Swetlin Nakow hat sich die ehrgeizigen Aufgaben gestellt, Bulgarien als Silicon Valley Europas zu etablieren und die Ausbildung von Software-Ingenieuren zu revolutionieren. Der Weg zur Verwirklichung dieser Ziele führt über die erste Software-Universität (Soft-Uni) in Bulgarien, die am 16. Februar offiziell ihre Pforten öffnen wird.
"Das ist die erste industrieorientierte Universität, an der die Ausbildung der Studenten dem Arbeitsmarktbedarf angepasst ist, wofür es nur einen einzigen Weg gibt - die Praxis", erklärt Swetlin Nakow. Er selbst zählt zu den bewährten Software-Ingenieuren Bulgariens und kann bereits auf über zehn Jahre Erfahrung als Ausbilder von Programmierern zurückblicken. Was den enormen Bedarf an diesen Fachleuten betrifft, sprechen die Zahlen für sich. In der Europäischen Union könnte das Defizit an IT-Spezialisten bis Ende 2013 die kolossale Zahl von 900.000 erreichen. Bei uns fehlen nach Branchenangaben rund 27.000 Programmierer und Softwareingenieure. Um diesen Bedarf zu decken, wird die Soft-Uni dreimal jährlich Studenten aufnehmen. Die Aufnahme erfolgt über eine Programmier-Prüfung, vor welcher die Kandidaten einen kostenlosen Zweimonatskurs absolvieren. Der erste Jahrgang wird am 7. Mai seine Ausbildung beginnen, der Vorbereitungskurs läuft bereits Ende dieses Monats an. Das Interesse ist riesig. In nur zwei Tagen haben rund 500 Personen ihre Unterlagen eingereicht.
"Mein großes Ziel ist es, unser Land und seine Wirtschaft zu verändern und sie kräftig anzukurbeln", erklärt Swetlin Nakow. "Wir werden mit mehreren Tausend Leuten in Sofia beginnen und später allmählich auch in anderen Städten Kurse organisieren. Und zwar nicht nur in Großstädten wie Warna, Burgas und Plowdiw sondern auch in kleineren Städten wie Targowiste, Haskowo, Montana und anderen. Das braucht jedoch seine Zeit. Dafür werden wir auf freiwillige Ausbilder zurückgreifen und auf die Hilfe lokaler Organisationen. Mein Anliegen ist es, die Ausbildung von Softwareingenieuren zu revolutionieren und jedem in Bulgarien die Möglichkeit zu geben, sich als Programmierer ausbilden zu lassen und sich so seine Zukunft, einen Job und einen angemessenen Lebensstandard zu sichern."
Alljährlich sollen 5.000 Personen den Vorbereitungskurs durchlaufen. Die darauffolgende Auswahl ist jedoch sehr selektiv. Lediglich 15-20% werden es bis zum Ziel schaffen. "Alle Absolventen der Uni werden gut geschult sein. Der Beruf ist nicht einfach und erfordert im ersten Jahr täglich 10-12 Stunden Praxis", erklärt Swetlin. Die Ausbildung an der Soft-Uni erfolgt auf sechs Ebenen zu je vier Monaten vor Ort oder online. Der Kern des Ausbildungsprozesses umfasst Übungen und Projektarbeiten. Auch das Bewertungssystem unterscheidet sich von herkömmlichen Universitäten.
"Bei uns gibt es ein Punktesystem, bei dem die Prüfung lediglich 60% der Note ausmacht", erklärt Swetlin Nakow. "Der Rest ergibt sich aus Aktivitäten verbunden mit gegenseitiger Hilfe im Lernprozess, mit dem geleisteten Beitrag am Diskussionsforum, mit der Assistententätigkeit an der Uni u.a. Für all das werden Punkte vergeben. Den besten Studenten winken u.a. kostenlose Ausbildung sowie ein Praktikums- oder Arbeitsplatz zu einem früheren Zeitpunkt."
Bereits vor dem offiziellen Startschuss zeigen Branchenunternehmen enormes Interesse an Partnerschaften. Zwanzig Firmen wollen Soft-Uni-Studenten bereits während der Ausbildung durch Stipendien an ihre Unternahmen binden.
"Wir sehen mit Unternehmen wie Facebook und Google Praktiken im Silicon Valley in den USA vor. Wir haben mit diesen Unternehmen bereits Absprachen getroffen. Ich möchte jedoch an erster Stelle den Bedarf unserer Industrie decken und erst danach an die USA und Export denken", meint Swetlin Nakow.
Seine bisherigen Erfahrungen als Ausbilder haben ihm gezeigt, dass 95% der Absolventen erfolgreich einen Job aufnehmen. Die Absolventen der Soft-Uni erhalten ein Diplom über die erworbenen praktischen Kenntnisse und Fähigkeiten. All jene, die einen Hochschulabschluss anstreben, müssen jedoch noch ein-zwei weitere Jahre auf einer Partner-Uni die Hochschulbank drücken.
"Gegenwärtig arbeiten wir mit dem МТ&М College für Marketing, Management und Unternehmertum zusammen und zwar in der Fachrichtung IT-Unternehmertum", erklärt Nakow weiter. "Ausgebildet werden Leute, die später einmal ein eigenständiges Software-Unternehmen leiten werden. In den ersten beiden Jahren lernen sie bei uns Programmieren und Technologien. Danach folgen Management, Marketing, Innovationen, Unternehmertum, Projekt-Management und Wirtschaftsdisziplinen. Auch werden die Studenten mit der Arbeitsweise von Unternehmen vertraut gemacht. Diese Absolventen sind die Hoffnungsträger für die neue Generation innovativer Ökosysteme, d.h. anstatt Projekte für ausländische Organisationen zu erarbeiten, erarbeiten wir als Innovatoren eigene Produkte und verkaufen sie in alle Welt. Das ist ein Anliegen meines großen Ziels - Bulgarien als Silicon Valley Europas zu etablieren."
Übersetzung: Christine Christov
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