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Legenden über den heiligen Apostel Thomas

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Apostel Thomas, der als Schutzheiliger der Holzschnitzer gilt, im Volksmund jedoch viel besser als „der ungläubige Thomas“ bekannt ist, soll in Galiläa geboren worden sein, und soll Überlieferung nach in Mailapur, einem Bezirk der indischen Stadt Madras um 72 den Märtyrertod gestorben sein. Aus der alten aramäischen Sprache übersetzt, bedeutet sein Name „Zwilling“ und in den alten Überlieferungen heißt es, er sei Jesu sehr ähnlich gewesen.

Bis zu seiner Berufung als Jünger war Thomas Fischer. Im Johannesevangelium heißt es, Thomas schloss sich Jesu an, als er nach Judäa zurückkehren wollte, wo Juden ihn hatten steinigen wollen. Doch, berühmt wurde Thomas durch seine Zweifel an Jesus Auferstehung und sein Verlangen, handgreiflich die Auferstehung zu überprüfen: erst nachdem Jesus ihn aufforderte, seine Wundmale zu berühren, glaubte er das Unfassbare und bekannte: „Mein Herr und mein Gott!“ Damit erkannte er als erster der Jünger die göttliche Natur Christi (Johannesevangelium 20, 24 - 29). Wohl gerade als Zweifelnden haben Volksfrömmigkeit und Legende ihn so nahe an Jesus herangerückt, dass er sogar als dessen Zwillingsbruder angesehen wird – Jesus in Aussehen und Schicksal ähnlich – so erstmals in den Thomas-Akten vom Anfang des 3. Jahrhunderts.

Thomas` Gedenktag in der orthodoxen Kirche ist am 6. Oktober. In der Folklore der Bulgaren wird er aber auch am Thomas-Sonntag geehrt, eine Woche nach Ostern, wenn man das Auferstehungsfest ein zweites Mal für die Verstorbenen begeht. Dann färben die Frauen wieder bunte Ostereier und bringen sie an den Grab verstorbener Familienangehöriger.

© Foto: wikipedia.org

Caravaggios "Ungläubiger Thomas"

Eine andere Überlieferung verbindet Apostel Thomas mit einer der wertvollsten Reliquien des Christentums: Der Gürtel der Seligen Jungfrau Maria, heute angeblich in drei Stücke getrennt, gilt als das einzige bis heute erhaltene Erinnerungsstück an ihr Erdenleben. Der Überlieferung nach wurde der Gürtel aus Kamelhaar von Maria selbst angefertigt. Nach ihrer Entschlafung, bei ihrer Himmelfahrt, übergab sie ihn dem Apostel Thomas. Drei Gotteshäuser behaupten bis heute, den Gürtel der Jungfrau Maria in Besitz zu halten. Im Dom von Prato in der Toskana wird in einer für diesen Zweck gebauten Kapelle der „Gürtel der Maria“ gezeigt: das Christkind selbst habe seiner Mutter den Gürtel gelöst und ihn Thomas überreicht. Diesen Anspruch hat auch das Vatopedi-Kloster in der Mönchsrepublik auf der griechischen Halbinsel Athos, aber auch die Kirche im syrischen Homs.

Später zog Thomas als Missionar durch den Nahen Osten und Vorderasien. Der Legende nach soll er in Persien gewirkt und dabei mit den heiligen Drei Königen zusammengetroffen sein, die er taufte und zu Bischöfen ernannte. Danach zog er weiter bis nach Indien, wo er vermutlich in Mailapur, einem Vorort der heutigen Großstadt Madras, durch Schwert oder Lanze den Märtyrertod gefunden haben soll. Sieben christliche Kirchen in Indien führen heute ihre Wurzeln auf Thomas zurück und gehören deshalb zu den „Thomaschristen”. Der heilige Apostel Thomas ist der Patron der Architekten, Maurer, Zimmerleute, Bauarbeiter, Steinhauer.

Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Wichra Baewa


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