Im Mittelpunkt unserer heutigen Sendung stehen Beeren – eine wertvolle Schöpfung der Natur, welche die Menschen seit Jahrtausenden nutzen, die aber immer noch nicht zu 100 Prozent erforscht sind und uns immer wieder aufs Neue überraschen. Gleich erfahren Sie mehr über die gesunden kleinen Beeren und Wildfrüchte!
Bei unseren Streifzügen durch die herbstlich bunte Natur stoßen wir vielerorts auf Sträucher, die mit dekorativen Beeren behangen sind und einen wahren Augenschmaus darstellen. Allerdings sind viele dieser Beeren auch ein Schmaus für unser Immunsystem, das sich zu Beginn der kalten Jahreszeit rüstet, Erkältungen und Infektionskrankheiten zu trotzen. Einer unserer besten und treuesten Helfer in diesem Unterfangen ist die Hagebutte. Ihre prallen roten Früchte leuchten von fern aus dem Gebüsch und nur die wenigsten können der Verlockung widerstehen, sie zu pflücken. Eins sollte man allerdings wissen – die Hagebuttensträucher geben ihre Früchte nicht gerne her und man muss den einen oder anderen Kratzer in Kauf nehmen, um an die wertvollen Hagebutten zu kommen. Wenn man aber bereit ist, diese kleine Unpässlichkeit im Kauf zu nehmen, wird man reich dafür belohnt, denn Hagebutten enthalten reichlich Vitamin C – nämlich fünf mal mehr als Zitronen, sowie die Vitamine A, B1, B2 und viele wertvolle Mineral- und Gerbstoffe. Sie helfen bei Erkältungen, Venenleiden, Appetitlosigkeit, Zahnfleischbluten und verbessern die Sauerstoffversorgung der Körperzellen.
Obwohl die Hagebutten auch roh gegessen werden können, sollte man Vorsicht walten lassen, denn die Früchte enthalten feine Härchen, die bei Hautkontakt Juckreiz verursachen. Deshalb werden zerriebene Hagebutten von Lausbuben auch gern als Juckpulver benutzt. Am besten wäre es, die Hagebutten zu entkernen und im Backofen bei einer Temperatur von bis zu 40 °C zu trocknen. Der daraus bereitete Tee erhöht die Abwehrkräfte, erfrischt und kräftigt, steigert die Konzentrationsfähigkeit, lindert Nieren- und Blasenleiden, fördert die Ausscheidung von Giftstoffen aus dem Körper und wird deshalb auch gegen Gicht, Rheuma und bei Arthrose verwendet. Eine ähnliche Wirkung zeigen auch Hagebuttenwein, Mus, Nektar, Liköre und Marmelade aus Hagebutten. Hagebuttenmarmelade ist in Bulgarien besonders beliebt und geschätzt. Zu sozialistischen Zeiten, als die Regale noch nicht so voll waren wie heutzutage, war Hagebuttenmarmelade ein Muss für Schleckermäuler. Sie wurde nicht nur in Gläsern verkauft, sondern auch kiloweise als feste Konsistenz, die mit dem Messer geschnitten werden konnte. Viele Rentner trauern dieser Marmelade immer noch nach, denn nun ist sie nicht mehr zu erstehen. Die gängige Marmelade kann man aber auch derzeit in den Geschäften kaufen oder auch selbst zubereiten, falls man den großen Aufwand, der damit verbunden ist, nicht scheut. Zu diesem Zwecke werden die geputzten und gewaschenen Hagebutten gekocht, mehrmals durch ein Sieb gerieben, damit die feinen Härchen entfernt werden und danach mit Zucker zu Marmelade verkocht.
Hagebuttensträucher gibt es hierzulande überall und viele Arbeitslose und Rentner nutzten den Herbst, um Hagebutten zu sammeln und zu verkaufen und so ihre Finanzen aufzubessern. Manche übertreiben es aber und beginnen bereits im Sommer, die noch unreifen Früchte zu pflücken. Deshalb wurde 2007 in Bulgarien ein Gesetz verabschiedet, das die Ernte von Hagebutten bis zum 20. August verbietet. Schließlich sollen nur reife und hochwertige Hagebutten zu Heil- und Lebensmitteln verarbeitet werden.
In Dänemark ist man übrigens wegen der rapide steigenden Nachfrage dazu übergegangen, wilde Hagebutten zu züchten – mehr als 100 Hektar Land werden in Dänemark mit Hagebutten bepflanzt. Hagebutten sind in fast allen im Handel verfügbaren Früchtetees vorhanden. Wenn Sie aber direkt aus der Natur schöpfen wollen, schreiben Sie sich ein einfaches Rezept für einen stärkenden und leckeren Herbsttee auf, liebe Hörer: gleiche Teile Hagebutten und Lindenblüten werden miteinander vermengt. Zwei Teelöffel aus dieser Mischung werden mit 250 ml kaltem Wasser übergossen. Fünf Minuten ziehen lassen, danach 5 bis 10 Minuten kochen. Besonders schmackhaft und gesund wird der so zubereitete Tee, wenn man ihn mit Honig versüßt. Trinken Sie sich gesund!
Nicht nur Hagebutten, sondern auch andere Wildfrüchte und Beeren sind reich an gesunden Inhaltsstoffen. Sie fördern den Stoffwechsel und die natürlichen Abwehrkräfte, kräftigen die Lungen, stärken das Herz und die Gefäße, regen die Nieren- und Leberfunktion an. Alle Beeren enthalten sehr viel Vitamin C, Pektin, Fruchtsäuren, Fruchtzucker und viele wertvolle Farb- und Schutzstoffe, die auch Parasiten und Hautleiden wirksam bekämpfen können. Nehmen wir beispielsweise den schwarzen Holunder, der den Germanen heilig war. Auch in Bulgarien ist dieser Strauch weit verbreitet und seine Blüten und Beeren sind sehr beliebt. Aus den angenehm duftenden Blüten wird fiebersenkender und lindernder Tee sowie schmackhafter Sirup zubereitet und aus den reifen Beeren werden Sirup und Marmelade gekocht, die das Immunsystem stärken und gegen Reizhusten und Bronchitis helfen. Roh sollte man die Beeren allerdings nicht essen, da sie – genau wie alle anderen Teile der Pflanze - den Farbstoff Sambucyanin enthalten, der Brechreiz verursachen kann. Beim Erhitzen verliert Sambucyanin aber seine Giftwirkung. Dieser natürliche violette Farbstoff wird übrigens als intensives Färbemittel in der Lebensmittelindustrie eingesetzt – vor allem für Süßigkeiten und Molkereiprodukte. In Bulgarien nutzten ihn umweltbewusste Hausfrauen auch zum Färben von Wolle, Stoffen und Ostereiern.
Im Spätherbst, wenn der erste Frost bereits gefallen ist, begeben sich Naturfreunde auf die Suche nach Schlehen. Denn der Frost macht die anfangs noch sauren und herben Beeren süß. Daraus lassen sich köstliche Marmeladen, Fruchtwein und Liköre herstellen, die sich an kalten Wintertagen vorzüglich zum Aufwärmen eignen. Die Früchte der Schlehe sind außerdem harntreibend, leicht abführend, entzündungshemmend und appetitanregend. Die beste Erntezeit für Schlehen ist der November. Sollte man sie aber doch vor dem Frost pflücken, wäre es ratsam, sie für einige Stunden ins Gefrierfach zu stellen und nach dem Auftauen weiter zu verarbeiten.
Erwähnenswert ist, dass sich aus der Rinde der Schlehe Tinte gewinnen lässt. Im Mittelalter wurde in den Klöstern solche Dornentinte bei der Abschrift von Dokumenten in den Skriptorien benutzt. Da sie aber nicht lichtbständig ist, geriet sie mit der Zeit in Vergessenheit.
Nicht nur die Menschen benutzen die Schlehenbüsche als lebenden Stacheldraht und Nahrungslieferant. Schlehen sind auch für Vögel, Wildtiere und Insekten Schutzgehölz und wichtige Nahrungsquelle. Fast 140 Kleinlebewesen finden im Schlehenbusch Schutz und Nahrung, davon allein 73 Kleinschmetterlinge. Deshalb wird die Schlehe auch als Schmetterlingspflanze bezeichnet. Aber auch rund 20 Vogelarten ernähren sich von den Früchten der Schlehe. Der Strauch blüht schon recht früh im Frühjahr, noch bevor er Blätter treibt und versorgt Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und sonstige Rauscher mit Blütenstaub und Nektar. Auch für junge Raupen stellen seine Blätter eine wertvolle Nahrung dar. Besonders werden die Blüten der Schlehe aber von Schmetterlingen und goldglänzenden Rosenkäfern besucht. Nicht von ungefähr wurde diese Tatsache im bulgarischen Volkslied „Ein Käfer auf der Schlehe saß“ besungen. Hören Sie einen kurzen Ausschnitt aus diesem beliebten scherzhaften Lied in der Darbietung von Pawel Sirakow.
Eine andere Beere, die in Bulgarien einen hohen Stellenwert hat, ist die Blaubeere. Die heimischen Blaubeeren werden übrigens in Europa als die besten ihrer Art geschätzt, denn sie haben ein unvergleichliches Aroma und enthalten sehr viele Nähr- und Heilstoffe. Deshalb finden sie an den Börsen in Italien und Deutschland reißenden Absatz. Spanier und Niederländer sind auf den Geschmack der heimischen Blaubeeren gekommen und selbst in den USA wird bulgarische Blaubeerkonfitüre verkauft. Blaubeeren schmecken aber nicht nur gut, sondern enthalten auch entgiftende Gerb- und Krebsschutzstoffe. Sie fördern die Blutbildung, töten Kolibakterien ab, helfen bei Blasenschwäche, Magenschmerzen und Durchfall, bei Diabetes, Nachtblindheit und Lichtempfindlichkeit und verbessern die Sehkraft. Allerdings sollte man die Beeren vor dem Konsum gut abwaschen, weil man sich beim Verzehr ungewaschener Beeren einen Fuchsbandwurm zuziehen kann. Deshalb ist es ratsam, die Beeren zu kochen. Hierzulande werden Blaubeeren vor allem für die Zubereitung von Saft und Konfitüre benutzt, doch auch in der Lebensmittelindustrie finden sie in diversen Fruchtjogurts, Eiscremes etc. Anwendung. Jeden Sommer ziehen viele Familien und Arbeitslose in die Berge, um Blaubeeren für den Eigenbedarf oder für Handelszwecke zu pflücken. Seit 2002 wurden Erntetermine und Quoten eingeführt – jeder Pflücker darf nur bis zu 10 kg Blaubeeren ernten und das erst, nachdem die Erntesaison ausgerufen wird – Spezialisten aus den jeweiligen Naturschutzgebieten, in denen die Blaubeeren gedeihen und Wissenschaftler von der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften werten ab, ob die Früchte bereits erntereif sind und geben dann den Start der Blaubeerernte bekannt – meistens ist das Anfang August. Bevor die Pflücker aber losziehen, müssen sie sich auch einen Schein zulegen, der kostenlos ist und den sie nach Tagesablauf wieder zurückgeben müssen. Auf diese Weise versucht man, die Leute zu kontrollieren und zu motivieren, die Bestände an Blaubeeren vor Vernichtung und Bränden zu schützen. Zugleich kann man auch feststellen, wie viel Beeren geerntet werden. Ein Großteil der bulgarischen Blaubeeren wird exportiert – im Durchschnitt sind es etwa 150 Tonnen pro Jahr. Beim Pflücken von Blaubeeren benutzen manche Leute einen Blaubeerkamm – es handelt sich dabei um einen Kasten mit einem Kamm, der die Beeren von den Sträuchern abstreift. Allerdings werden dabei auch unreife Beeren und Blätter abgerissen und die Pflanzen verletzt. Um dieser Methode entgegenzuwirken, werden in den Annahmestellen nur reife Beeren abgenommen – sollten die Lieferung auch nur wenige unreife Früchte enthalten, wird sie aussortiert. Außerdem werden die Quoten so verteilt, dass mindestens 10 Prozent der Blaubeeren für Vögel, Füchse, Bären, Marder und Wildziegen übrig bleiben, da diese in der freien Natur lebenden Tierarten sich unter anderem auch mit Blaubeeren ernähren.
Unbedingt erwähnen sollten wir auch die Kornelkirschen – in Bulgarien werden sie roh gegessen oder zu Säften, Sirup und Kompott verarbeitet. In manchen Landesteilen werden Kornelkirschen auch getrocknet und im Winter als Dörrobst oder warmer Kompott verzehrt. Kornelkirschen enthalten mehr Vitamin C als alle Obst- und Gemüsesorten, die es in Bulgarien gibt. Sie sind ein bekanntes Volksmittel gegen Durchfall und werden vor allem bei Kindern und Senioren eingesetzt, denen starke Pillen und Antibiotika schaden könnten. Früher wurden aus Kornelkirschen auch Wein, Essig und Schnaps gemacht. Da dieser Strauch der erste ist, der im Frühjahr weithin leuchtende gelbe Blüten trägt, symbolisiert er in Bulgarien die Gesundheit schlechthin und wird im traditionellen Neujahrsgebäck Baniza eingearbeitet. Derjenige aus der Familie, der die Knospen der Kornelkirsche in seinem Stück Blätterteiggebäck findet, darf sich im kommenden Jahr auf gute Gesundheit freuen. Damit es aber auch den anderen Familienmitgliedern gut geht, schlagen die bulgarischen Kinder den Erwachsenen mit geschmückten Kornelkirsch-Zweigen symbolisch auf den Rücken und wünschen ihnen in Versform oder Liedern viel Gesundheit und Wohlergehen. Aus dem harten Holz der Kornelkirsche werden in Bulgarien bis auf den heutigen Tag strapazierfähige Stiele für Werkzeuge, Knöpfe, Spazierstöcke und Sonstiges gefertigt und die jungen Ruten benutzt man zum Flechten von schmucken Körben. Ein Kornelkirschenbaum kann ein Alter von 100 Jahren erreichen, es gibt aber auch einzelne Exemplare, die mehrere Hundert Jahre alt sind. Nicht von ungefähr wird diese Pflanze in Bulgarien also so sehr geachtet.
Relativ neu für die Verbraucher in Bulgarien ist die Apfelbeere oder auch Aronia genannt. Diese ursprünglich in Nordamerika beheimatete wertvolle Beere erfreut sich einer schnell wachsenden Beliebtheit unter den Bulgaren, denn sie enthält wertvolle Farb- und Wirkstoffe, vor allem aber Vitamin C und Vitamin K. In den heimischen Geschäften wird Aronia als Fruchtsaft und konzentrierter Fruchtsirup angeboten. Diese Heilpflanze beugt Krebs, Herz- und Kreislauferkrankungen vor, senkt den Cholesterinspiegel, verbessert das Langzeitgedächtnis, hilft bei Nieren- und Blasenerkrankungen und unterstützt die Entschlackung des Organismus. Nicht von ungefähr erhalten die Kosmonauten als Wegzehrung ins Weltall auch Aronia. Aronia wird wegen ihrer kräftigen roten Farbe auch in der Lebensmittelindustrie verwendet. Ein Liter Aroniasaft kann eine Tonne Wasser rosa färben.
Die Blüten und Früchte des Weißdorns werden in Bulgarien ebenfalls sehr geschätzt, denn sie helfen nachweislich bei Herz- und Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Nervosität und Schlafstörungen. In den heimischen Apotheken wird eine Tinktur aus Weissdorn, Minze und Baldrian verkauft, die bei leichteren Beschwerden gute Wirkung zeigt. Natürlich sind wildwachsende Himbeeren, Walderdbeeren, Brombeeren und viele andere mehr ebenfalls sehr beliebt. Im Unterschied zu ihren gezüchteten Artgenossen haben sie ein viel stärkeres Aroma und größere Heilkräfte.
Eins sollten Sie beim Pflücken von Beeren und Wildfrüchten aber unbedingt beachten – sammeln Sie sie nicht in der Nähe von Feldern und Obstplantagen, auf denen Pflanzen- und Insektenschutzmittel eingesetzt werden, vermeiden Sie Autobahnen und stark befahrene Straßen, waschen Sie die Früchte vor dem Verzehr gründlich ab und lassen Sie die Finger von Beeren, die Sie nicht kennen, denn genau wie bei den Pilzen gibt es unter ihnen attraktive, aber sehr giftige Pflanzen, die sehr gefährlich sein können. Mit diesem sehr ernst gemeinten Tipp wollen wir die heutige Rubrik beenden. Natürlich ist hiermit bei weitem nicht alles über die Beeren gesagt, falls Sie aber neugierig geworden sind, finden Sie bestimmt viel Lektüre zu diesem Thema, die nicht nur ein angenehmer Zeitvertreib ist, sondern auch Ihrer Gesundheit von Nutzen sein wird. Viel Spaß beim Schmökern!
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