Die Freiheit, das zu arbeiten, was man mag und zwar wann und wo man will, weit von den Intrigen im Büro und dem strengen Blick des autoritären Chefs – das ist nur ein Teil der Freuden des Freiberuflers. Natürlich hat aber die Medaille auch eine andere Seite. Es gibt genügend Stolpersteine auf dem Weg eines Freischaffenden. Dazu gehören die fehlende Sicherheit, die Verantwortung, die man trägt und vieles anderes auch. Trotzdem gibt es immer mehr Enthusiasten dieser Art weltweit.
Die schnelle Entwicklung der modernen Technologien hat auch dazu beigetragen. Nach offiziellen Angaben haben im letzten Jahr 14% der Briten ihren Beruf von Zuhause aus ausgeübt. Laut „Forbes“ bevorzugt jeder Fünfte US-Amerikaner die Selbständigkeit. Für unsere Region ist dieses Phänomen relativ neu und ist vor allem bei IT-Spezialisten, Übersetzern und Journalisten verbreitet. Ein „Veteran“ in dieser Hinsicht ist Georgi Bojtschew, der seit 12 Jahren sein eigener Boss ist. Er programmiert Internet-Anwendungen für Kunden in den USA, Neuseeland und Südafrika, sowie für einige europäische Abnehmer.
„Wenn ich verreisen muss, oder in den Urlaub fahre, bringe ich die Arbeit mit. Das ist ein Riesenvorteil“, meint er. Das Wichtigste für ihn ist aber die Tatsache, dass er unabhängig ist und mit den Kunden direkt kommunizieren kann. Georgi will Herr seiner kreativen Lösungen sein und nicht Aufgaben erfüllen, die ihm von jemand anderem gestellt worden sind. Er kann seine Arbeitszeit auch selbst aufteilen und bleibt fern der Intrigen im Büro, was er für äußerst wichtig hält. „Wenn das so nicht gewesen wäre, hätten wir wahrscheinlich nur ein Kind, statt drei gehabt. Stellen Sie sich vor, wie viel Zeit man normalerweise braucht, um die Kinder in die Schule zu bringen etc.“, sagt er.
Er sieht aber auch die Nachteile seiner Lage: „Man kann zwar selbst entscheiden, das kann aber manchmal zum eigenen Nachteil sein“, meint der IT-Fachmann. „Man hat als Selbständiger eine große Verantwortung den Kunden und der eigenen Familie gegenüber. Daher ist auch der Stress größer, als wenn man im angestellten Verhältnis ist. Auch die Arbeitszeiten sind ungeregelt und es kann sein, dass die Arbeit kein Ende hat.“
Für Georgi sind die modernen Kommunikationsmöglichkeiten eine Erleichterung im Job. „Diese Tätigkeit kann ich mir unmöglich vor 20 Jahren vorstellen“, sagt er. „Die Technologien sind sehr fortgeschritten, man kann heute viel leichter die Entfernungen überwinden. Ich kann auch aus der Distanz meine Produkte gleichzeitig mehreren Kunden präsentieren. Der Kunde muss sicher sein, dass ich ihm etwas Besseres, als die Konkurrenz anbiete, daher ist die Kommunikation zwischen uns sehr wichtig.“
Für Wladimir Karapetrow, der seit 2 Jahren selbständig ist, ist der Zeitfaktor besonders entscheidend. „Man kann spät abends arbeiten, dafür aber am Morgen andere Sachen erledigen oder Zeit mit Freunden verbringen“, meint er. Er plant Wärme-, Ventilations- und Klimaanlagen. Bevor er sein Zuhause zum eigenen Büro gemacht hat, war er Teil einer großen Baufirma. „Da ich momentan alleine bin, lohnt es sich für mich noch nicht, ein Büro zu mieten“, berichtet er. Ein Nachteil der Selbständigkeit für ihn ist die Unregelmäßigkeit der Aufträge. „Manchmal hat man sehr viel zu tun, dann wiederum gibt es so gut wie keine Aufträge und das Geld reicht nicht aus“, kommentiert Wladimir. Er gibt auch zu, dass es manchmal schwierig ist, sich selbst zu Hause zu organisieren. Die beste Motivation hierfür seien die Abgabefristen.
Auch das Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben muss erreicht werden. „Oft nimmt die Arbeit die Überhand“, sagt er. „Wenn man für sich selbst arbeitet, kann das Privatleben nicht mehr Gewicht haben. Einen unzufriedenen Kunden kann sich kein Freiberufler leisten. Daher muss man sich viel Mühe geben, um sein Image aufzubauen und aufrechtzuerhalten.“
Wladimir fehlen die sozialen Kontakte im Büro nicht, weil er oft unterwegs ist und Kunden besucht. Den Dampf lässt er mit Volkstänzen ab. „Zunächst wollte ich einfach einige Reigen lernen, dann aber habe ich gesehen, dass es mir gut tut und bin nun seit vier Jahren dabei“, berichtet der junge Spezialist. „Ich sitze fast den ganzen Tag vor dem Computer, daher ist diese Art von Bewegung und Entspannung für mich willkommen.“
Übersetzung: Milkana Dehler
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