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Bulgarien ist Topziel für deutsche Investoren

Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Bulgarischen Industrie- und Handelskammer Dr. Mitko Vassilev (l.) und Premierminister Bojko Borissow bei einem Geschäftsmittagessen
Foto: http://bulgarien.ahk.de
Trotz der Krise konnten die deutsch-bulgarischen Wirtschaftsbeziehungen auch dieses Jahr Erfolge verzeichnen. Deutschland ist nach wie vor der größte Handelspartner und einer der strategisch wichtigsten Investoren in Bulgarien. Dies gab der Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Bulgarischen Industrie- und Handelskammer Dr. Mitko Vassilev im Interview für Radio Bulgarien bekannt.

„2009 haben wir eine Tiefe erreicht“, erklärte der DBIHK-Chef. „Wir wurden um etwa 4 – 5 Jahren zurückgeworfen. Laut Angaben der bulgarischen Nationalbank betrugen die deutschen Investitionen in Bulgarien voriges Jahr lediglich 160 Millionen Euro.
In den ersten 8 Monaten dieses Jahres bemerken wir jedoch eine Belebung. Bulgarien exportierte nach Deutschland Waren im Wert von etwa 1 Milliarde Euro, was um 21 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr ist. Und das ist der große Beitrag Deutschlands – kein anderes Land bezieht so viele Waren, wie Deutschland aus Bulgarien. Auf der anderen Seite importiert Bulgarien aus Deutschland Waren im Wert von etwa 1,4 Milliarden Euro. Wir rechnen bis Ende des Jahres eine weitere Steigerung und hoffen, dass wir das Jahr fast so beenden werden wie das vorige Jahr.“

Die Krise sei in Bulgarien laut Dr. Mitko Vassilev deutlich zu spüren. Bulgarien sei später in der Krise hereingeraten und solle entsprechend später herausgehen. Er rechnet daher mit einer Erholung erst im nächsten Jahr, da die Lokomotive Deutschland bereits gezeigt habe, dass die ersten Anzeichen für Überwindung der Krise in Europa schon da sind.

„Traditionsgemäß exportiert Bulgarien nach Deutschland Bekleidung, Textil, Maschinenbauerzeugnisse, Eisen- und Nichteisenprodukte, zum Teil chemische Produkte, Produkte der Nahrungsmittel- und Leichtindustrie. Andersrum importiert Bulgarien aus Deutschland im erster Linie Maschinen und Anlagen, Fahrzeuge aller Art und deren Ersatzteilen, sowie auch chemische Produkte“, berichtete Dr. Mitko Vassilev.

Laut der jüngsten DBIHK-Konjunkturumfrage seien die meisten deutschen Unternehmen, die in Bulgarien eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben, zufrieden mit den Bedingungen hier. Bulgarien sei für deutsche Investoren sogar Nummer 1 unter 10 weiteren Ländern in punkto Attraktivität.
Allerdings gäbe es in der Praxis laut der Umfrage bestimmte Schwierigkeiten mit den Behörden, bürokratische Hemmnisse, auch die Infrastruktur sei noch nicht ganz in Ordnung. Deswegen habe die DBIHK einen ausführlichen Maßnahmenkatalog mit 101 Ideen für ein Europäisches Bulgarien erstellt und dem Kabinett unterbreitet, erklärte DBIHK-Chef Vassilev.

„Der Auslöser dieses Maßnahmenkatalogs war unser Geschäftsessen mit dem bulgarischen Premierminister Bojko Borissow. Bei diesem Treffen hat er gesagt, dass wir hier in Bulgarien deutsche Verhältnisse haben und dass die Bulgaren so wie die Deutschen arbeiten mögen. Daraufhin haben uns an alle Kammermitglieder gewandt, nach Vorschlägen gefragt und sehr interessante Ergebnisse für die Verbesserung von 24 Gesetzen bekommen – angefangen mit der Verfassung. Wir waren überrascht, wie seriös die Regierung diese Initiativen übernahm. Es wurde eine Folgeveranstaltung in der deutschen Botschaft organisiert, es wurde eine Arbeitsgruppe im Ministerrat organisiert und wir schreiten voran. Wir sind guter Hoffnung und wenn auch nur ein Teil dieser 101 Ideen in der Praxis umgesetzt werden können, ist Bulgarien ein Stück weiter nach vorne gekommen.“

Eine der größten Gefahren für Bulgarien und zugleich Problem für die meisten deutschen Investoren ist laut Dr. Mitko Vassilev die Abwanderung von qualifizierten Fachleuten.

„Nach der Wende hat Bulgarien über 1 Million Menschen verloren, die ins Ausland ausgewandert sind, in den USA, Südafrika, Westeuropa, Australien usw. Etwa 25 000 bulgarische Studenten sind im EU-Raum zu finden. Davon studieren etwa 13 000 in Deutschland. Ob dieses große Potential eines Tages nach Bulgarien zurückkehrt, bezweifle ich. Aber unser Bestreben soll sein, dass ein Großteil dieser jungen Menschen zurück nach Bulgarien kommt. Sie sind topp ausgebildet, mit westlichem Know-how, mit westlichen Kenntnissen. Die Frage ist – wenn sie zurückkehren, was sollen sie in Bulgarien anfangen? Das ist eine gemeinsame Aufgabe der bulgarischen Gesellschaft. Nicht nur die Politik, sondern alle Mitglieder dieser Gesellschaft sollen dazu beitragen, dass die jungen qualifizierten Menschen nach Bulgarien zurückkehren und dass sie hier gute Bedingungen vorfinden. Ansonsten würden sie für 400 – 500 Lewa nicht zurückkommen.“

Um das vollständige Interview zu hören, klicken Sie bitte auf den Titel neben dem Audiosymbol.
По публикацията работи: Alexander Alexandrov


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