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Bulgarischer IT-Sektor auf dem Vormarsch

Foto: EPA / BGNES
Die besten Software-Entwickler bei Google und Facebook sind Bulgaren. Und das aus gutem Grund, denn unser Land kann in dieser Sparte auf langjährige Traditionen zurückblicken. Bereits zur Zeit des Sozialismus wurde Bulgarien "Silicon Valley" genannt - die IT-Industrie nahm Fahrt auf und wird heute dafür belohnt. "Die IT-Industrie in Bulgarien, das seit 2007 der Europäischen Union angehört, verzeichnet europaweit eine der höchsten Entwicklungsdynamiken. Aufgrund der niedrigen Löhne und Steuern sowie der Fülle an talentierten Programmierern bevorzugen immer mehr ausländische Unternehmen den Standort Sofia", kommentiert die New York Times.

In Osteuropa zählt die IT-Branche zu den meist fortgeschrittenen Sparten, zumal diese Region, was Fachleute im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien betrifft, gegenwärtig sehr attraktiv ist. Wie ist die Region und speziell Bulgarien international aufgestellt? Eine Studie der Bulgarischen Vereinigung der Softwareunternehmen BASCOM namens "Barometer der bulgarischen Softwareindustrie" gibt interessante Aufschlüsse.

"Erstens verzeichnen wir trotz Krise ein nachhaltiges Umsatzwachstum - äußert BASCOM-Chef Georgi Braschnarow. - 2010 stiegen die Umsätze für Softwareprodukte und Dienstleistungen um 12 Prozent, 2011 um weitere 6 Prozent. Dieser Trend setzt sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch in diesem Jahr fort. Ein Grund für diesen Positivtrend in Krisenzeiten sind neue Absatzmärkte. Über 60 Prozent der Umsätze wurden im Ausland realisiert, vor allem in den EU-Staatenn. Der größte Absatzmarkt sind mit 30 Prozent die Vereinigten Staaten. Diese Tatsachen sind ein Zeichen für den Wiedererkennungswert bulgarischer Softwareprodukte und Dienstleistungen. Auch was die Branchengehälter betrifft, gibt es gute Nachrichten. Die Durchschnittsgehälter im Sektor steigen weiter an. Zudem verzeichnen wir einen nachhaltigen Aufwärtstrend bei Neueinstellungen."

Auf Expertenebene, so BASCOM-Chef Georgi Braschnarow weiter, könne Bulgarien in Osteuropa eine der best entwickelten Software-Industrien vorweisen. Dabei kooperiere man mit den Kollegen aus Mazedonien, Moldawien, Serbien und Montenegro. Bulgarien unterstützt mehr als 15 Staaten beim Ausbau ihrer Softwareindustrie und eröffnet so einheimischen Unternehmen neue Märkte. Auch hat sich das Land als regionales Zentrum etabliert und ist für westeuropäische und amerikanische Unternehmen ein interessanter Investitionsstandort.

Was ist der nächste Schritt?

"Wir haben uns international einen Namen gemacht. Ständig gibt es Anfragen, wie Softwareprojekte in Bulgarien umgesetzt werden können - fügt Georgi Braschnarow hinzu. - Wir richten uns am s.g. umweltorientierten System für Unternehmertum und Innovationen aus, was unser Exportprofil von Dienstleistungen auf Waren umorientiert. Auf diese Weise wollen wir bulgarischen Unternehmen verstärkt zum globalen Absatz eigener Produkte verhelfen. Dafür gibt es bereits sehr gute Beispiele, die in einem Artikel der New York Times aufgezeigt werden. Wie etwa das bulgarische Softwareunternehmen Telerik, das über 100.000 Kunden in 94 Staaten hat. Diesem Beispiel sollen immer mehr bulgarische Firmen folgen. Die Umsetzung dieses Vorhabens wäre ein Beweis dafür, dass Bulgarien nicht nur ein Entwicklungsstandort für ausländische Software ist, sondern auch eigene Produkte realisiert, d.h. sich als globaler Standort etabliert."

Worauf basiert der Erfolg in der IT-Branche?

"Die Unternehmen sind in einem sehr "gesunden" Umfeld aufgewachsen, da die IT-Branche ohne jegliche staatliche Unterstützung auskommen musste - fügt Georgi Braschnarow hinzu. - Gerade weil die Unternehmen allein zurechtkommen mussten, sind sie wettbewerbsfähig und stehen fest auf ihren eigenen Beinen. Im benachbarten Rumänien beispielsweise wurde diese Branche stark subventioniert. Das Versiegen der Fördergelder sorgte dementsprechend für enorme Probleme. Übrigens sind bulgarische Fachleute für Softwareunternehmen eine gute Wahl - Innovationsgeist und eine solide Ausbildung sind nur zwei der Gründe für die gute Positionierung des Landes."

Warum klagt die Branche bei einem Durchschnittsgehalt von umgerechnet 1.200 Euro über Fachkräftemangel?

"Die Antwort ist ganz einfach. Die Geschäfte der Unternehmen wachsen dreimal schneller als die Universitäten Nachwuchs ausbilden können - erklärt BASCOM-Chef Georgi Braschnarow. - Wir sind Opfer unseres eigenen Erfolgs. Seit 7-8 Jahren übersteigen die wachsenden Aufträge das Fachkräfteangebot. Obwohl sich die Gehälter in unserer Branche bereits europäischem Durchschnitt annähern, fehlen uns sehr spezifisch ausgebildete Fachkräfte."

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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