„In dem Moment, in dem man sehr gut in etwas wird, kommt unweigerlich das Einkommen. Die Welt braucht alle Arten von Menschen, die die unterschiedlichsten Dinge tun“, rät einer der Spezialisten für Karriereentwicklung in Bulgarien. Die Frage aber ist, was uns der Arbeitsmarkt derzeit bieten kann. In letzter Zeit lässt die Nachfrage nach IT-Experten nach und ein großer Teil der freien Stellen ist in der Industrie, und zwar hauptsächlich in der verarbeitenden Industrie angesiedelt, teilte die Arbeitsagentur Ende 2022 mit. Wie sich herausstellt, klagen Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen über Personalmangel. Am größten ist die Nachfrage nach Maschinenbedienern, nach mittel- und hochqualifiziertem technischen Personal. Außerdem besteht ein ständiger Mangel an medizinischen Fachkräften, Krankenschwestern und Ärzten sowie an Lehrern im Bildungssystem. Auch die Land-, See- und Luftverkehrsunternehmen brauchen dringend Personal. Sehr gefragt sind Menschen mit wirtschaftlichen Fachkenntnissen, Buchhalter, Finanzexperten usw.
„Die Studie hat gezeigt, dass der bulgarische Arbeitsmarkt im Jahr 2023 mehr als 200.000 Arbeitskräfte und Spezialisten mit Kenntnissen und Kompetenzen in verschiedenen Berufsrichtungen benötigen wird“, sagte Dobrin Iwanow, Exekutivdirektor der Vereinigung des Industriekapitals in Bulgarien und weiter:
„Die Arbeitslosigkeit in Bulgarien ist derzeit auf einem historischen Tiefstand; wir hatten noch so wenig Arbeitslose. Sie sind weniger als 150.000 an der Zahl und es sind auch keine wirklich Arbeitslosen, denn die überwiegende Mehrheit von ihnen ist nicht auf der Suche nach Arbeit, d. h. sie sind nicht wirtschaftlich aktiv. Dementsprechend verzeichnen wir eine Rekordbeschäftigung und auf dem Arbeitsmarkt herrscht seit Jahren ein Arbeitskräftemangel. Es gibt viele Stellenangebote, aber kein Personal, egal ob qualifiziert oder nicht. Das wirkt sich auch auf die Löhne aus, die letztes Jahr ebenfalls im Rekordtempo nach oben geschnellt sind. Unsere Vereinigung hat eine Umfrage unter 864 kleinen, mittleren und großen Unternehmen durchgeführt. Daraus ging hervor, dass 30 Prozent der Arbeitgeber planen, neue Arbeitskräfte einzustellen, wobei sich jedoch die Frage stellt, ob der Arbeitsmarkt diese Arbeitskräfte auch sichern kann. Andererseits gehen 40 Prozent der Arbeitgeber davon aus, dass sie Mitarbeiter entlassen müssen und etwa 20 Prozent sagen, dass sich die Zahl ihrer Mitarbeiter nicht ändern wird. Im Moment sind wir in einer Situation, in der die Arbeitnehmer im Vorteil sind, denn die Nachfrage nach Arbeitskräften ist größer als das Angebot und diese Situation wird sich auch im neuen Jahr halten“, so Dobrin Iwanow.
Aus den Daten des Nationalen Statistikamtes geht auch hervor, dass Bulgarien beim durchschnittlichen Lohnwachstum für 2022 führend ist. Der Anstieg beträgt mehr als das Dreifache oder mehr im Vergleich zu den westeuropäischen Ländern, in denen die Löhne viel langsamer steigen. „Das ist auch eine Folge der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, wo zwar neue Arbeitsplätze geschaffen werden, es aber schwierig ist, Mitarbeiter zu finden“, erläutert Dobrin Iwanow.
„Die Anhebung des Mindestlohns ab dem 1. Januar ist nicht gering, er wurde um fast 10 Prozent erhöht. Ja, die Gewerkschaften und einige der parlamentarischen Parteien wollten eine größere Erhöhung. Wenn man aber zu diesen 780 Lewa die gesetzlich vorgeschriebene zusätzliche Summe für abgeleistete Dienstjahre dazurechnet, kommt man auf ein Gehalt fast 900 Lewa, was mehr als 50 Prozent des Durchschnittslohns ist. Unser Appell an die Arbeitnehmer ist, nicht vom Staat oder den Gewerkschaften eine Erhöhung des Mindestlohns zu erwarten, sondern sich um eine zusätzliche Qualifizierung zu bemühen, um produktiver, besser und effizienter arbeiten zu können. In dieser Hinsicht geht der Trend dahin, dass die Löhne weiter zügig wachsen werden. Das hat auch unsere Umfrage gezeigt: Die meisten Arbeitgeber sind zwar pessimistisch, was das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 angeht, sind aber der Ansicht, dass die Löhne weiterhin um rund 10 Prozent pro Jahr steigen werden.“
Unternehmen arbeiten gern in einem ruhigen und vorhersehbaren Umfeld. Ein solche günstige Lage ist aber in absehbarer Zukunft nicht zu erwarten. Im Gegenteil, die instabile politische Lage im Land sorgt bei den Arbeitgebern für Pessimismus.
„Diese Lohnerhöhungen für die Beschäftigten schwächen die bulgarischen Unternehmen, da sie ihnen die Mittel für Investitionen entziehen. Das geht auch aus den Daten des Nationalen Statistikamtes über die Ausgaben der Unternehmen für langfristige Aktiva hervor. Gerade wegen der gestiegenen Lohnkosten gehen sie Jahr für Jahr zurück. Weitere negative Faktoren sind die gestiegenen Stromkosten und die Energiekrise im Jahr 2022 sowie die schleppende Reaktion des Staates bei der Entschädigung der Unternehmen. Wir hoffen, dass es mit den Beschlüssen des Ministerrats und der Volksversammlung auf Entschädigung im gesamten Jahr 2023 kein solches Problem geben wird“, so Dobrin Iwanow abschließend.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: BGNES, Vereinigung des Industriekapitals in Bulgarien, Freepik.com, Archiv
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