Unsere Kindheit wird nicht zuletzt von unvergesslichen Weihnachts- und Neujahrsgeschichten geprägt. Sicher erinnern sich auch Sie an Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte, an das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern von Hans Christian Andersen, an O. Henrys Gaben der Weisen. Sie alle versetzen uns in diese freudige und zugleich besinnliche Jahreszeit, reich an kleinen Wundern.
In einem zeitgenössischen Märchen wacht der kleine Christopher am frühen Weihnachtsmorgen auf und entdeckt, dass die leckere Weihnachtspute erneut verschwunden ist. Wer stibitzt jedes Jahr den Festbraten? Das erfahren wir, wenn wir das Buch der seit Jahren in Boston lebenden bulgarischen Schriftstellerin Anelia Tonschewa zu Ende lesen. Nach ihrem Roman „Mystische Emona“ und dem Sammelband „Liebe, Licht, Rituale“ über bulgarisches Brauchtum ist dies ihr neuestes Werk, das in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Literaturredakteurin Rebecca Carter entstanden ist und unter dem gemeinsamen Pseudonym Ronesa Aveela auf dem Markt erscheint. Woher sie die Inspiration dafür geschöpft haben, erfahren wir von Anelia Tontschewa:
„Nachdem unser zweites Buch erschienen ist, wollten wir eine Reihe von Kurzgeschichten für Kinder schaffen, die wir „Großmutters Schatztruhe“ genannt haben“, erzählt Anelia Tontschewa. „Jedem Büchlein wird eine bulgarische Tradition zugrunde liegen, die auf eine für Kinder verständliche Weise geschildert wird. Dieses handelt vom bulgarischen Weihnachtsbrot mit Glücksbringern, von dem meine Freunde und Kollegen in den USA immer wieder fasziniert sind. In der vorigen Ausgabe war sogar ein Rezept enthalten, wie man bulgarisches Weihnachtsbrot macht.“
In dem bereits erschienenen ersten Buch aus der Reihe „Großmutters Schatztruhe“ erlebt ein kleiner Junge zahlreiche Abenteuer, um dem Weihnachtsdieb auf die Spur zu kommen. Am Ende wird ihm die Bedeutung des Weihnachtsfests bewusst und er erkennt, wie wichtig es ist, den eigenen Wohlstand mit Mitmenschen in Not zu teilen. Untermalt wird die Geschichte von Illustrationen und kurzweiligen Kinderspielen.
„Das Bulgarische Kulturinstitut in Chicago organisiert etliche Feste und Events für Kinder, wo sie lernen können, wie Weihnachtsruten, Weihnachtsbrote, Weihnachtsbrezeln usw. gemacht werden und wo sie erfahren, welche Weihnachtsbräuche in Bulgarien gepflegt werden. Auch für die Bulgaren in Boston wird es unterschiedliche Veranstaltungen geben, unsere Tanzensembles werden auftreten, es wird Weihnachtsabende geben, an deren wir uns über bulgarisches Weihnachtsbrauchtum austauschen usw.“, schildert Anelia Tontschewa.
Wodurch unterscheiden sich die bulgarischen Weihnachtstraditionen von denen in den USA?
„Da sich die Bevölkerung in den USA aus Menschen unterschiedlichster Nationalitäten zusammensetzt, pflegen sie unterschiedliche Rituale“, sagt Anelia. „Unlängst habe ich mich mit Kollegen aus Vietnam und Schweden über die Bräuche in ihren Herkunftsländern unterhalten. Es war wirklich interessant zu erfahren, dass es trotz aller Unterschiede letzten Endes darum geht, sich mit seiner Familie und Freunden um den Tisch zu versammeln, um gemeinsam zu feiern. Auch in Bulgarien ist dies das Wichtigste: man will seinen Freunden und Angehörigen Liebe und Achtung schenken, denn das sind die echten Werte im Leben und die eigentliche weihnachtliche Atmosphäre“, betont Anelia Tontschewa.
Sie arbeitet mit Rebecca Carter bereits an neuen Kurzgeschichten für Kinder aus der Reihe „Großmutters Schatztruhe“. Das nächste Buch aus dieser Serie soll Anfang März erscheinen. Es handelt von den typisch bulgarischen Frühlingsglücksbringern, den rot-weißen Martenizi.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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