Um Weihnachten und Neujahr stehen Tannen und Kiefern hoch im Kurs. Mit ihnen bringen wir Gemütlichkeit in unser Heim, mit dem Schmuck – wunderbare Festtagsstimmung. Seit mehreren Jahren sind Weihnachtsbäume im Topf im Kommen. Denn diese kann man nach den Feiertagen im nahe gelegenen Park oder Garten pflanzen. Sehr nachgefragt ist dieser Tage auch die Kornelkirsche.
Beim besten Willen kann man natürlich nicht alle Baumarten im Garten parat haben. Unsere Vorfahren haben das mit diversen Dingen in ihrem Heim kompensiert, die einen ganz bestimmten Zweck hatten. Sie dienten als Gebrauchsgegenstände, zum Schutz oder man schrieb ihnen magische Wirkung zu – schreibt der Journalist Stefan Janakiew in seiner Studie. In der bulgarischen Volkskultur gilt die Kornelkirsche als magischer Baum. Er steht für Gesundheit und Glück. Wegen seines geschmeidigen und kräftigen Holzes ist er zudem ein Symbol für Langlebigkeit. Aus der Kornelkirsche wurden die robustesten und schönsten Waffenschäfte, die am lieblichsten klingenden Hirtenflöten sowie die Holzteile des Dudelsacks gefertigt. Denn, das harte Holz lässt sich auf Hochglanz polieren und wurde danach mit Silberinkrustationen versehen.
Aus Kornelkirschholz sind der Stab, mit dem am Tag des heiligen Ignatius am 4. Advent (bulgarisch: Ignaschden) der erste Gast des Hauses in der Glut stochert, die Hirtenstäbe der Weihnachtssänger und die Neujahrsrute der Surwakari. An Heiligabend kommen auch Kornelkirschen-Knospen auf den Tisch, die gemeinsam mit den anderen Gerichten beweihräuchert und dann auf dem Herd geröstet werden, auf dass sie Gesundheit und Glück verheißen. In der Vorweihnachtszeit sind Kornelkirschenzweige auf jedem bulgarischen Markt ein Muss.
Ein weiterer Lieblingsbaum der Bulgaren ist die Esche, die Glück bringen soll. In einigen Weihnachtsliedern wird sie als Paradies- oder Weltenbaum besungen. Auch glaubt man, dass sie die bösen Geister vertreiben kann. Ebenfalls sehr beliebt ist der Ahornbaum, in dessen Schatten man unbehelligt von Geistern und Magien in aller Ruhe sitzen oder ein Schläfchen machen kann. Ein Schäfer, der auf einer Flöte aus Ahornholz spielt, fürchtet sich vor nichts – nicht einmal vor den Plätzen, an denen sich die Bergfeen versammeln.
Früher glaubte man, dass wenn die wichtigsten Gebrauchsgegenstände – also die Weinflasche und das Fass – aus Ahorn sind, man gegen das Böse gefeit ist. Auch das Tragjoch, mit dem man das Wasser holte, musste unbedingt aus Esche oder Ahorn sein. Das glaubten unsere Vorfahren und pflanzten auf dem Dorfplatz gleich noch einen Lieblingsbaum – eine Platane. In ihrem Schatten versammelte man sich, um zu plaudern. Bis heute erheben sich in vielen bulgarischen Dörfern majestätische Vertreter dieser Art.
Und hier die Geschichte eines solchen Baums. Wir machen uns auf nach Dschigurowo im Südwesten Bulgariens nahe Sandanski. Das Dorf liegt auf einem Hügel im Pirin-Vorland. Seine größte Sehenswürdigkeit ist eine acht Jahrhunderte alte Platane. Über den sagenumwobenen Baum erzählt uns Sneschana Dimitrowa vom örtlichen Kulturhaus:
„In unserer Bibliothek gibt es eine Chronik, in welcher Folgendes geschrieben steht: Einst gab es im Dorf zwei Kirchen – die Nedelja- und die Marienkirche. An einem Festtag kam der Priester zum Gebet, mit einem Platanenzweig in der Hand. Diesen steckte er in den Boden, um sein Pferd daran anzubinden. Nach dem Gottesdienst band er sein Pferd wieder los und zog von dannen. Aus dem Zweig wurde diese majestätische Platane. Ihr Alter wird auf über 800 Jahre geschätzt. Über die Jahre hinweg entstand um die Platane herum das Dorf. Heute ziert dieser Baum unseren Dorfplatz. Neben der Platane steht ein Brunnen, zu dem die Menschen aus dem ganzen Umland kommen, um Wasser abzufüllen. Unser Wasser ist sehr rein und schmeckt auch noch gut. Im verzweigten Stamm hat sich eine große Baumhöhle gebildet. Die Älteren erinnern sich noch daran, dass in dieser früher Brot gebacken wurde. Hier kam man her, um Brot zu kaufen und zu plaudern. Die Platane ist einer unserer Lieblingsplätze im Dorf. Dort befindet sich auch die Bushaltestelle. Und der Baum dient als Orientierungspunkt“, erzählt Sneschana Dimitrowa.
Im Vorjahr schaffte es die Platane aus Dschigurowo in die renommierte Rangliste der Jahrhundertbäume in Bulgarien. Sie erreichte die Top10 des beliebtesten bulgarischen „Baums mit Wurzeln“. Und hatte dort regionale Gesellschaft – die Morgenländische Platane auf dem Hof des Georgsklosters beim Dorf Zlatolist, ganz in der Nähe von Dschigurowo.
Übersetzung: Christine Christov
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