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Zunehmendes Interesse an exotischen Sprachen in den bulgarischen Schulen

Seit diesem Schuljahr wurde der Lehrplan des William-Gladston-Gymnasiums in Sofia um Koreanisch erweitert.
Foto: Rumjana Zwetkowa
Neben Englisch, Französisch oder Deutsch zeigen die bulgarischen Schüler zunehmend Interesse an exotischeren Sprachen wie beispielsweise Japanisch, Chinesisch, Koreanisch und Arabisch. Sie bieten ihnen die Möglichkeit, sich mit interessanten und fremden Kulturen vertraut zu machen als auch bessere berufliche Chancen in der Zukunft. Aus diesem Grund nehmen immer mehr Schulen, vor allem in Sofia, Warna und Russe, derartige Sprachen in ihren Lehrplan auf.
Zu den bekanntesten zählt das William-Gladston-Gymnasium in Sofia, wo seit 20 Jahren Japanisch und Arabisch gelehrt werden. Später kam Chinesisch dazu. Seit diesem Schuljahr wurde der Lehrplan um Koreanisch erweitert. "Das Interesse an all diesen Sprachen ist enorm hoch. Die besten Noten brauchte man jedoch, um die Koreanisch-Sprachklasse aufgenommen zu werden", erzählt der stellvertretende Direktor Atanas Dimitrow, der für die Fremdsprachenausbildung zuständig ist.

"Mein Traum ist es, an der Universität von Seoul zu studieren. Deshalb war ich sehr froh, dass ich es in diese Sprachklasse geschafft habe", erzählt die Achtklässlerin Teodora. Wie in den anderen Fremdsprachengymnasien auch lernen die Schüler der 8. Klassen intensiv 18 Stunden pro Woche die jeweilige Fremdsprache. Der Unterricht wird sowohl von Bulgaren als auch von Lehrern aus den jeweiligen Staaten geführt, die in der Regel auf Freiwilligenbasis in Bulgarien arbeiten. Vermittelt werden sie über die Botschaften, mit den es entsprechende Vereinbarungen gibt, erklärt der stellvertretende Schulchef Atanas Dimitrow. Auch ist die Schule aufgrund ihrer modernen Ausstattung unter Schülern sehr begehrt. Aus Eigenmitteln und Spenden mehrerer Staaten wurde ein Digitalzentrum eingerichtet, wo die Schüler mit Hilfe modernster Technik wie elektronischen Schultafeln und Lehrbüchern ausgebildet werden. Auch ist der Schule ein Japanisches Kultur- und Bildungszentrum angeschlossen, das ausschließlich vom Land der aufgehenden Sonne finanziert wird. Im Wahlfach-Unterricht machen sich die Schüler mit der Kultur jedes einzelnen Landes vertraut. So wird die Japanisch-Klasse beispielsweise in die Tee-Zeremonie eingeweiht, eignet sich die Besonderheiten der Kaligrafie an und lernt die japanische Comic-Kunst Manga kennen. In diesem Jahr geben die Schüler auch erstmals eine Schulzeitung mit Artikel in den verschiedenen Sprachen heraus. Die Abiturienten der Schule realisieren sich erfolgreich im In- und Ausland.

"Die Möglichkeiten sind enorm - meint Vizedirektor Atanas Dimitrow. - In Bulgarien werden chinesische Werke gebaut. Auch Japan verlegt Produktionsstätten nach Bulgarien, d.h. unsere Schüler haben später sehr gute berufliche Möglichkeiten. Einige unserer Abiturienten studieren an chinesischen Universitäten, andere setzen ihre Ausbildung in Japan fort. Im Großen und Ganzen sind unsere Schüler zufrieden und motiviert, was die wichtigste Voraussetzung zur Erlernung dieser in der Tat schwierigen Sprachen ist."

Margarita Schiwarowa aus der 11. Klasse gesteht ihrerseits ein, dass sie Chinesisch anfangs gar nicht so toll fand. "Seitdem ich mich jedoch intensiver mit der Sprache beschäftige sowie mich mit der chinesischen Kultur und Traditionen vertraut gemacht habe, ist mein Interesse gestiegen. In Bulgarien gibt es nicht viele, die Chinesisch sprechen, so dass mich die Sprache in Zukunft weiterbringen wird", ist die Schülerin überzeugt. In der Regel belegen die Schützlinge des William-Gladston-Gymnasium bei nationalen und internationalen Spracholympiaden vordere Plätze. Dimitar aus der 11. Klasse gehört zu bulgarischen Mannschaft, die im Vorjahr beim internationalen Wettbewerb "Chinesische Brücke" die Silbermedaille errang.

"Die Chinesen sind sehr darum bemüht, diesen Wettbewerb abwechslungsreich zu gestalten - erzählt der Elftklässler Dimitar. - Zum Wettbewerb hatten sich Vertreter aus 35 weltweit Staaten eingeschrieben. Unser China-Aufenthalt dauerte knapp einen Monat. Die ersten Tage verbrachten wir in Peking, wo wir die Sehenswürdigkeiten besichtigten. Sehr beeindruckend für mich waren die Menschen dort, die Küche, alles ist eben verschieden. Sehr beeindruckt haben mich auch die Chinesische Mauer, die Vergessene Stadt. China ist ein entwickeltes, aufstrebendes Land. Der Wettkampf selbst wurde in drei Runden ausgetragen. In der ersten Runde mussten wir unser Land vorstellen. In der zweiten Runde mussten wir Fragen beantworten und in der dritten mussten wir eines der chinesischen Tierkreiszeichen ziehen. So wurden Mannschaften gebildet und in chinesische Schulen geschickt. Die Schule hat eine kurze Aufführung vorbereitet, die die Mannschaften in bestimmter Zeit erlernen und nachspielen mussten. Wir belegten unter 40 Mannschaften den zweiten Platz."

Nach dem Abitur will Dimitar seine Ausbildung in China fortsetzen Seinen Traum kann er sich nun erfüllen, denn sein Preis ist ein Stipendium für ein Studium an einer chinesischen Universität. Auch können die Schüler an verschiedenen Austauschprogrammen teilnehmen und so vor Ort ihre Sprachkenntnisse vervollkommnen. Eine weitere Möglichkeit sind Sommerlager und Rundreisen.

Die Zehntklässlerin Alexandra war im vergangenen Jahr im Sommerlager in Südchina. Warum sie ausgerechnet Chinesisch lernt, begründet sie folgendermaßen: "Ich mag das Andersartige und die Chinesen sind anders. Alles Chinesische finden wir interessant. Wir lernen neue Traditionen und eine neue Kultur kennen. Die Chinesen sind gastfreundlich und sehr höflich. Meiner Ansicht nach eröffnet die chinesische Sprache sehr gute Perspektiven. Unser Gymnasium bietet nach dem Abitur zwei Stipendien für ein Studium an der Fudan-Universität in Schanghai. Dort gibt es verschiedene Fachrichtungen, wobei das erste Studienjahr auf die Vervollkommnung der chinesischen Sprache ausgerichtet ist. Ich weiß noch nicht, womit genau ich mich in der Zukunft beschäftigen werde, will mich jedoch um eines beiden Stipendien bewerben."

Das Schwierigste an der japanischen Sprache seien die Hieroglyphen, ist die Zehntklässlerin Wesselina überzeugt. "Um eine Zeitung zu lesen, muss man 2.000 Hieroglyphen kennen", erklärt die Schülerin. Wesselina gefällt vor allem der Klang der Sprache als auch der zusätzliche Unterricht in Teezeremonie, Origami und Kaligraphie. "Am meisten gefällt mir die Kaligraphie, weil diese Konzentration und eine richtige Körperhaltung vermittelt. Auch bringt sie einem beim Schreiben innere Ruhe", schwärmt Wesselina.

Elmira Haled Dschoma stammt aus einer Mischehe. Ihr Vater ist Araber, ihre Mutter Bulgarin. Das sei jedoch für ihre Sprachwahl nicht ausschlaggebend gewesen. "Mein Vater hat mir nie vorgeschrieben, was ich lernen soll. Ich kann stets meine eigene Wahl treffen - erklärt Elmira. - Bis zum letzten Augenblick wollt ich eigentlich Deutsch lernen, änderte jedoch dann meine Meinung. Ich mag das Andere und da mir Chinesisch recht seltsam anmutete, entschied ich mich für Arabisch, was eine prosperierende Sprache ist. Jeder zweite spricht Deutsch und Englisch, jedoch nur wenige beherrschen Hochbulgarisch und Hocharabisch. Die arabischen Staaten durchleben derzeit keine Krise, ausgenommen der Länder, in denen es derzeit Unruhen gibt. Dort findet man immer Arbeit, was eine sehr gute Perspektive für die Zukunft ist."

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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