Die Galerie des bulgarischen Kulturministeriums in Sofia zeigt derzeit eine Fotoausstellung mit Aufnahmen eines der wohl interessantesten bulgarischen Fotografen vom Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts – Krum Sawow.
Er wurde 1882 im Rhodopendorf Ustowo geboren. Bereits früh verlor er den Vater, wurde jedoch unter die Fittiche seiner Onkel genommen – angesehene Bürger, die sich um die Befreiung Bulgariens von der Türkenherrschaft verdient gemacht hatten. Einen maßgeblichen Einfluss übte sein Vetter Stoju Schischkow aus, der ihn in die damalige Schule für Kartographie schickte, um dort die Kunst der Fotografie zu lernen. Schischkow selbst war Sprachwissenschaftler, Folklorist und sehr aktiv im öffentlichen Leben. Außer, dass er ihm in der südbulgarischen Stadt Tschepelare ein Fotoatelier einrichtete, nahm er den jungen Mann häufig auf seine wissenschaftlichen Reisen an der Grenze zwischen dem befreiten Bulgarien und den noch unter türkischer Herrschaft stehenden Gebiete der Rhodopen mit. Krum Sawow machte Aufnahmen vom Ersten Balkankrieg 1912/13, die in der örtlichen Zeitschrift „Rhodopen-Fortschritt“ veröffentlicht wurden. Er dokumentierte auch die Massentaufen der Pomaken, die die Bulgarische Orthodoxe Kirche an den Moslems bulgarischer Abstammung durchführte, die einst zwangsislamisiert worden waren. Sein Objektiv fing ferner die Treffen von Rhodopen-Familien ein, die die Grenze getrennt hatte.
„Die Fotoausstellung wurde vom Kunstfotografen Iwo Hadschimischew vorbereitet“, erzählt uns Soja Natschewa, Direktorin des staatlichen Archivs der Stadt Smoljan und Erforscherin von Leben und Werk des Fotografen Krum Sawow. „Die Originale, es handelt sich um Negative auf Glasplatten, werden im staatlichen Archiv von Smoljan, dem Geschichtsmuseum von Assenowgrad und im Ethnographischen Museum in Plowdiw aufbewahrt. In diesen drei Institutionen wird das Erbe von Krum Sawow gehütet. Lange Zeit standen die Glasnegative und damit die Aufnahmen nur Experten zur Verfügung. Iwo Hadschimischew hat sie jedoch digitalisiert und die in den Jahrzehnten verblassten Bilder zu neuem Leben erweckt, so dass wir ein Fotoalbum mit rund 130 Aufnahmen herausgeben konnten. Somit können sie nun auch von einem breiteren Interessentenkreis genutzt werden. Die Ausstellung selbst zeigt 53 Fotos in Großformat.“
Die Arbeit eines reisenden Fotografen in jener Epoche war alles andere als leicht. Die Fotoapparate – ganze Kästen, waren sperrig und schwer und mussten auf dem Rücken getragen werden. Die Glasnegative wurden ihrerseits während der ganzen Reise mitgeschleppt und mussten zudem vorsichtig behandelt werden. Von Krum Sawow sind heute über 1.000 Fotografien erhalten, die nicht nur von seiner aufopferungsvollen Arbeit, sondern auch von seinem Können Auskunft geben. Er hat seine Arbeit über alles geliebt und war häufig gezwungen, in die Rolle eines Überredungskünstlers zu schlüpfen. Vor allem die Landbevölkerung hegte in jenen Jahren große Vorbehalte gegenüber der Fotografie. Sawow musste als Psychologe arbeiten und die Menschen für seine Arbeit gewinnen – nur so konnten ungezwungene Aufnahmen entsehen, die auch den Charakter der Fotografierten zeigten. Einige der Aufnahmen schickte Sawow nach Tschechien, wo sie von Hand koloriert wurden. Diese waren vor allem für die Ausstellungen gedacht, an denen er sich beteiligte. Genannt seien die Expositionen in Lüttich und in London, wo Sawow für seine Arbeiten mit einer Silbermedaille ausgezeichnet wurde.
Mit der Ausstellung in Sofia geht ein langgehegter Wunsch der Tochter des Fotografen, Nedjalka, in Erfüllung, die die Glasnegative über Jahre hinweg sorgsam gehütet hatte, bis sie schließlich in die Museensammlungen gelangten. Die Museumsexperten haben sich nun auch mit Kollegen in Griechenland in Verbindung gesetzt, so dass die Exposition auch auf Wanderschaft gehen wird – vorerst nach Xanthi.
Der Kunstfotograf Iwo Hadschimischew ist glücklich, dass die Aufnahmen an die Orte ihres Entstehens wandern können. Auch ist er froh, dass das Werk von Krum Sawow endlich eine Würdigung auch in der Öffentlichkeit erfahren wird. Das konnte dank der finanziellen Hilfe der Amerikanischen Stiftung für Bulgarien geschehen, die von Nelly und Robert Gibson gegründet worden ist. Nelly ist bulgarischer Abstammung und ist mit ihrem Ehemann bemüht, die Erhaltung von Kultur, Traditionen und Geschichte Bulgariens zu fördern.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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