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Bulgarische Wirtschaft verliert Interesse an EU-Geldern

Die Finanzierung von Projekten privater Unternehmen wird vor allem über das Operationelle Programm “Wettbewerbsfähigkeit” gesichert. Vorrangig gefördert werden Innovationen sowie die Modernisierung der kleinen und mittleren Unternehmen in Bulgarien. Diese EU-Subventionen kommen direkt der Privatwirtschaft zugute und bieten den Unternehmen die Möglichkeit in neue Maschinen und Anlagen zu investieren.

Das Fazit ist jedoch alarmierend. Im vierten Jahr der EU-Mitgliedschaft des Landes verzeichnet die bulgarische Wirtschaft fallendes Interesse an EU-Subventionen. In einigen Finanzierungsbereichen wurden in den letzten Monaten kein einziges Projekt oder lediglich zwei Projekte eingereicht, in anderen sind die Bewerbungen um fast die Hälfte zurückgegangen. Zudem hat sich herausgestellt, dass Unternehmen, für deren Projekte EU-Fördermittel bewilligt wurden, im Nachhinein die Projekte verwerfen.

Vorläufigen Angaben zufolge belaufen sich die im Bereich „Technologische Modernisierung in kleinen und mittleren Unternehmen“ bewilligten Projekte landesweit auf rund 600. Im vergangenen Jahr wurden über das EU-Programm für Wettbewerbsfähigkeit rund 200 Projekte mehr bewilligt. Das Programm „Technologische Modernisierung in kleinen und mittleren Unternehmen“ wurde am 10. Mai dieses Jahres gestartet und lief am 10. August aus. Zugelassen waren ausschließlich Unternehmen aus den vom Wirtschafts-, Energie- und Tourismusministerium bevorzugten Sparten Hochtechnologien, Produktion und Abfallentsorgung. Allerdings ist für das vierte Jahresquartal eine weitere Bewerbungsrunde für einen bereiteren Kandidatenkreis geplant. Die Obergrenze der unentgeltlichen Hilfe beläuft sich pro Projekt auf 50 Millionen Euro.

Im Vergleich zu den Vorjahren vermelden Beratungsunternehmen nachlassendes Interesse der Wirtschaft an EU-Finanzierungsmöglichkeiten. Die Firmen sind der langwierigen und schwerfälligen Bewilligungsverfahren leid, die sich in der Regel über ein Jahr hinziehen, und haben das Vertrauen in das Finanzierungssystem verloren. Am meisten beunruhigt sie jedoch der Auszahlungsaufschub. Zudem müssen die Unternehmer für die Vorauszahlung eine einhundertprozentige Banksicherheit vorweisen, was in vielen Fällen ihre Möglichkeiten übersteigt. Das Wirtschafts-, Energie- und Tourismusministerium hat bereits einige Veränderungen vorgenommen, um den Anteil der Projekte zu verringern, die bereits auf Verwaltungsebene entfallen.

Auch die Finanzkrise wirkt sich hemmend auf die Unternehmen aus. Die meisten kleinen und mittleren Firmen, die die Absicht haben, sich um Fördergelder für die Modernisierung zu bewerben, schwenken auf bescheidenere Projekte im Wert von maximal 10.000 Euro um. „2008 bewarben sich die meisten Unternehmen um Projekte im Wert von bis zu einer halben Million Euro“, kommentieren Projektberater. Der Umsatz der meisten Kandidaten liegt nahe der geforderten Mindestgrenze und auch ihre Umsätze und Marktanteile haben sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert.

Die Statistik zum Operationellen EU-Programm für Wettbewerbsfähigkeit ist nicht gerade rosig. Seit 2007 wurden gerade einmal 1,12 Prozent der bulgarischen Firmen zustehenden Fördermittel abgerufen. Bis 2013 müssten über dieses Programm insgesamt 1,162 Milliarden Euro ausgeschöpft werden, davon 988 Millionen Euro unentgeltliche EU-Hilfe. Weitere 174 Millionen Euro müssen von bulgarischer Seite sichergestellt werden. Diese Mittel sollen dazu beitragen, die bulgarische Wirtschaft wettbewerbsfähiger zu machen. Von den in den ersten drei Jahren geschlossenen 739 Verträgen wurden jedoch 173 auf Wunsch der Begünstigten aufgelöst, lediglich 69 Projekte wurden umgesetzt und die Mittel dafür vollständig ausgeschöpft.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Kamelia Iwanowa


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