Während der Woche macht eine bulgarische Finanzdelegation mit Finanzminister Wladislaw Goranow auf den europäischen Finanzmärkten die Runde, um die Stimmungen abzutasten und zu versuchen, die bis Ende des Monats zu emittierenden staatlichen Wertpapiere an den Mann zu bringen. Die Rundreise begann am Montag in London und wurde in München und Frankfurt fortgesetzt.
Der erste Schritt zur erfolgreichen Vermarktung der neuen Staatsanleihen wurde mit der Einschreibung in der Luxemburger Fondsbörse getan, wobei acht Milliarden Euro in mittelfristiger Sicht vereinbart wurden. Das Programm selbst wurde von der Ratingagentur Moody’s positiv bewertet, allerdings nur allgemein, so dass nichts Konkretes über die einzelnen Emissionen gesagt werden kann. Laut dem verabschiedeten Staatshaushaltsplan kann in diesem Jahr die Staatsschuld um maximal 3,5 Milliarden Euro erhöht werden. Die Finanzoperation selbst wurde mit vier großen internationalen Banken abgesprochen und sie werden diese im Namen Bulgariens durchführen. Experten gehen davon aus, dass die erste Wertpapieremission noch bis Ende dieses Monates erfolgen und einen Umfang von einer bis anderthalb Milliarden Euro besitzen könne. Die Laufzeit der Anleihe steht noch nicht fest, wird aber wohl kaum unter fünf Jahren liegen. Alles wird von den Rechnungsplänen des Finanzministeriums abhängen, die so gestaltet werden müssen, dass nicht allzu viele Zahlungen auf ein Jahr entfallen.
Bulgarien hat erst im Juni vergangenen Jahres auf den internationalen Kreditmärkten staatliche Wertpapiere in Höhe von anderthalb Milliarden Euro bei einem Zinssatz von etwas mehr als 3 Prozent emittiert. Doch nun stehen die Dinge etwas anders und dieser niedrige Zinssatz wird wohl kaum erreicht werden. Es gibt zwei konträre Faktoren, die den Ertrag der bulgarischen Wertpapiere bedingen. Einerseits bezeichnete die Kredit-Ratingagentur Standard & Poor's im Dezember vergangenen Jahres die bulgarischen Wertpapiere als „Junk-Bonds“ und stufte sie herab. Jene Investoren, die dennoch den Mut fassen sollten, diese „Schrottanleihen“ zu kaufen, werden für ihr Risiko eine reiche Belohung erwarten. D.h., dass Bulgarien für das Darlehn tiefer als erwartet in die Tasche greifen muss. Andererseits quillt derzeit der europäische Finanzmarkt an freien Mitteln über, ausschüttet von der Europäischen Zentralbank. Diese üppigen Finanzmittel müssen irgendwo angelegt werden, damit sie einen Gewinn abwerfen. Diese Bargeld-Sättigung auf den Märkten und die überaus niedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank könnten die Zinsen auf die bulgarischen Wertpapiere senken. Der Moment erscheint also günstig, eine neue Staatsanleihe aufzunehmen.
Die Dinge werden mehr Klarheit erfahren, wenn die Rundreise der bulgarischen Finanzdelegation Ende der Woche beendet und die Wertpapieremission bis Monatsende auf die internationalen Finanzmärkte kommen wird. Prinzipiell ist die Verschuldung aus finanzieller Sicht nicht lobenswert. Es ist aber eine Tatsache, dass die ganze Welt auf Pump lebt und es gibt kein Land, ob arm oder reich, das keine Schulden hat. Bulgarien kann also keine Ausnahme darstellen. Noch dazu ist die Verschuldung Bulgariens (einschließlich des neuen Darlehns) mit weniger als 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausgesprochen niedrig.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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