Die Geburt, die Entstehung neuen Lebens, eines neues Bewusstseins – das ist und bleibt trotz aller wissenschaftlicher Erklärungen eines der Mysterien in unserer Welt. Es ist schon eine aufregende Sache, diesem Wunder beizuwohnen. Noch berauschender ist es, wenn man sogar mithelfen kann, wie es Dr. Tanya Milachich tut. Sie ist Doktor für Embryologie und leitet das Labor für Embryologie und Andrologie an einem hauptstädtischen Klinikum.
„Als ich 14 Jahre alt war, sah ich einen Dokumentarfilm über die In-vitro-Methode, die mich sehr beeindruckte“, erinnert sich Dr. Milachich. „Es wurde gesagt, dass die Biotechnologen Kinder im Reagenzglas zeugen und das hat mich geradezu begeistert. Mir wurde bewusst, dass ich mich eines Tages damit beschäftigen möchte. Meine Lehrer an der Biologischen Fakultät sagten mir aber, dass das ein sehr spezieller Bereich ist, mit dem sich in Bulgarien ausschließlich Mediziner und nicht Biologen beschäftigen. Sie rieten mir davon ab – ich hätte keine Chancen.“
Trotz anfänglicher Enttäuschung schaffte es Tanya doch noch und sie schlug eine medizinische Laufbahn ein. Mittlerweile hatte sie geheiratet und ist Mutter geworden und muss zwischen Beruf und Familie hin und her pendeln.
„Bereits 9 Monate nach der Geburt meiner Zwillinge bin ich wieder arbeiten gegangen. So ging mir aber vieles im Umgang mit meinen eigenen Kindern verloren“, erzählt Dr. Milachich. „Derzeit hole ich alles nach. Man kann nicht die Zeit zurückdrehen, obwohl einer der Zwillinge angekündigt hat, eine Zeitmaschine zu erfinden, mit der man täglich um einen Tag junger werden kann... Ich wünsche jedem das Glück, Kinder zu haben und sie zu guten Menschen erziehen zu können.“
Heute sind die Zwillinge 8 Jahre alt, gehen zur Schule, beschäftigen sich aber auch mit verschiedenen Dingen außerhalb des Unterrichts – Dienstags Basketball, Donnerstags Tennis, Freitags Literatur und Kino, Samstags Hausaufgaben in Deutsch und Mathematik, nach der Schule tägliche Spaziergänge im Park und je nach Jahreszeit Fahrradfahren oder Schlittschuhlaufen. Ein volles Programm und das Wichtigste – die Eltern sind immer mit dabei; sie haben den Schlüssel gefunden, wie man seine Zeit so einteilen kann, um vollwertig auch für die Kinder da zu sein. Das ist natürlich nicht einfach, denn neben der Arbeit muss auch der Haushalt geschmissen werden. Tanya ist jeden Mittwoch vom frühen Morgen mit komplizierten Fällen aus ihrer Berufspraxis beschäftigt. Drei mal jährlich beteiligt sie sich auch an wissenschaftlichen Foren und Kongressen in Verbindung mit der reproduktiven Gesundheit, Sterilität u.a. medizinischen Problemen ihres Fachbereichs. Bislang kann sie auf über 50 solcher Teilnahmen zurückblicken, auf denen sie auch Vorträge gehalten hat. Die nächste Veranstaltung wird in Helsinki sein, die von der „European Society of Human Reproduction and Embryology“ organisiert werden wird. Derzeit organisiert Dr. Milachich selbst zwei Treffen für Embryologie innerhalb des 17. Kongresses zu Problemen der Sterilität der Bulgarischen Vereinigung für Sterilität und reproduktive Gesundheit. Trotz ihres vollen Terminkalenders findet sie Zeit für positive Erlebnisse. Welche Zeit ist ihr aber in der Arbeit am liebsten?
„Das ist der Tag Mariä Verkündigung – dann treffen wir uns mit allen Familien, denen wir geholfen haben, dass ihr Kinderwunsch in Erfüllung gegangen ist“, sagt Dr. Tanya Milachich. „Das Krankenhaus ist dann plötzlich voller Kinder; es wird viel gelacht, es erklingt Musik und es herrscht ein heitere Stimmung. Das lädt mich mit positiver Energie auf, obwohl viele von ihnen nicht wissen, wer im Labor die Arbeit getan hat. Die Patienten haben meist nur Kontakt zu ihrem behandelnden Arzt. Und dennoch – obwohl wir uns nicht kennen, sind die Treffen an diesem Tag äußerst wohltuend. Man bekommt die Motivation, weiterzumachen.“
Dr. Tanya Milachich hat sich voll und ganz der Aufgabe gewidmet, neues Leben zu schaffen, das für sie der Schlüssel zum Glück ist.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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