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Umwelt für Anfänger: Wie werde ich die Dreckschleuder los – in 20 Jahren?

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Das Werk Kremikowzi bei Sofia
Endlose Reihen verrostete Metallkonstruktionen, baufällige Gebäude, Hunderudel, hier und da auftauchende Silhouetten. Überall nur graue Asche, es riecht nach Metallstaub und Benzol. Das ist das Eisenhüttenwerk Kremikowzi - der einstige industrielle Stolz der sozialistischen Volksrepublik Bulgarien. Die Dreckschleuder, die über Jahrzehnte Boden, Luft und Wasser in der Hauptstadt Sofia und Umgebung vergiftete atmet nicht mehr.

Erbaut wurde das Eisenhüttenwerk 1963, Stahlerzeugnisse aller Art wurden produziert. Sowie stickige Rauchwolken aller Farben des Regenbogens. „Kremikowzi“ ist ein ökologisches Desaster, schlagen bulgarische Umweltschützer seit Jahren Alarm. Laut Prof. Maria Slatewa, Präsidentin der Umwelt-NGO „Intereco“, ist der Boden um „Kremikowzi“ jetzt mit Schwermetallen verseucht.

„Hauptverschmutzer sind die Giftstoffe Kadmium, Quecksilber, Blei und Arsen. Die Verschmutzung erfolgt durch die Ablagerungen von Staub und Aerosolen beim Hochofenverfahren und durch die Erzschlammdeponien “.

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Ein typisches Bild: rauchende Schlote

Zu seinen besten Zeiten erwirtschaftete Kremikowzi etwa zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts, 20.000 Arbeiter hatten hier einen Job. Mit dem Zerfall des Ostblocks verlor aber Kremikowzi seinen Markt. Mit einem Haufen Schulden wurde das Kombinat 1999 für nur 1 Dollar privatisiert. Nach sechs Jahren systematisch Ausplünderung ging es 2005 an den indischen Stahlproduzenten Pramod Mittal, auch er versprach hohe Investitionen, doch die blieben bis heute aus.

So hatte Bulgarien vor dem EU-Beitritt nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ökologischen Desaster, dessen schädliche Emissionen die zulässigen Werte um ein vielfaches überstiegen, weiß Maria Slatewa zu berichten.

„Als 2007 Kremikowzi eine komplexe Umweltgenehmigung beantragt hatte, wurde festgestellt, dass die Metallstaub-Emissionen, die die Schlote des Stahlwerks in die Atmosphäre bliesen, die zulässigen Werte um das 150-fache überstiegen.
Infolgedessen sind die Böden in den umherliegenden Dörfern zu 100 % mit Arsen, einem der gefährlichsten Giftstoffe, verschmutzt. In einer Umweltanalyse wurde sogar empfohlen, dass die Bevölkerung eines anliegenden Dorfes umgesiedelt werden solle, weil alles dort vergiftet sei.“

Die Welle der Unzufriedenheit bei den Bürgern aus Sofia und den Stahlarbeitern machte sich der damalige Oberbürgermeister von Sofia und gegenwärtiger Premier Bojko Borissow zu eigen und trat in den Kommunalwahlkampf 2008 mit der Forderung an, das Monstrum Kremikowzi zu schließen. Druck kam auch von Brüssel: Sollte die Dreckschleuder bis 2014 nicht nach EU-Umweltstandards modernisiert werden, müsste sie endgültig geschlossen werden.

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Eine Lösung für das insolvente Werk muss schnell her

Mit einer halben Milliarde Euro Gesamtschulden und zwei Strafverfahren von der EU-Kommission wegen Nichterfüllung der EU-Umweltkriterien, ging Kremikowzi in diesem Sommer endlich in die Insolvenz. Der Ökonom Georgi Angelow vom Institut „Offene Gesellschaft“ sieht jetzt zwei Perspektiven:

„Wenn der internationale Stahlmarkt wieder anzieht, könnte vielleicht Kremikowzi oder wenigstens ein Teil davon erhalten werden. Die andere, und meiner Meinung nach günstigere Variante ist, dass das Kombinat als Stahlwerk geschlossen und in etwas anderes umwandelt wird: eine umweltfreundliche Produktion, ein Wohnungskomplex oder Büro- und Technologiepark. Die Frage ist nur, dass es in Zeiten der Krise kaum jemanden gibt, der in das Kombinat investieren will.“

Offen bleibt auch die ökologische Seite des Problems. Prof. Slatewa sieht Licht am Horizont:
„Angesichts der gemachten Analysen muss Kremikowzi geschlossen werden. Als Ökologe bin ich überzeugt, dass wir die Gesundheit der Menschen zugunsten von Arbeitsplätzen nicht gefährden dürfen.
Die Umweltschutzorganisationen waren und sind hier aktiv, es fehlte aber immer der Wille der Regierungen. Jetzt haben wir die Hoffnung, dass die neue Regierung das ökologische Problem „Kremikowzi“ endlich lösen wird.“

In ganz Europa gebe es keinen Staat, der in seiner Hauptstadt eine solch umweltverschmutzende Fabrik akzeptiere und zwei Millionen Menschen vergiften ließe, kritisierte Bojko Borissow als Oberbürgermeister von Sofia. Jetzt, 20 Jahre nach der Wende, muss er als Premier die Dreckschleuder los werden - hoffentlich jetzt und nicht erst in 20 Jahren.

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По публикацията работи: Mihail Dimitrov


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