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Teurer Dollar, billiger Euro und verpasste Chancen

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Die bulgarische Landeswährung Lew ist an den Euro gekoppelt und macht entsprechend alle Börsenschwankungen mit. Zum Leidwesen Einiger und zur Freude Anderer geht es seit einiger Zeit mit dem Euro abwärts – gegenüber dem US-Dollar ist er drastisch billiger geworden. An dieser Stelle seien die Gründe hierfür erspart, weil sie ein Thema für sich sind. Für Bulgarien, dessen Wirtschaft in großem Maße von Im- und Export abhängt, hat diese Tendenz, die laut Prognosen der Europäischen Zentralbank bis mindestens September kommenden Jahres andauern wird, ganz konkrete Auswirkungen.

Die meisten Zahlungen werden in Bulgarien in der Landeswährung getätigt. Da jedoch der Großteil der Waren eingeführt wird, hängen deren Preise von den aktuellen Umtauschkursen ab. Auch viele Produzenten, die für den Export arbeiten, müssen sich mit den Währungsschwankungen abfinden. Anders gesagt: Die Gewinne der Exporteure sind eine Funktion der Umtauschkurse.

Bulgarien wickelt als EU-Land seinen Handel zu fast zwei Dritteln innerhalb der Union ab. Die Zahlungen erfolgen entsprechend in Euro und etwaige Kursschwankungen verursachen keinerlei Probleme. Anders sieht es bei den Kontakten mit Handelspartnern jenseits der EU aus. In den meisten Fällen werden die Geschäfte mit dem zur Zeit teuren Dollar getätigt. Theoretisch gesehen, sind nun die bulgarischen Exportwaren billiger geworden und sollten sich einer gestiegenen Nachfrage erfreuen. Die Exporteure müssten entsprechend noch höhere Gewinne verbuchen. Die Angaben bestätigen diese theoretischen Überlegungen jedoch nicht. Im Januar ist der Export in Drittländer sogar um 2,5 Prozent im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres gesunken. Es scheint, als ob die Exporteure die Vorteile des derzeit billigen Euro nicht nutzen können.

Analysieren wir den Import: Die Nachfrage nach den teurer gewordenen eingeführten Waren, die in Dollar bezahlt worden sind, müsste gesunken sein. Die Importeure müssten befürchten, dass sie die Waren nur schwerer verkaufen könnten, ergo die Einfuhr aus Drittländern müsste sinken. Hier scheinen die Überlegungen richtig zu sein, denn die Zahlen belegen es: im Januar ist der Import um ganze 10 Prozent im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres gesunken.

Einige Waren werden aber vornämlich aus Drittländern und vor allem aus Russland importiert. Die Einfuhr von dort ist verhältnismäßig stabil. Die Rede ist von Erdöl und Erdgas. Bulgarien führt sie zu fast 100 Prozent von dort ein und das in Massen – jährlich im Wert von über 4 Milliarden Dollar. Das Erdöl ist jedoch international merklich billiger geworden, was sogar die Endverbraucher an den Tankstellen spüren. Das war jedoch vor dem Einbruch des Euro und der Verteuerung des Dollars. Nunmehr haben sich diese zwei Faktoren ausgeglichen. D.h. das billiger werdende Erdöl bezahlen wir mit dem teurer werdenden Dollar. Der Erdölpreis ist sogar wieder etwas gestiegen. Gestiegen sind die Preise auch für Haushaltstechnik und Elektronik, die meist in Asien hergestellt werden, wo ebenfalls der Dollar regiert.

Unterm Strich kommt heraus, dass der heimischen Wirtschaft und Industrie die Talfahrt des Euro eher schadet und sie nicht in der Lage sind, die daraus resultierenden Vorteile zu nutzen. Im Endeffekt sind viele Endverbraucherpreise gestiegen, was die ohnehin armen Bulgaren zusätzlich belastet.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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