Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Neues Buch über Wassil Lewski, den bulgarischen Freiheitsapostel

Foto: Archiv
Am 18. Februar jährt sich zum 139. Mal der Todestag von Wassil Lewski – unseren populärsten nationalen Helden. Er war nicht nur aktiver Revolutionär, der sein Leben für die Befreiung unseres Landes von der fünfhundertjährigen osmanischen Fremdherrschaft gegeben hat, sondern auch ein Ideologe des künftigen unabhängigen bulgarischen Staates. So wird er in dem Buch „Wassil Lewski – der bulgarische Freiheitsapostel“ dargestellt. Es wurde in sieben Sprachen übersetzt – Französisch, Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, Norwegisch und Ungarisch. Das Buch ist Teil des Projektes „Rekonstruktion des Onbaschi-Hauses im Rahmen des Nationalen Wassil-Lewski-Museums in der mittel-bulgarischen Stadt Karlowo. Es ist auf die Popularisierung von Leben und Werk des bulgarischen Revolutionärs, eines bemerkenswerten europäischen Lebenslaufes ausgerichtet. Das Projekt wird mit Hilfe des Finanzmechanismus des Europäischen Wirtschaftsraumes verwirklicht. Das Buch wurde von drei hervorragenden Kennern von Wassil Lewskis Leben und Werk verfasst.

Eine von ihnen ist die Direktorin des Nationalen Wassil-Lewski-Museums in Karlowo Dora Tschauschewa. „Wir versuchen die Ideen von Wassil Lewski außerhalb der Grenzen unseres Staates zu popularisieren“, erzählt sie. „Das Buch zeigt ihn als Revolutionär und Demokrat, einen Kämpfer für persönliche, nationale und allgemeinmenschliche Freiheit. Jeder von den drei Autoren wendet sich einem anderen Aspekt seines Lebens zu. Das Erbe des Freiheitsapostels ist durch zahlreiche Bilder und andere Dokumente beschrieben. Dargestellt wurde sein Geburtshaus in Karlowo, damit die Leser den Geist des stolzen Balkangebirges spüren können, wo seine Weltanschauung Gestalt annahm, wo er zu einer Persönlichkeit wurde, deren Aktionen und Ideen ein unschätzbares intellektuelles Kapital für jede Nation ist.“

Der Historiker Professor Dojno Dojnow, Vorsitzender des Nationalen Wassil-Lewski-Komitees erzählt im ersten Teil des Buches, wie ein einfacher Junge, 1837 im Karlowo geboren, zum Mönch wurde, aber denn die Sutane auszog, um sein Leben einem für ihn höheren Ziel – der Befreiung Bulgariens zu widmen. Wassil Lewski war an drei Freischärlerscharen beteiligt und war Fahnenträger der Freischar von Panahot Hitow. Er kannte die bulgarische Befreiungsbewegung sehr gut und die Begegnungen mit den aufgeklärtesten Vertretern der bulgarischen Emigration, wie Georgi Rakowski, Iwan Kasabow und Lüben Karawelow weiteten seine Kenntnis der Ideen der europäischen revolutionären Bewegungen aus.

Über die politische Weltanschauung von Wassil Lewski berichtet Professor Iwan Stojanow, der Geschichte der bulgarischen Wiedergeburtszeit an der Universität in der alten bulgarischen Reichshauptstadt Weliko Tarnowo unterrichtet. „Im Entwurf des Statuts der von ihm geschaffenen inneren revolutionären Organisation werden ihre Ziele kategorisch formuliert – „Das despotisch-tyrannische staatliche System durch eine demokratische Republik“ zu ersetzen. Wassil Lewski setzt sich für die Idee der republikanischen Verfassung ein, für die Verwandlung des Untertanen in einen Bürger in den 70er Jahren des XIX. Jahrhunderts ein, als es auf der Welt nur zwei richtige Republiken gab – die Schweiz und die Vereinigten Staaten von Amerika. Er überdenkt die Ideen der großen europäischen Denker und Revolutionäre Giuseppe Mazzini und Lajos Kossuth und überträgt sie auf den bulgarischen Boden. In der Zukunft sieht Wassil Lewski Bulgarien als eine „demokratische Republik“, in der „Bulgaren, Türken, Juden usw. in jeder Hinsicht gleichberechtigt sind“ und die Gesetze im Einvernehmen geschaffen werden. Er tut theoretisch und praktisch viel für die Bulgaren, dafür, dass die Bulgarische Frage auf die europäische politische Tagesordnung kommt.“

Von seinem großen Beitrag zur revolutionären Bewegung zeugt auch die Tatsache, dass er nach der Befreiung von der osmanischen Fremdherrschaft als der bulgarische Freiheitsapostel bekannt wurde. Das von Wassil Lewski unermüdlich errichtete Netz von revolutionären Komitees, auch wenn es nach seinem Tode schwere Schläge der türkischen Behörden erlitt, hat wesentlich zur Vorbereitung des Aprilaufstandes 1876 beigetragen. Der Aufstand, der sehr grausam niedergeschlagen wurde, aktivierte die europäische öffentliche Meinung zugunsten der bulgarischen Sache. So kam es zum Russisch-türkischen Krieg von 1877-78, der Bulgarien die Freiheit brachte.

Man sollte Anfang des XXI. Jahrhunderts aufhören, Wassil Lewski wie einen Heiligen zu betrachten und ihn als einen normalen Menschen sehen und aus seinen Ideen lernen. Er hat sich immer an den einfachen Menschen gewandt, der die Geschichte macht. Wenn wir uns heute nach unserer Stellung in der großen europäischen Familie fragen, können wir uns die Worte von Wassil Lewski in Erinnerung bringen, der sagte: „den anderen europäischen Völkern gleich zu sein, hängt von unseren einträchtigen Bemühungen ab.“

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Maria Peewa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Die Gedenktafel auf dem Hügel Zarewez in Weliko Tarnowo, wo die Unabhängigkeit Bulgariens verkündet wurde

Im Jahr 1908 wurde die volle Freiheit unseres Landes errungen

Am 22. September 1908 wurde die Unabhängigkeit Bulgariens ausgerufen. Nach dem kühnsten Unabhängigkeitsakt in der bulgarischen Geschichte - der Vereinigung von Ostrumelien und dem Fürstentum Bulgarien - bewiesen die Bulgaren erneut die Stärke der..

veröffentlicht am 22.09.24 um 08:30
Verein für Nachstellungen „Mos Maiorum Ulpiae Serdicae“

Festival in Sofia lässt die Zeit von Kaiser Constantius II. wieder aufleben

Die Gäste und Einwohner von Sofia können am 21. und 22. September in die Zeit der Spätantike und der Herrschaft von Kaiser Constantius II. eintauchen - einem der Söhne Konstantins des Großen. Die Nachstellung wird vom Verein „Mos Maiorum..

veröffentlicht am 21.09.24 um 08:25

Geheimnisse von Sofia: Das Schicksal von Naum Torbow - dem Architekten der Zentralen Markthalle

Nach der Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft strömten Architekten aus Europa nach Sofia, der 1879 proklamierten neuen bulgarischen Hauptstadt, um ihr ein modernes Aussehen und eine funktionelle Infrastruktur zu verleihen. In den..

veröffentlicht am 08.09.24 um 10:15