In den Jahren nach der Wende haben sich in Wissenschaft und Bildung etliche Probleme gestaut, die nunmehr mit Hilfe von EU-Geldern gelöst werden sollen. In der neuen Programmperiode 2014 bis 2020 wird sich Bulgarien an dem neuen operationellen Programm „Wissenschaft und Bildung für ein intelligentes Wachstum“ beteiligen. Als verantwortliche Stelle wird dem Ministerium für Wissenschaft und Bildung nahezu 600 Millionen Euro der EU-Strukturfonds und etwas mehr als 100 Millionen Euro staatlicher Kofinanzierung zur Verfügung stehen.
Derzeit sieht die Lage nicht besonders rosig aus. Bulgarien muss versuchen, wenigsten einen Teil des Versäumten nachzuholen. EU-Ziel bis 2020 ist, 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Wissenschaft und Forschung auszugeben. Bulgarien hegt jedoch eine bescheidenere Ambition – nämlich wenigstens 1,5 Prozent in die Wissenschaft fließen zu lassen. Im Vergleich zum EU-Durchschnitt fließen in die heimische Wissenschaft und Forschung drei bis vier Mal weniger, konstatierte der stellvertretende Bildungsminister Prof. Nikolaj Denkow. Nunmehr sollen mit den EU-Mitteln die Spitzentechnologien gefördert werden, die zum Motor der bulgarischen Wirtschaft werden sollen. Entsprechend wolle man neue Forschungszentren aufbauen. Auch die führenden Universitäten und wissenschaftlichen Institute sollen in den Genuss einer finanziellen Förderung kommen, damit sie ihre Forschungsinfrastruktur modernisieren können. Ferner sollen auch Einzelwissenschaftler gestützt werden, die international anerkannt sind und ein entscheidendes Innovationspotential besitzen.
„In der Hauptstadt Bulgariens gibt es eine ausgesprochen hohe Konzentration an Ressourcen, sowohl finanzieller Art, so bescheiden sie auch ausfallen, als auch an wissenschaftlichem Potential“, unterstreicht Vizeminister Denkow und belegt es mit Zahlen: „86 Prozent der Finanzierung wissenschaftlicher Forschungen gehen in die Hauptstadt, was natürlich die anderen Regionen des Landes benachteiligt. Daher sehen wir auch eine Stimulierung der Zentren in der Provinz vor, damit sie den Anforderungen der dortigen Geschäftswelt entsprechen können. Ferner werden wir die Teilnahme bulgarischer Wissenschaftler an internationalen Programmen unterstützen. Die bulgarische Wissenschaft hat es vermocht, in all den schwierigen Jahren über die Runden zu kommen und das vor allem dank ihrer Teilnahme an internationalen Forschungsarbeiten.“
Bis 2020 muss Bulgarien den Zugang zur Hochschulbildung verbessern und den Anteil der Absolventen im Alter zwischen 30 und 34 Jahren auf 36 Prozent erhöhen. Begabte Studenten sollen durch eine Teilnahme an Wissenschaftsteams und Konferenzen gefördert werden. Auch die pädagogischen Fachrichtungen sollen mit Sonderstipendien gestützt werden. Ferner sollen Mittel zur Erhöhung der Qualifikation der Universitätslehrer investiert werden. Was den vorzeitigen Schulabgang anbelangt, so will man die Schüler mit verschiedenen Arbeitsgemeinschaften für Informatik zu besseren Leistungen und einer Fortsetzung der Bildung animieren. Ein besonderer Platz wird auch dem „lebenslangen Lernen“ zugewiesen. Der stellvertretende Bildungsminister Prof. Nikolaj Denkow dazu:
„Es besteht die Idee zur Schaffung eines nationalen Systems, das flexible Herangehensweisen in Abhängigkeit von den Bedürfnissen bestimmter Menschengruppen aufweist, damit sie das nötige Wissen und die geforderten Zeugnisse erhalten können. Auch werden wir die duale Ausbildung weiter unterstützen, wie auch die Eröffnung von Praktikantenstellen für Gymnasialabgänger mit einer fachbezogenen Ausbildung. Finanzielle Stimuli wird es auch für die Unternehmen geben, die Schülerpraktika in einem realen Arbeitsumfeld anbieten.“
Mittel seien auch für die Ausbildung von Kindern der Minderheitengruppen und Flüchtlinge vorgesehen. Es wird erwartet, dass das operationelle Programm von der Europäischen Kommission spätestens im Februar kommenden Jahres gebilligt wird.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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