte der gleichen Meinung waren. Mehrere Generationen haben das von ihnen Geschaffene weitergegeben, ohne sich zu streiten und ohne es wieder zu zerstören. So werden Kathedralen gebaut.“
Beim Treffen mit ihren Fans haben Teodor Uschew und Georgi Gospodinow Hunderte Exemplare der achten Ausgabe des Buches „Physik der Schwermut“ unterschrieben, das von Georgi Gospodinow geschrieben und von Teodor Uschew illustriert wurde.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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