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Die orthodoxe Fastenzeit – Zeit für geistige Verklärung

Foto: BGNES
Fastenzeiten haben in der christlichen und insbesondere der orthodoxen Kirche einen festen Platz. Streng orthodoxe Christen können bis zu 200 Tage im Jahr fasten, doch das Fasten ist in der orthodoxen Kirche, so unwahrscheinlich es auch klingen mag, kein Muss. Die Entscheidung darüber trifft jeder selbst in Absprache mit seinem Gemeindepriester. Weil die seelische Läuterung beim Fasten viel wichtiger als der Verzicht auf Nahrung ist, hat die Kirche bestimmte Menschen von den Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme befreit. Das sind schwangere Frauen und stillende Mütter, kranke und gebrechliche Menschen.

Die orthodoxe Kirche hat vier Fastenzeiten. Die erste im Jahr ist die sog. große Fastenzeit. Sie beginnt sieben Wochen vor Ostern und dauert bis Ostersonntag insgesamt 50 Tage. Danach folgt die Apostel-Fastenzeit vom ersten Sonntag nach Pfingsten bis zum Tag der Heiligen Peter und Paul am 29. Juni. Die Länge dieser Fastenzeit hängt vom Osterdatum ab – je später im Jahr Ostern ist, um so kürzer die Apostel-Fastenzeit. Zwischen dem 1. und dem 15. August folgt dann die Mariä-Entschlafung-Fastenzeit. Die nächste große Fastenzeit ist vor Weihnachten. Sie beginnt am 15. November und dauert bis zum ersten Weihnachtstag. Deshalb fällt das Abendmahl am Heiligabend in die Fastenzeit.

Die orthodoxe Kirche schreibt ferner vor, dass an jedem Mittwoch und Freitag gefastet wird, außer in den Wochen direkt nach Ostern und Weihnachten. Während der Fastenzeiten sollte sowohl die Anzahl der täglichen Mahlzeiten wie auch deren Umfang eingeschränkt werden. Innerhalb dieser Fastenzeiten gibt es Tage mit strengeren und weniger strengen Regeln: die mildeste Form ist der Verzicht auf das Fleisch und die Milch von Landtieren, bei der strengsten Form sind mit Ausnahme von Honig und Meeresfrüchten keinerlei tierische Lebensmitteln erlaubt, kein Öl und keine alkoholischen Getränke. Zudem sollen dann nur zwei Mahlzeiten am Tag eingenommen und auf Zwischenmahlzeiten verzichtet werden. Meeresfrüchte galten in den alten Mittelmeer-Kulturen, wo diese Regeln entstanden ist, als minderwertige Nahrung der Armen, also Fastennahrung.

Jede Fastenzeit hat außerdem ihre eigenen Regeln und Besonderheiten. So gelten die ersten drei Tage der Ostern-Fastenzeit als besonders wichtig. Das sind die ersten drei Tage nach dem Käsefastensonntag, an denen man am strengsten zu fasten habe, um seine Seele zu reinigen. Denn mit dem großen Fasten bereiten sich die orthodoxen Christen sieben Wochen lang auf das Fest der Auferstehung Christi vor – das bedeutendste im orthodoxen Kirchenkaleder. Dabei ist wichtig zu betonen, dass das Fasten keine Diät ist. Der eigentliche Sinn des Fastens besteht darin, nicht nur den Körper, sondern vor allem den Geist zu reinigen und zu entgiften. Man sollte alle bösen Gedanken vertreiben, seinen Zorn zähmen, nicht lügen und auf sämtliche Gelüste verzichten. Wer alles richtig macht, soll sich nach dem Fasten geistig und körperlich viel wohler fühlen. Man wird gelassener, ausgeglichener und gesünder.

Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Darina Grigorowa


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