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Gewalt an Kindern – eine oft verschwiegene Schande

Foto: Archiv

In den Krisenjahren in Bulgarien nach der Wende ist die Zahl der Kinder, die Opfer von Gewalt geworden sind, stets gestiegen. Allein im vergangenen Jahr sind knapp 3000 Kinder in Bulgarien Opfer von Gewalt geworden, wird aus Angaben der Kinderschutzagentur ersichtlich. Die Schuldigen sind immer die anderen – der Staat, die Schule, die Freunde. Dabei ist fast jedes zweite Kind von den 3000 Opfern zu Hause misshandelt worden.

Das Thema über Gewalt an Kindern kam in Bulgarien erst im Jahr 2000 auf, als das Kinderschutzgesetz verabschiedet wurde. Seitdem existiert auch die Kinderschutzagentur. Wie aller Anfang, so war auch der Anfang der Agentur schwer. Im Gegensatz zu anderen Ländern, wo die Gesetze auf eine langjährige Tradition zurückzuführen sind, macht Bulgarien seine ersten Schritte in der praktischen Anwendung des Gesetzes verspätet. Ein Problem ist nach wie vor, dass die Gewalt an Kindern immer noch nicht früh genug erkannt wird. Deshalb kommt die Hilfe seitens der Kinderschutzagentur oft verspätet, erklärt Zweta Antonowa von der Agentur. Und weiter:

"Unsere Niederlassungen im Land reagieren auf Signale und greifen ein, wenn ein Risiko erkannt wird", sagt sie weiter. "In solchen Situationen werden die Kinder aus der Familie herausgeholt und in Krisenzentren untergebracht. Dann wird auch das Gericht eingeschaltet, das diese Entscheidung bestätigen muss. Die Frist dafür ist per Gesetz auf einen Monat beschränkt, in der Praxis kommt es aber vor, dass ein Kind in einem Krisenzentrum über ein Jahr lang bleibt, ohne dass das Gericht die Entscheidung bestätigt hat."

Solche Fälle werden oftmals erst nach Einmischung der Medien behandelt. Es kommt allerdings nicht immer dazu, dass nach wochenlangen Medienberichten der konkrete Fall gelöst wird. In den Medienberichten wird aber auch über die Gewalttäter berichtet. Wie können sie beschrieben werden?

"In der Regel sind es Erwachsene, die die Gewaltanwendung gegenüber Kinder als normal empfinden", sagt die Pädagogin Iwa Tritschkowa. "Das sind meistens Menschen, die Minderwertigkeitskomplexe haben und unsicher im eigenen Auftreten sind. Labile Menschen greifen an, nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung". Es kommt auch vor, dass die Gewalttäter in ihrer Kindheit selbst misshandelt worden sind. Aber auch die Erziehung, die wir oft für richtig halten, kann als Ursache für die Gewalt an Kindern betrachtet werden – sei brav, sonst hast du dir eine Strafe verdient. Solche Drohungen, die täglich in jeder Familie zu hören sind, sind ein typisches Beispiel für Gewalt, wird aber als solche nicht empfunden", behauptet Iwa Tritschkowa.

Die Psychologen nennen die mangelnden Kommunikationsfähigkeiten der Kinder und die schlechte Selbstbeurteilung als Hauptursachen für die Aggressivität der Kinder selbst. Wenn Kinder untereinander aggressiv werden, muss man die einzelnen Fälle selbstständig betrachten und lösen. Das trifft auch für die Gewalt in der Schule zu, wenn ein Schüler von einem Lehrer schickaniert wird.

"Jeder Erwachsene, der mit Kindern arbeitet, muss sich einem Psychotest unterlegen", fordert Iwa Tritschkowa. "Diese Menschen müssen sich klar werden, warum sie mit Kindern arbeiten möchten. Der Lehrerberuf ist sehr verantwortungsvoll und darf von labilen Menschen, die zur Aggression neigen, nicht ausgeübt werden. Hier ist auch die Vorbeugung ein Muss, und dazu zählen Schulungen und Tests, um ein Vorwarnsystem aufzubauen", sagt die Pädagogin weiter.

Die Reaktion der Erwachsenen auf die Probleme der Kinder ist nicht immer angebracht – das kennt jeder auch von sich. Dabei ist es von erstrangiger Bedeutung, die Gefahr früh zu erkennen und einem Kind, das Opfer von Gewalt geworden ist, rechtzeitig zu helfen. "Ein Kind, dass zu Hause Gewalt erfährt, ändert seine Schrift", nennt die Pädagogin Iwa Tritschkowa ein einfaches Beispiel. In Reaktion der ungeschulten Lehrer ist oft der Tadel, was das Problem nur noch vertieft. Zugleich muss die Bevölkerung für Gewalt an Kindern sensibilisiert werden. Die Statistik über die eingehenden Signale ist eindeutig – nur 3 Prozent der Kinder, die Opfer von Gewalt geworden sind, trauen sich, das auch zu melden. Sie schämen sich und glauben, dass sie Schwäche zeigen, wenn sie mit dem Problem nicht allein fertig werden können. Nach Meinung der Experten ist aber am aller wichtigsten, eine gesunde Beziehung des Vertrauens zwischen Eltern und Kindern aufzubauen.

Übersetzung: Vessela Vladkova




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