Dieser Tage legte das Tourismusministerium die Ergebnisse der Ende Dezember 2014 ausgelaufenen umfangreichen Werbekampagne zur Popularisierung von Bulgarien im Ausland vor. Die dafür nötigen rund 3,5 Millionen Euro wurden mithilfe europäischer Zuschüsse finanziert. Über die Effizienz dieser Werbekampagne und ihre konkreten Ergebnisse hüllt man sich jedoch in Schweigen. Man geht davon aus, dass die höhere Wiedererkennbarkeit unseres Landes Touristen vor allem aus Westeuropa aus Europa bringen wird, die den beunruhigenden Rückgang der Urlauberzahlen aus Russland und der Ukraine kompensieren sollen.
Krisen-PR – so definierten die Vertreter unserer Tourismusbehörde die im schwierigen Jahr 2014 in Russland und der Ukraine durchgeführte Werbekampagne. Die Statistik beziffert den Rückgang der Touristenzahlen aus diesen Ländern zwischen 3,7 und 8,7%. Dazu soll lediglich vermerkt sein, dass das die Hauptmärkte für den heimischen Tourismus sind. Die Pressekonferenzen mit bekannten bulgarischen Entertainern und Historikern, die beredt über unser tausendjähriges Erbe erzählen, die Fernsehsendungen und Werbespots, die bunten Bulgarien-Billboards in Moskau und Sankt Petersburg, die Artikel auf Dutzenden Internetseiten als auch eine Reihe von Info-Touren für russische und ukrainische Journalisten durch unser Land sollten eigentlich dafür sorgen, unsere Positionen an diesen Märkten zu halten.
Dergleichen Werbekampagnen gab es auch in Deutschland, Rumänien, Polen und Schweden, um den Rückgang der Touristenzahlen aus Russland und der Ukraine mit Gästen aus der Europäischen Union auszugleichen. Man geht davon aus, dass die Bulgarien-Botschaften rund 60 Millionen Menschen des Alten Kontinents erreicht haben. Dabei baute man vor allem auf unser kulturhistorisches Erbe, welches laut jüngster Studie des Tourismusressorts die Ausländer am meisten beeindruckt. Ein ganz anderes Thema ist, wie originell und inspirierend die in den ausländischen Medien lancierten Slogan sind wie "Zu jeder Jahreszeit eine Reise wert", "Verblüffend, beeindruckend, gastfreundlich" oder "Entdecke andere Kulturen und Geschichten". Auf diese Weise werden wir wohl kaum unser Image als preisgünstige Schwarzmeerdestination abstreifen und betuchte Gäste mit vielseitigen Interessen anlocken, denen unser Land definitiv einiges zu bieten hat. Nach Ansicht der Tourismusbehörde könne der Effekt der Kampagne im Ausland jedoch nicht in steigenden Urlauberzahlen gemessen werden. "Wir haben versucht, unser Image im Ausland aufzubessern und das Reiseziel Bulgarien in ein vielfältigeres Licht zu rücken", erklärt Projektleiterin Anelia Genowa.
Das Problem ist, dass auch die Prognosen für die diesjährige Sommersaison nicht sehr rosig sind und das nicht nur in Bezug auf die russischsprachigen Urlauber. Dieser Tage ist Tourismusministerin Nikolina Angelkowa mit Vertretern der Reiseveranstalter Thomas Cook und Neckermann zusammengetroffen. Auch sie stellten eine eher schwierige Sommersaison für Bulgarien in Aussicht. Jetzt liegt die Hoffnung auf den weniger anspruchsvollen und weniger zahlungsfähigen Touristen aus Bulgarien, die traditionell ein Faible für die heimische Schwarzmeerküste haben und eher geneigt sind, den Lärm, die Missstände, die überbauten Ferienorte und überhöhten Preise in Kauf zu nehmen. Allerdings haben unsere Landsleute seit einigen Jahren unser Nachbarländer Griechenland und die Türkei für sich entdeckt, zumal diese mit aggressiver Werbung und lukrativen Pauschalangeboten locken. Aber das Tourismusministerium hat auch an den heimischen Touristen gedacht. Um diesen ins Land zurückzuholen, hat es eine weitere Krisen-PR auf den Weg gebracht. Dabei handelt es sich um eine nationale Werbekampagne, die die Bulgaren dazu veranlassen soll, kreuz und quer durch das Land zu reisen, um die 50 lancierten nur wenig bekannten Natur- und kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Und das, obwohl es bereits das wunderbare und breit angelegte Tourismusportal bulgariatravel.org gibt, auf welchem man mehrere Hundert Stätten aller Art für sich entdecken kann und welches im Gegensatz dazu nun auf Eis liegt und besserer Zeiten harrt. Auf diese Weise also sollen unsere wissbegierigen Landsleute ihre Kultur bereichern, der örtliche Wirtschaft unter die Arme greifen und die rückläufigen Touristenzahlen kompensieren.
Inwieweit man mit solchen Kampagnen mehr Touristen anlocken und die Missstände in der Branche verschleiern kann, sei mal dahingestellt. Letztere sind vor allem mit der schlechten Infrastruktur, mit dem Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften, mit der Verwandlung unserer Seebäder in Beton-Dschungel, mit der Zerstörung der Natur, mit der Ausbreitung der Schattenwirtschaft und vielen anderen Problemen verbunden, die einer Lösung bedürfen. Jedoch nicht durch Strategien, Kampagnen, Workshops und Projekte, sondern durch tiefgründige Analysen und entschlossenes Durchgreifen seitens des Staates und der Vertreter der Tourismusbranche.
Übersetzung und Redaktion: Christine Christov
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