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Bulgarischer Campingtourismus mit Aufholbedarf

Laut Angaben des Europäischen Statistikamtes EUROSTAT ist der bulgarische Campingtourismus europäisches Schlusslicht.
Foto: Weneta Nikolowa
In Europa hat sich der Campingtourismus als profitable Industrie etabliert. Immer mehr Europäer machen den „Urlaub im Grünen“ zu ihrer Lebensmaxime. Jeden Sommer sind sie kreuz und quer in Europa auf der Suche nach einem neuen gemütlichen Flecken Erde, wo sie in ihren Zelten oder Wohnwagen inmitten der Natur entspannen können. Wenn die Reisenden nach Bulgarien kommen, sind sie jedoch überrascht ... und manchmal auch enttäuscht. Denn in Bulgarien entsprechen nur wenige Campingplätze europäischem Standard. Die anderen sind in erbärmlichem Zustand.

Laut Angaben des Europäischen Statistikamtes EUROSTAT ist der bulgarische Campingtourismus europäisches Schlusslicht. 2008 schlugen hierzulande nicht mehr als 68.000 Camper ihre Zelte auf. Das entspricht lediglich 0,4 Prozent aller Übernachtungen in den bulgarischen Urlaubsdomizilen im besagten Zeitraum. In Dänemark, wo es bedeutend kälter ist, haben 43 Prozent der Touristen ihre Ferien im Freien verbracht.

Auch mit seinen 13 Campingplätzen liegt Bulgarien laut EUROSTAT EU-weit auf dem vorletzten Platz. Offenbar wurden dabei lediglich die in europäischen Caravaning-Netzen erfassten sanierten Plätze berücksichtigt, denn die Zahl einheimischen Campingplätze ist bedeutend höher. Das Problem ist, dass einige dieser Plätze seit 20 Jahren nicht saniert wurden und der Camper einen gewissen Diskomfort in Kauf nehmen muss, wenn er dort sein Zelt aufschlagen will. Ganz zu schweigen von Dutzenden nicht genutzten Plätzen aus der Zeit des Sozialismus, deren Bungalows allmählich zerfallen.



Die Transformation hat dem bulgarischen Campingtourismus arg zugesetzt. Der unkontrollierte Hotelbau, der die bulgarische Schwarzmeerküste und die Gebirge bis zur Unkenntlichkeit verändert hat, machte auch um diese Oasen der jungfräulichen Natur keinen Bogen. Dort wo einst Zelte und Bungalows standen, entstanden mehrstöckige Luxushotels mit Kasinos, Bingo-Sälen und Diskotheken.

Ungeachtet dessen gibt es in Bulgarien gut ausgestattete Campingplätze, die sich nicht über ausbleibende Gäste beklagen können. Auf einem Trip entlang der südlichen bulgarischen Schwarzmeerküste können sie sich davon überzeugen. In der sommerlichen Hochsaison platzen einige Campingplätze nahe Burgas und Sosopol aus allen Nähten. Den Betreibern zufolgen, seien sie bereits im Frühjahr ausgebucht. Wie beispielsweise der Campingplatz „Arapja“ – ein Kultplatz für Liebhaber von Urlaub unter dem Sternenhimmel.

„Wohnwagen, Zelte – gegenwärtig ist alles ausgebucht“, erklärt Toni Naskowa, Eigentümerin eines kleinen Ferienhauses in unmittelbarer Nachbarschaft der Anlage. „Wenn überhaupt, kann man höchstens für zwei-drei Nächte einen Platz finden. Alles ist seit Monaten ausgebucht. Nur die Restaurants und Essbuden haben weniger Gäste. Offensichtlich müssen die Leute sparen. Hier campen auch Ausländer, die immer wieder kommen und neue Freunde mitbringen. Sie erzählen, dass sie in Bulgarien nicht so einen paradiesischen Flecken Erde erwartet hätten. Allerdings fällt auf, dass die Ausländer nur schlecht über die Campingmöglichkeiten in Bulgarien informiert sind.“



„Arapja“, „Jug“ – zu Deutsch „Süden“, „Delfin“ und „Silistar“ sind die meist besuchten Campingplätze an der südlichen bulgarischen Schwarzmeerküste. Auch an der nördlichen Schwarzmeerküste nahe Warna gibt es schöne Anlagen, wo man sein Zelt im Schatten der Bäume unmittelbar am Strand aufschlagen kann. Hier sind Camper aus Holland, Frankreich, England, Polen, Tschechien und anderen EU-Staaten nichts ungewöhnliches. Einige von ihnen verbringen ihren Urlaub regelmäßig in Bulgarien und stören sich nicht weiter an der nicht besonders gut gewarteten Infrastruktur. Für sie ist Bulgarien ein exotisches Land mit malerischen Landschaften und reicher Geschichte, das es wert ist, kennen gelernt zu werden. Die Camper reisen zudem ins Landesinnere, wo es ebenfalls gute Anlagen gibt. Einige von ihnen werden von Ausländern betrieben, die um die Einhaltung europäischer Branchenstandards bemüht sind. Für die meisten Fans dieser Urlaubsart sind Luxus und Annehmlichkeiten bedeutungslos. Wichtig ist die unmittelbare Nähe zur wilden Natur.

Und in dieser Hinsicht hat unser Land so einiges zu bieten! So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Zahl der Internetseiten mit Werbung für bulgarische Campingplätze von Jahr zu Jahr steigt. So wird es in Zukunft einfacher, ein romantisches Plätzchen zu finden, an dem man seinen Wohnwagen abstellt oder sein Zelt aufschlägt, um sich dem hektischen Alltag und der menschlichen Eitelkeit zu entziehen!

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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