Seit 2005 führt die Deutsch-Bulgarische Industrie- und Handelskammer (DBIHK) alljährlich eine Umfrage unter ihren Mitgliedern über das wirtschaftliche Klima in Bulgarien durch. Eine solche Befragung findet gleichzeitig in 15 Ländern Mittel- und Osteuropas statt. Der DBIHK gehören 108 Firmen an, vornämlich kleine und mittlere Unternehmen.
Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer (53%) schätzt die Wirtschaftslage in Bulgarien als zufriedenstellend ein. 44 Prozent erwarten eine Verbesserung der allgemeinen Wirtschaftslage in diesem Jahr. Nahezu zwei Drittel (63%) hoffen auf bessere Wirtschaftsergebnisse, vor allem mittels einen Anstieg des Exports und mehr Investitionen bis Ende 2018. Nach Angaben der Bulgarischen Nationalbank beliefen sich im vergangenen Jahr die deutschen Investitionen in Bulgarien auf 130,7 Millionen Euro.
Als eine der grundlegenden Herausforderungen vor den deutschen Unternehmen in Bulgarien erweist sich der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Fast die Hälfte der deutschen Firmen will neue Mitarbeiter einstellen, doch solche sind nicht zu finden, denn Bulgarien nimmt auch in diesem Jahr nach der Qualität der akademischen Ausbildung den letzten Platz ein. Die Investoren sehen eine Lösung des Problems im Zurückholen der Bulgaren aus dem Ausland, der Einstellung von Arbeitnehmern aus Drittstaaten und Investitionen in die Ausbildung. Eine gewisse Verbesserung sei einzig in der Berufsausbildung zu bemerken.
Ein nicht minder wichtiges Problem für die deutschen Unternehmen in Bulgarien ist die Tatsache, dass Bulgarien auch innerhalb der Korruptionsbekämpfung den letzten Platz in Mittel- und Osteuropa einnimmt. Das Fehlen von Transparenz bei der Vergabe öffentlicher Aufträge wird ebenfalls als eine negative Tatsache hervorgehoben. Der Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Bulgarischen Industrie- und Handelskammer Dr. Mitko Vassilev zählte weitere Hürden vor den deutschen Unternehmen in Bulgarien auf:
„Rechtssicherheit – hierbei befinden wir uns unter den Durchschnitt und die Einschätzungen sind am kritischsten. Hinsichtlich des Kampfes gegen Korruption und Kriminalität – diesbezüglich herrscht große Unzufriedenheit: sehr unzufrieden sind 44 Prozent und lediglich 6 Prozent zeigen sich zufrieden Die Transparenz innerhalb der öffentlichen Ausschreibungen – wir liegen an vorletzter Stelle vor der Slowakei“, führt Dr. Vassilev aus.
72 Prozent der Umfrageteilnehmer sind unzufrieden mit den Fortschritten innerhalb des Kampfes gegen Korruption und Kriminalität. Auch der Zustand der Infrastruktur wird bemängelt. Nur ungenügend ist das Vertrauen in die öffentliche Verwaltung gestiegen. Es gibt jedoch auch positive Tendenzen: die Zufriedenheit über die politische und soziale Stabilität in Bulgarien liegt leicht über dem Durchschnitt für Mittel- und Osteuropa. Was die Steuerlast und die Arbeitskosten anbelangt, liegt Bulgarien für ein weiteres Jahr an der Spitze (erster und zweiter Platz) im Vergleich zu den 15 Ländern in Mittel- und Osteuropa, in denen die Umfrage parallel durchführt wurde.
Was die bulgarische EU-Ratspräsidentschaft anbelangt, gehen die Meinungen auseinander. 44 Prozent sehen in ihr einen Katalysator für die Wirtschaft; genauso viele sind eher skeptisch eingestellt.
Zusammengestellt von: Wladimir Wladimirow