Eine erfolgreiche Karriere und eine glückliche Mutterschaft unter einen Hut zu bringen – das mag für manch einen unmöglich erscheinen. Vielen Frauen gelingt das aber, trotz der ständigen Opfer und des ungleichen Kampfes mit der Zeit und ihrem eigenen Gewissen. Diesen Weg hat auch Denitsa Laffchieva beschritten, geführt von ihrer Liebe zur Musik und zu ihrer Familie.
Nach der Geburt ihres Sohnes hat sie sich dazu durchgerungen, nicht mehr die erste Klarinette in „Sinfonia Finlandia“ zu spielen, um sich ihrem Kind zu widmen. Das Rad ihres Berufslebens ließ sich aber nicht aufhalten und drehte sich weiter. Der kleine Aleksis war erst zwei Monate alt, als Denitsa Laffchieva bereits auf Festivals in New York, Nizza und Monaco spielte. Der Terminkalender ihres Ehemannes Alexander Zemtsov für die kommenden Jahre war bereits ausgefüllt. Aus diesem Grund hat sie oft ihre Großmutter begleitet, was aber nicht immer möglich war.
„Mit ihrer Hilfe oder auf mich selbst gestellt - ich habe es irgendwie geschafft. Das Kind tummelte sich ständig zwischen den Stühlen auf der Bühne und den leeren Instrumentenkoffern“, erinnert sie sich. An dieser Stelle sei gesagt, dass Denitsa Laffchieva zu den bekanntesten Klarinettisten ihrer Generation gehört. Sie blickt auf Hunderte von Konzerten als Solistin und Kammermusikerin zurück, hat mehrere Konzerte in der Wigmore Hall, der Carnegie Hall (Weill Recital Hall), im Musikverein und anderen gegeben. Sie unterrichtet in Italien und Niederösterreich, wo sie Direktorin einer Musikschule ist. Ansonsten wohnt die Familie in Wien. Was hat ihren Alltag in den letzten Jahren noch ausgefüllt, wollten wir von ihr wissen.
„Ich unterrichte zusammen mit vielen anderen berühmten Musikern an der Musikakademie „Talent Music Master Courses“ in Brescia. Leider sind wir in letzter Zeit öfter online. Wenn Präsenzunterricht erlaubt ist, reise ich natürlich nach Italien. Seit ungefähr einem Jahr bin ich zudem künstlerische Leiterin der Sommer-Musikakademie, die an der bulgarischen Schwarzmeerküste veranstaltet wird - in Burgas und Sosopol. Im Jahr 2020 mussten die Meisterklassen vollständig online sein. Ich hoffe sehr, dass dieses Jahr alles gut wird, denn es werden prominente Musiker bei uns zu Gast sein.“
Das Gespräch mit Denitsa haben wir in der Nationalen Musikakademie „Pantscho Wladigerow“ in Sofia geführt, wo sie und ihr Sohn die Viola-Meisterklasse von Alexander Zemtsov besucht haben – am Tag, nachdem er ein Konzert der Sofia Philharmonie dirigiert hatte, wo Mischa Maisky Solist war.
„Jedes Mal, wenn ich die Musikakademie betrete, ist das für mich sehr bewegend“, gesteht Denitsa. „Ich hatte das Glück, ab dem 14. Lebensjahr Klarinette bei Prof. Petko Radew zu studieren. Unser Unterricht fand hier statt. Ich bin in diesem Gebäude aufgewachsen, war mehrere Male in der Woche hier, es war mein Zuhause. Ich habe die Musikschule absolviert und an der Musikakademie in einem akademischen Jahr gleich zwei Studienjahre auf einmal belegt. Danach habe ich in Wien (als Stipendiatin der „Herbert von Karajan Stiftung“) studiert, habe an der „Royal Academy of Music“ in London promoviert. Aber nur meinem bulgarischen Diplom habe ich es zu verdanken, dass ich als Musikpädagogin anerkannt werde und jetzt weltweit unterrichten kann. Den jungen Menschen, die sich auf ein Studium im Ausland vorbereiten, würde ich Folgendes raten: Ihr dürft unsere Ausbildung nicht unterschätzen, denn sie ist wirklich auf allerhöchstem Niveau.“
Denitsa Laffchieva führt ein turbulentes Leben voller Verantwortlichkeiten und gesteht:
„Es ist schwer. Wir arbeiten in verschiedenen Ländern und bis vor kurzem habe ich meinen Mann kaum gesehen. Während der Pandemie haben wir uns zum ersten Mal wie andere Familien gefühlt. Es ist uns bewusst geworden, dass wir vor 10 Jahren keinen Fehler gemacht haben - wie wir gern zum Spaß sagen. Und unser Sohn kann mehr Zeit mit seinem Vater verbringen, was früher schwierig war. Andererseits macht der Umstand, dass wir beide sehr beschäftigt sind, jedes unserer Treffen zu etwas ganz Besonderem und Schönem“, sagt sie.
Vor wenigen Tagen hat sie zusammen mit der Pianistin Maria Prinz auf Einladung des bulgarischen Kulturinstituts in Wien „Haus Wittgenstein“ und seiner Direktorin Prof. Rumjana Konewa einen besonderen Frühlingsgruß für alle Fans aufgenommen, die Kunst und Schönheit zu schätzen wissen.Übersetzung: Rossiza Radulowa
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