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Bulgarien und die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union

Foto: BGNES
Mit 40% des EU-Haushalts verschluckt die Landwirtschaft die höchste Summe der EU-Gelder. Für Bulgarien ist es nun von erstrangiger Bedeutung, die Subventionen in der Haushaltsperiode bis 2013 möglichst restlos abzurufen, denn davon wird die Hilfssumme im nächsten Budget abhängen. Das behauptet die frühere Europa-Abgeordnete Petja Stawrewa von der bulgarischen Bauernunion.

„Bulgarien muss darauf bestehen, dass die Bauern weiterhin über die zwei Säulen unterstützt werden – über Direktzahlungen und über Subventionen“, sagt Petja Stawrewa. „Bulgarien braucht insbesondere die Unterstützung für die Entwicklung der ländlichen Regionen. Wir müssen darauf bestehen, dass der Umfang der Agrargelder für Bulgarien nicht nur beibehalten, sondern erhöht wird. Zurzeit bekommen die Landwirte in Bulgarien lediglich 40% der in den anderen Mitgliedsländern anfallenden Direktzahlungen. Der Ausgleich mit den s.g. alten EU-Ländern soll erst 2016 erfolgen. Bulgarien muss bestehen, dass die Summen bereits 2014 ausgeglichen werden“, fordert Petja Stawrewa. „Das Programm für die Entwicklung des ländlichen Raums ist für unser Land sehr wichtig, denn es unterstützt kleine Bauernhöfe und Landwirte, die in entlegenen Regionen arbeiten. Ein weiteres umstrittenes Thema momentan ist, ob die Agrarsubventionen limitiert werden sollen. Die meisten EU-Landwirtschaftsminister haben sich gegen diese Idee ausgesprochen. Für Bulgarien stellt sich aber eine grundlegend andere Frage – werden wir Großbauern unterstützen oder wollen wir auch den kleinen Bauern helfen?“

Noch wichtiger im Moment sei jedoch, ob Bulgarien es schaffen wird, die für das Land vorgesehenen Agrargelder abzurufen. Denn davon wird abhängen, ob diese Gelder im nächsten mehrjährigen EU-Haushalt 2014-2020 erhöht oder gar reduziert werden. Die frühere Europaabgeordnete Petja Stawrewa erläutert:

„Um einen besseren Abruf zu sichern, muss Bulgarien das Prozedere für die Überweisung der EU-Hilfen vereinfachen“, meint Stawerwa. „Wir von der Bauernunion fordern eine Dezentralisierung und ein Garantiefonds, aus dem die Projekte in der Anfangsphase finanziert werden können. Denn die Bauern machen Bankschulden gleich am Start ihrer Investitionen. Das bringt viele, vor allem kleine Bauern von den EU-Programmen weg, denn sie brauchen vor allem Starthilfe“, behauptet Petja Stawrewa.

Sie fordert zudem eine breite öffentliche Debatte über die Probleme der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union. "Der Großteil der bulgarischen Bauern auf dem Land leben am Rande des Existenzminimums", sagt Stawerwa. "Wir haben auch das Problem, dass die Menschen die Dörfer verlassen, weil sie keine Zukunft in der Landwirtschaft sehen. Zugleich aber bleiben EU-Gelder, die für diese Regionen gedacht sind, ungenutzt. Wir sprechen oft davon, dass der Landtourismus in Bulgarien sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Aber gezielte Förderung für diese Alternative der Landwirtschaft gibt es keine. Außerdem erfordert der Landtourismus eine gut ausgebaute Infrastruktur, die es nicht gibt. Für all diese Projekte stehen EU-Programme zur Verfügung, die ungenutzt bleiben. Die Finanzierung aus den EU-Geldern ist aber nur die eine Seite. Der Staat muss seine Hausaufgaben auch machen", fordert Petja Stawrewa von der Bauernunion.

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Tatjana Obretenowa


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