Der 1. März des Jahres 1941 war ein Datum, das die meisten Bulgaren damals mit gemischten Gefühlen in Erinnerung behalten sollten. An jenem Tag trat Bulgarien dem Dreimächtepakt bei. Deutschland erwies sich die einzige Großmacht, die Bulgarien die Beseitigung der territorialen Zerstücklung versprach, die bereits mit der Neugründung des Staates 1878 begonnen und im Zweiten Balkankrieg und dem Ersten Weltkrieg eine Fortsetzung erfahren hatte.
Im Frühjahr 1941 schöpften die meisten Bulgaren Hoffnung auf eine Vereinigung aller bulgarischen Landesteile. In die von Deutschland besetzen Gebiete auf dem Balkan, die seit je her in der Mehrzahl mit Bulgaren bewohnt waren, zogen bulgarische Truppen und Verwaltung ein, die von der Bevölkerung mit offenen Armen empfangen wurden. Der bulgarische Monarch, Zar Boris III., wurde als der „Vereiniger“ umjubelt. Es begann der Bau von bulgarischen Schulen, wie auch von Krankenhäusern, Bahnhöfen, Häfen, Fabriken und Straßen. Im Tonarchiv des Bulgarischen Nationalen Rundfunks wird eine Aufnahme einer Rede Zar Boris III. aufbewahrt, die er in jener Zeit im Parlament gehalten hat:
„Meine Herrn Volksvertreter, ich bin glücklich, sie in diesen heiligen Hallen versammelt zu sehen und begrüße sie ganz herzlich. Die Außenpolitik Bulgariens steht in dieser schicksalhaften Zeit fest. Sie wird weiterhin von der Regierung mit Härte und Entschlossenheit im Rahmen des Dreimächtepakts und des Pakts gegen die Komintern fortgeführt. Diese Politik beruht auf der aufrichtigen Zusammenarbeit und der herzlichen Freundschaft mit den Achsenmächten und deren Verbündeten. Bulgarien schließt sich den Ideen zum Aufbau einer neuen europäischen Ordnung an, die einen dauerhaften Frieden gewähren wird, und leistet mit Bereitschaft seinen Beitrag zur Verwirklichung dieser Ideen. Meine Herrn Volksvertreter, unser Volk, das arbeitsbeflissen sich des historischen Augenblicks bewusst ist, den wir durchleben, weiß die Maßnahmen zu schätzen, die die Regierung zur Beseitigung aller staatsfeindlichen Tätigkeit ergriffen hat und steht einheitlich und konsolidiert dahinter.“
Die Regierung genoss damals tatsächlich eine breite Unterstützung im Volk, denn sie schaffte es, Bulgarien aus dem Krieg herauszuhalten und keine Soldaten an die Fronten zu schicken, wie auch die Perspektive auf Vereinigung fast aller von Bulgaren bewohnten Gebiete zu eröffnen. Doch der Erfolg dauerte nur kurz. Bereits Ende des gleichen Jahres wurde Bulgarien vom Hauptverbündeten Deutschland gezwungen, den USA und Großbritannien den Krieg zu erklären – es sei nur „symbolisch“, hieß es. Doch der Krieg endete keineswegs „symbolisch“. 1943/44 wurde Sofia, wie auch andere Städte des Landes von den Angloamerikanern von der Luft aus bombardiert. Bulgarien gehörte erneut zu dem Kriegsverlierern und die zugesagten Gebiete mit bulgarischer Bevölkerung blieben jenseits der Landesgrenzen. Zudem wurde Bulgarien zu Reparationen verurteilt.
Konnte aber Bulgarien dem entgehen? Musste es unbedingt dem Dreimächtepakt beitreten? Was berichtet die Chronik der Ereignisse? Trotz des Drucks seitens Deutschland, wie auch Sowjetrusslands, konnte Bulgarien lange Zeit seine Neutralität wahren. Im Oktober 1940 lehnte Zar Boris III. den Vorschlag von Reichsaußenminister Ribbentrop über einen Beitritt zum Dreimächtepakt ab. Auch Mussolini erhießt eine Abfuhr, der Bulgarien eine Teilnahme an dem Krieg gegen Griechenland anbot. Im November 1940 versuchte der sowjetische Außenbeauftragte Molotow in Berlin die Einbeziehung Bulgariens in die sowjetische Sicherheitszone zu erwirken, was jedoch scheiterte. Hitler forderte daraufhin Zar Boris ernut nachdrücklich auf, sich den Achsenmächten anzuschließen. Doch wieder schaffte es der bulgarische Monarch, der „Einladung“ geschickt zu umgehen. Zur gleichen Zeit beugten sich Ungarn, Rumänien und die Slowakei und traten dem Dreimächtepakt bei. Deutsche Truppen marschierten in Rumänien ein und zu Beginn des Jahres 1941 zeichnete sich ab, dass sie über Bulgarien nach Griechenland transportiert werden mussten, um den italienischen Truppen dort zu helfen. Es stand also eine halbe Million Mann zählende deutsche Armee an der nördlichen Grenze Bulgariens und wartete auf den Marschbefehl.
Bulgarien blieb keine andere Wahl, wenn es einer Okkupation entgehen wollte. Zar Boris III. blieben zwei Möglichkeiten: entweder ins Ausland zu fliehen und das Land seinem Schicksal zu überlassen, oder die Besetzung Bulgariens mit all ihren Folgen zu verhindern, indem er der Regierung von Bogdan Filow die Vollmacht gibt, dem Dreimächtepakt beizutreten, was dann auch geschah. Doch selbst hier zeigte man diplomatisches Geschick und unterzeichnete unter der Bedingung, dass Bulgarien sich nicht am Krieg beteiligt. Und obwohl Bulgarien nunmehr offizieller Verbündeter Deutschlands war, brach es seine diplomatischen Beziehungen zu Sowjetrussland nicht ab. Auch wurden keine Truppen an die Ostfront entsandt. Selbst beim letzten Treffen mit dem Führer in Berlin, lehnte Boris III. die Entsendung auch nur einer einzigen bulgarischen Division ab, was Hitler forderte.
Dieser Widerstand hatte aber auch seinen Preis. Boris III. war einem ausgesprochen hohen Druck ausgesetzt, der ihm schließlich sein Ende breitete. Nach dem ausgesprochen schweren Treffen mit Hitler in Berlin, erlitt der bulgarische Monarch nach seiner Rückkehr eine Herzattacke, der er schließlich 1943 im Alter von 49 Jahren erlag. Über die genaue Todesursache wurde bereits unmittelbar nach seinem Ableben gemunkelt und selbst bis heute herrscht keine Klarheit darüber. Die komplizierte politische Lage sorgte für das Aufkommen von verschiedensten Gerüchten.
Der plötzliche Tod des Monarchen brachte seinen damals erst sechsjährigen Sohn Simeon auf den bulgarischen Thron. An seiner Stelle regierten ein dreiköpfiger Regentenrat und die Landesregierung selbst.
Der Krieg hatte in der Zwischenzeit eine Wende erfahren. Die Rote Armee marschierte in Bulgarien ein und am 9. September wurde mit ihrer Hilfe ein Staatsstreich verübt. Die Kommunisten kamen an die Macht. Noch im gleichen Jahr musste die bulgarische Armee gegen den damaligen Verbündeten Deutschland ins Feld ziehen. In den Kriegshandlungen kamen etwa 32.500 Bulgaren ums Leben. Bulgarien selbst geriet in die russische Einflusssphäre.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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