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Nimm mich aufs Land!

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Foto: Privat

Nachdem viele Ausländer die Vorteile der bulgarischen Dörfer bereits entdeckt haben und sich dort Häuser gekauft haben, beginnen wir auch langsam zu begreifen, was wir haben und wie wir dieses Reichtum auch bewahren können. Leider steht aber nicht der Staat hinter diesen Bemühungen, sondern in der Regel ein Paar Enthusiasten, die bereit sind, mit eigenen Kräften das traditionelle Dorfleben in Bulgarien aufrecht zu erhalten.

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Oft sind es junge Menschen, die aus der Stadt weg und zurück zur Natur wollen. Somit entstanden einige Initiativen, wie zum Beispiel in entvölkerten Dörfern IT-Spezialisten umzusiedeln. Auch die Idee von Veronika Josifowa aus Gabrowo, die den Titel „Nimm mich aufs Land“ trägt, hat bereits viele Anhänger gefunden. Somit können junge Menschen aus der Stadt für einige Tage bei Senioren auf dem Land leben. Man will dadurch die verschiedenen Generationen näher aneinander bringen und eine Kontinuität bei den Bräuchen, Traditionen und Werten schaffen. Im letzten Sommer gab es auch die ersten Enthusiasten – ältere Menschen aus dem Dorf Nowakowtzi bei Gabrowo, die „Pflegeenkel“ aus der Stadt für eine Weile zu sich genommen haben. Dieses Jahr gab es 70 Kandidaten, nur 30 von ihnen werden aber die Chance bekommen, ein paar Tage auf dem Land zu verbringen. Sie sind im Alter zwischen 15 und 29 Jahren und ihre Motivation ist das einzige Auswahlkriterium.

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Für uns ist es interessant, das Leben auf dem Land kennen zu lernen“, sagt Veronika. „Es fehlen uns viele Dinge in unserem Alltag, die wir dort erleben können. Wir wollen sehen, wie man Obst und Gemüse anbaut, wie man Tiere züchtet etc. Wir wollen die Erzählungen der alten Menschen über ihre Jugend hören. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich mir sogar vorstellen kann, in den alten Zeiten zu leben. Es ist neu für uns, weil es so weit von unserer Realität entfernt ist. Viele von uns haben keine Verwandte auf dem Land, die wir im Sommer besuchen könnten. Wir haben nur ihre Geschichten von unseren Eltern erfahren.“

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In diesem Jahr gibt es auch mehr Dörfer, die an der Initiative teilnehmen. Außer Nowakowtzi, haben sich Stoewtzi und Bogatowo, sowie Zaja und Bajkal an der Donau daran angeschlossen. Das Projekt wird mit Mitteln aus dem Programm „Kultur“ der Gemeinde Gabrowo finanziert und wurde vor kurzem sogar mit einem Diplom der Assoziation der Arbeitgeber im Bereich der Kultur ausgezeichnet.

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Jedes Dorf aus der Initiative wird den jungen Menschen die für seine Gegend typischen Traditionen zeigen“, erzählt Veronika weiter. „An der Donau zum Beispiel werden sie lernen Netze zu flechten und Fische zu fangen. Sie werden auch die traditionelle Küche kennen lernen. Die Menschen in Zaja sind zum Beispiel für die Hasenzucht bekannt. Dort werden die Jugendlichen erfahren, wie man sich um die Tiere kümmert. Ich vermute, dass die Bewohner des Dorfes auch andere Überraschungen für die Gäste vorbereitet haben.“

Die „Gastenkel“ werden auch die Gelegenheit haben, die Folkloretraditionen, die Bräuche und die Kultur des Dorflebens zu erfahren. Die kulinarischen Spezialitäten haben im letzten Jahr besonders viele Anhänger gehabt.

Die alten Frauen haben sich viel Mühe gegeben und haben ihre Kochgeheimnisse gelüftet“, berichtet Veronika Josifowa weiter. „Am lustigsten war, als wir versucht haben, eine Ziege zu melken. Das war eine völlig neue Erfahrung für uns. Wir haben auch Korn gepflückt und uns um den Garten gekümmert. Fast alles, was auf dem Land an Arbeit anfällt, haben wir gemacht. Einerseits haben wir dadurch neue Kenntnisse erworben, andererseits aber haben wir Menschen geholfen. Ich denke, dass es von Nutzen für beide Seiten gewesen ist und wir Erfahrungen und Ideen zwischen den Generationen austauschen konnten. Ehrlich gesagt, sind die Unterschiede zwischen uns gar nicht so groß, wie ich ursprünglich gedacht habe.

Übersetzung: Milkana Dehler



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