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Jugendwelle Sofia: Über den ärztlichen Beruf in Futur

Das größte Problem vor den Studenten und den jungen Ärzten ist ihre Spezialisierung in dem Fach, den sie gewählt haben.
Foto: BGNES
Reformen, Umstrukturierung, neue Arbeitsstandarte – das sind alles Begriffe, die in den letzten Jahren im Kontext der Gesundheitsreform in Bulgarien oft verwendet wurden. Das waren auch Jahre der Ärzteproteste für bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung. Heute spricht man über die immer älter werdenden Ärzte, über Mangel an Fachärzten und über immer mehr junge Mediziner, die im Ausland spezialisieren und arbeiten möchten.

Über die Zukunft des Ärzteberufes in Bulgarien erzählt Radislaw Nakow, Vizevorsitzender der Assoziation der Medizinstudenten in Bulgarien. Er studiert im achten Semester an der Medizinischen Universität in Sofia.

„Wir arbeiten intensiv an Austauschprogramme, so dass unsere Studenten an ausländischen Kliniken ein Praktikum machen können“, sagt er. „Wir arbeiten auch an verschiedenen Initiativen für die Prävention von AIDS, Diabetes, Herzkreislauferkrankungen etc. Wir sind sehr stolz auf den zweitgrößten europäischen Kongress für Medizinstudenten und jungen Ärzten, der in Bulgarien stattfindet. Dieses Jahr ist seine 10. Jubiläumsausgabe und wir erwarten über 450 Studenten und junge Ärzte aus ganz Europa. Die Studenten erstellen auch Empfehlungen über die Entwicklung der Medizinausbildung in Bulgarien. Die Assoziation der Medizinstudenten in Bulgarien hat bereits eine 20-jährige Geschichte. Wir sind auch in der Internationalen Assoziation der Medizinstudenten vertreten“.

Das Medizinstudium in Bulgarien dauert fast sechseinhalb Jahren und ist in zwei Stufen geteilt – vorklinische und klinische. Im letzten Jahr macht man auch sein Praktikum. Die Studenten haben Praktika in verschiedenen Bereichen, dann müssen sie ihren Staatsexamen bestehen, den Hippokrates Eid leisten und können danach ihr Diplom erhalten und ihren Beruf praktizieren. In den letzten Jahren aber sinkt das Interesse daran. Die Aufnahmeprüfungen sind schwer, das Studium verlangt eine volle Zuwendung und die Realisierung der jungen Ärzte auf dem Arbeitsmarkt ist noch fraglich. All das hat dazu geführt, dass es momentan fünf mal so wenig Ärzte pro 1000 Einwohner bei uns gibt, als in den meisten EU-Staaten.

„Das Medizinstudium in Bulgarien ist auf einem guten Niveau“, meint Radislaw Nakow. „Die bulgarischen Medizinstudenten sind fähig und haben die Chance, bei sehr guten Lehrern zu studieren, die auch im Ausland bekannt sind. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Das sind Menschen, die sich nicht sehr viel Mühe geben und nicht mit dem Herzen bei ihrem Beruf sind. Als Ganzes ist das System aber gut. Das größte Problem vor den Studenten und den jungen Ärzten ist ihre Spezialisierung in dem Fach, den sie gewählt haben. Die Möglichkeiten und die Fächer sind leider in Bulgarien begrenzt. Es gibt daher immer mehr Kandidaten, als Angebote. Ein anderes Problem ist die Tatsache, dass die Facharztausbildung in Bulgarien meistens bezahlt ist und die Studenten nicht immer über die dafür nötigen Mittel verfügen. Es ist ein Paradox – die junge Ärzte arbeiten und müssen sogar dafür bezahlen. Ich glaube nicht, dass es anderswo auf der Welt so etwas gibt“.

Es gibt auch viele Medizinstudenten und Absolventen, die in den Westen gehen, wo sie viel besser bezahlt werden, als hier und auch die Auswahl an Facharztstellen größer ist.

Viele Kollegen können nicht ihren Facharzt in dem Bereich machen, den sie wollen“, erzählt weiter Radislaw Nakow. „Daher sind sie oft gezwungen, einen anderen Fach zu wählen oder Vertreter eines Pharmaunternehmens zu werden. Die meistgewünschten Facharztstellen hier in den letzten Jahren sind Frauenarzt, Augenarzt, Kardiochirurgie und die Chirurgie überhaupt. Am wenigsten gewünscht sind die Anästhesiologie, Röntgenologie und Pathoanatomie. Hier gibt es im Moment auch den größten Bedarf an Fachärzten in Bulgarien“.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Diana Hristakiewa


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