Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

AKW Belene: RWE steigt aus - was nun?

Foto: BGNES
Der Essener Energiekonzern RWE ist aus dem Atomkraftwerks-Projekt Belene in Bulgarien ausgestiegen. Das Abkommen mit der Bulgarischen Energieholding sei am Mittwoch wegen nicht gelöster Finanzierungsfragen des Projekts gekündigt worden, hieß es.

RWE hatte 49 Prozent am Belene-Projekt gehalten. Als Gründe für den mehr oder weniger erwarteten Ausstieg nannte RWE die Wirtschaftskrise, die mangelnde finanzielle Ausstattung und die noch nicht erfolgte abschließende Einigung mit dem russischen Bauunternehmen Atomstroyexport. Sicherheitsfragen unter anderem zum russischen Anlagenkonzept hätten keinen Ausschlag für den Ausstieg gegeben, erklärte RWE. Kritiker hatten auch immer wieder betont, dass Belene in einem erdbebengefährdeten Gebiet liege. Die Umweltschützer im In- und Ausland bezeichneten den Ausstieg als Erfolg.

Trotz des Ausstiegs des deutschen Energieriesen RWE hält Bulgarien an seinen Plänen für das Atomkraftwerk Belene fest und sucht nun nach neuen Investoren. Es werde eine internationale Ausschreibung geben, kündigte Wirtschafts- und Energieminister Trajtscho Trajkow in Sofia an. Unter anderem werde über eine mögliche Beteiligung französischer, italienischer und russischer Unternehmen beraten, sagte der Minister. Wenn sich Investoren fänden, werde auch gebaut, wenn nicht – dann lassen wir es sein, sagte Trajkow. Zugleich betonte er, das Projekt sei nicht "entscheidend" für den Energiemix des Landes.

Gleich mit der Meldung über den RWE-Ausstieg begannen die Mutmaßungen, wer der ausländische Investor anstelle des deutschen Energieriesen treten könnte. Nach der Visite des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi vor wenigen Wochen in Sofia gilt als fast sicher, dass der italienische Energiekonzern "Enel" einsteigen könnte, zumal die Italiener bereits offiziell Interesse bekundet hatten.

Die seit Ende Juli amtierende neue konservative bulgarische Regierung kündigte mit ihrem Amtsantritt an, die Energiepolitik des Landes grundlegend zu überdenken. Das schließt auch den geplanten Bau des zweiten Atomkraftwerks an der Donau ein. In Belene sollen zwei Reaktorblöcke mit einer Leistung von je 1000 Megawatt für mindestens 4 Milliarden Euro entstehen. Experten rechnen jedoch mit der doppelten Investitionssumme. Mit den Bauarbeiten ist die russische Staatsfirma Atomstroyexport beauftragt, die Kontrollsysteme soll ein deutsch-französisches Konsortium der Firmen Siemens und Areva liefern. Das Kernkraftwerk soll laut Vertrag bis 2015 gebaut werden und Atomstroyexport hatte bereits mit finanziellen Folgen gedroht, sollte das Projekt verzögert werden.

Wegen des Ausstiegs von RWE forderte die oppositionelle Sozialistische Partei in Sofia den Rücktritt von Wirtschafts- und Energieminister Trajtscho Trajkow. Eine Verzögerung oder sogar ein Scheitern des Projekts würde zum finanziellen Verlust für Bulgarien in Milliardenhöhe führen, hieß es in einer Erklärung.
По публикацията работи: Vessela Vladkova


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Lukoil Neftochim Burgas

FT: Lukoil verkauft Neftochim in Burgas an katarisch-britisches Konsortium

Der russische Mineralölkonzern Lukoil plant den Verkauf seiner bulgarischen Raffinerie in Burgas. Es ist die größte auf dem Balkan, schreibt die Financial Times (FT).  Das Geschäft soll bis Ende 2024 bekannt gegeben werden. Lukoil habe..

veröffentlicht am 06.11.24 um 12:54
Rumen Radew und  Jesús Caballero

Jesús Caballero ist Manager des Jahres 2024 in Bulgarien

„Sollte die politische Krise anhalten, werden die entgangenen Gewinne ein Level erreichen, ab dem die bulgarische Wirtschaft aufgrund der sich abzeichnenden Defizite in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen, Infrastruktur, Regionalentwicklung und..

veröffentlicht am 05.11.24 um 10:50

Die politische Instabilität ist eine große Herausforderung für deutsche Investoren in Bulgarien

Die deutsche Wirtschaft schrumpft, die Regierung rechnet mit einem Rückgang von 0,2 Prozent des BIP. Einer der Hauptgründe dafür sind ungelöste strukturelle Probleme im Zusammenhang mit der mangelnden Energiesicherheit, der übermäßigen Bürokratie..

veröffentlicht am 24.10.24 um 12:12