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Vom Sozialheim in Familien

„Vision zur Deinstitutionalisierung von Kindern“. So heißt eine nationale Strategie in Bulgarien, die darauf abzielt, Kinder ohne elterliche Fürsorge, wie geistig und körperlich behinderte Kinder aus den Heimen zu holen und in ein passendes soziales Umfeld zu integrieren. Partner des Projekts sind die staatliche Kinderschutzagentur und die Sozialhilfeagentur. Finanzielle Unterstützung kommt vom operationellen Programm „Menschliche Ressourcen“.

Hinter „Deinstitutionalisierung“ verbirgt sich nichts anderes, als der Abbau institutioneller, organisatorischer und bürokratischer Formen der Fremdverwaltung des Lebens sozial benachteiligter und behinderter Menschen. Erste Erfolge liegen auf der Hand – bereits einige Waisenheime wurden geschlossen und die Kinder in Wohngruppen familiären Typs eingegliedert.

Doch noch gibt es viel zu tun – die Statistik belegt es: In Bulgarien gibt es drei Gruppen von Kinderheimen: für Kinder ohne elterliche Fürsorge im Alter bis drei Jahre, in denen 2.334 Kinder untergebracht sind; für Kinder zwischen drei und 18 Jahre mit 3.440 Kindern und für Kinder mit geistigen und körperlichen Behinderungen mit 896 Kindern. Die Angaben stammen vom vergangenen Jahr. Milena Marinowa teilte uns Einzelheiten über die Maßnahmen mit. Sie ist Chefexpertin in der Sozialhilfeagentur.

„Die Schließung einer Institution, wie es die Heime sind, ist ein langwieriger Prozess. Als erstes müssen die konkreten Bedürfnisse eines jeden Kindes fachmännisch eingeschätzt werden. Es muss geprüft werden, inwieweit die Kinder in ihre Familien zurückkehren können. Für jene, die nicht ihren leiblichen Eltern übergeben werden können, muss ein alternatives Familienumfeld in Betracht gezogen werden. Nichts kann eine Familie ersetzen. Wir müssen also so gut wie möglich an das familiäre Leben herankommen. Das ist aber nicht leicht. Es gibt bestimmte Modelle, die wir nutzen, wie Wohngruppen mit bis zu 10 oder 15 Kindern.“

Die Wohngruppen befinden sich nicht wie die althergebrachten Heime vernab jeder urbanen Struktur, sondern nahe belebter Stadtzentren, was die Kommunikation der Kinder erleichtert. Milena Marinowa erzählt uns über zwei geschlossene Heime, die sich nahe des nordwestbulgarischen Dorfes Rabischa und der nordöstlichen Ortschaft Osenetz befinden: „In beiden Heime liefen die Dinge unterschiedlich ab. Die Kinder des Heimes bei Rabischa konnten alle ausnahmslos familiär untergebracht werden – einige wurden adoptiert, andere konnten zurück zu ihren leiblichen Eltern, oder deren Verwandte. Dieses ausgezeichnete Ergebnis konnte im Heim bei Osenetz nicht erzielt werden. Lediglich einige wenige Kinder konnten wieder in ihre Familien zurückkehren und so wurden Wohngruppen gebildet. In der Stadt Rasgrad wurden spezielle Häuser gebaut, in denen die Kinder unter sehr guten Bedingungen untergebracht wurden. Sie leben in der Stadt selbst, haben es nicht weit zur Schule und auch zu medizinischen Einrichtungen. Sie sind also nicht von der Öffentlichkeit isoliert. Solche Häuser wurden auch in Belogradtschik gebaut, die für die Kinder aus Rabischa gedacht waren, die aber Gott sei Dank alle familiär untergebracht wurden. Nunmehr werden dort andere Kinder leben.“

Beim südwestbulgarischen Dorf Gorna Kosnitza befindet sich eines der Heime für behinderte Kinder. Dieses befindet sich im Prozess der Auflösung. Das gilt auch für das Heim für geistig behinderte Kinder beim Dorf Strascha in der Nähe der nordostbulgarischen Stadt Targowischte. Etliche Kinder wurden bereits in geschützten Wohnungen untergebracht, andere wiederum in Sonderinstitutionen. Es geht vor allem darum, die Kinder in ein besseres Umfeld zu bringen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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