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Armin Jan Hoffmann: „Mit Musik lässt es sich in Bulgarien leicht und angenehm leben“

Foto: lunnapaprat.bg

Ein Wiener, von Natur aus Künstler und Musiker, ist kurzentschlossen nach Sofia umgezogen. Damit hat Armin Jan Hoffmann bei vielen Bulgaren für fassungsloses Staunen gesorgt. Womit könnte die bulgarische Metropole wohl besser sein als die Stadt der Walzer und der edlen Unterhaltung?

Die Beziehungen zwischen Bulgarien und Österreich blicken auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück. Ein Jahr nach der Befreiung unseres Landes von der türkischen Fremdherrschaft wurde Sofia 1879 erneut zur bulgarischen Hauptstadt. Es mussten neue Straßen und Gebäude entworfen und gebaut werden und so kamen viele namhafte Architekten aus Österreich-Ungarn nach Bulgarien und ließen sich für längere Zeit hier nieder. Ihnen haben wir etliche wunderschöne und emblematische Bauten zu verdanken, die Ende des 19. - Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind und für Wiener Flair in Sofia sorgen.

Die Verbindung zwischen Sofia und seiner Geburtsstadt Wien hat auch Armin Jan Hoffmann entdeckt. Seine ersten Eindrücke von Bulgarien bekam Armin Jan Hoffmann von bulgarischen Musikern, denen er vor Jahren in Österreich begegnet ist und die schnell seine Freunde wurden. Er war fasziniert von ihrem warmen Umgang und der Leichtigkeit, mit der sie neue Freundschaften schließen. Bis auf den heutigen Tag weitet Armin seinen bulgarischen Freundeskreis aus. Er beteuert, nie von seinen Freunden enttäuscht worden zu sein. Für ihn kommt sein Umzug nach Bulgarien einer Zeitreise gleich, zurück in eine Vergangenheit, in der sich die Menschen wirklich nahe standen und sich die Lieder aus dem Herzen geschrieben haben. Damals war die Musik noch keine „Maschine für Werbung und Profit“, wie er sagt.

Das wichtigste für mich ist, dass ich hier wie vor 15-20 Jahren in Wien arbeiten kann, als die Musik noch nicht so kommerziell war und die Menschen viel mehr Gefühl in ihr Schaffen legten“, erzählt Armin. „Als Sänger und Produzent muss ich feststellen, dass die Kunst in letzter Zeit zur Industrie mutiert. Vor vielen Jahren brauchte ein Autor nur Ideen und Inspiration, um ein schönes Lied zu schreiben, man brauchte nichts zu überstürzen. Seitdem die Hochtechnologien unser Leben prägen, leben die Musiker in ständiger Konkurrenz und Stress. Hier in Bulgarien fühle ich mich in die gute alte Zeit zurückversetzt. Meine Freunde wundern sich, warum ich mich für ein Land entschieden habe, dass zurückgebliebener ist als meins. Das mag zwar stimmen, nur werde ich die Frage nicht los, ob etwas, das fortgeschrittener ist, obligatorisch auch besser zu sein hat und uns ein besseres Lebensgefühl und bessere Schaffensmöglichkeiten bieten kann“, meint Armin.

Ich habe etliche Verwandte in Österreich, Deutschland und Irland, wo ich ebenfalls gelebt habe. Ich weiß, dass die Welt unterschiedlich ist. Österreicher und Irländer haben nun mal unterschiedliche Prioritäten. Als ich zum ersten Mal nach Bulgarien kam, sah ich, dass das Leben hier leichter und beschwingter ist, wie seinerzeit in Irland. Das reif meine Sehnsucht nach diesen Jahren wach und so habe ich beschlossen, in Bulgarien zu bleiben. Die Entscheidung ist mir nicht schwer gefallen, weil die Musik weder Nationalitäten noch Grenzen kennt. Überall gibt es Musiker und ein Publikum, das dich versteht. In Bulgarien gibt es mehr Menschen, die sich professionell mit Musik befassen. Im Vergleich zu Österreich können sie hier davon leben. In Österreich, Großbritannien, Deutschland und Irland ist das weitaus komplizierter. Viele Musiker, mit Ausnahme der prominenten, müssen im Büro, als Verkäufer und sogar als Fahrer arbeiten, um normale Einkünfte zu haben. Sie führen kein ruhiges Dasein und haben keine Zeit fürs Schaffen“, erläutert Armin und weiter sagte er: „Wenzi Blagoew von der Big Band des BNR gehört zu meinen besten Freunden. Er hatte eine Meisterklasse in Österreich, wo wir zusammen gearbeitet haben. Das waren meine ersten Eindrücke von den Bulgaren als sehr angenehme Menschen. Viele Nordeuropäer behaupten, in Bulgarien würden die Gesetze nicht eingehalten. Das stimmt aber nicht. Ich treffe in Bulgarien auf Verständnis, die Menschen sind sensibel, sie halten sich an die Gesetze, sind zugleich aber auch mitfühlend und menschlich.“

Armin hat unlängst sein erstes Lied auf Bulgarisch aufgenommen – „Die Fischer von San Juan“, nun arbeitet er an der Übersetzung weiterer populärer deutscher Schlager.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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