Bis Ende kommenden Monats ist in der Sofioter Stadtgalerie eine Ausstellung des Kunstwissenschaftlers Krassimir Iliew zu sehen. Sie heißt „Formen des Widerstandes 1944-1985“ und dokumentiert die Reaktion der bildenden Künstler in Bulgarien auf die sowjethörige Leitung des Landes, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit dem Einmarsch der Sowjettruppen an die Macht kam. Näher beleuchtet wird die Wechselwirkung zwischen Künstler und Macht, nachdem sich die Kommunisten die Kunst hörig machten.
In Bulgarien wurden sofort die Erfahrungen der Sowjetunion in allen Bereichen – auch in der Kunst, aufgezwungen. Für die Künstler erwiesen sich die ersten 12 Jahre nach dem Machtwechsel als besonders schwer, als ihnen von oberster Stelle befohlen wurde, was und wie sie zu malen hatten. Gleichgültig, ob sie sich davon distanzierten, oder nicht – ihre Kunst erfuhr einen spürbaren Wandel.
In der Ausstellung werden neben Bildern auch Dokumente aus den Geheimakten der Künstler vorgestellt, die den Besuchern die damalige Lage besser verdeutlichen. Sie erzählen über die Repressalien, denen die Künstler ausgesetzt waren und wie schwer es war, Werke auszustellen, die die Wirklichkeit darstellten.
Die Ausstellung beginnt bei Alexander Schendow, der als Erster die neue Realität zu spüren bekam. Verfolgt wird das Schicksal der Werke von rund 40 Künstlern, die ihren inneren Widerstand und ihr Leid zum Ausdruck brachten, weil sie aus dem Kulturleben verstoßen wurden und nicht mehr ausstellen durften.
„Kyrill Petrow beispielsweise, den die kommunistischen Kritiker aufs Korn nahmen, zog sich aufs Dorf zurück“, erzählt der Kunstwissenschaftler Krassimir Iliew. „Die schwere Zeit bescherte ihm jedoch unwahrscheinliche schöpferische Eingebungen. Etliche Künstler, darunter sogar Wladimir Dimitrow der Meister, hörten eine Zeit lang auf, zu malen. Andere erhielten Malverbot und zogen sich zurück, andere wiederum wurden sogar in Konzentrationslager gesteckt. Einigen Künstlern, wie Christo Jawaschew gelang die Flucht ins Ausland. Erst in den 60er, 70er und den 80er Jahren trat eine Auflockerung ein und Künstler, wie Slatju Bojadschiew konnten ihren Widerstand in gewisser Weise legalisieren. Später kamen jüngere Künstlergenerationen hinzu, die Kritik übten.“
Am Ende der Ausstellung wird ein surrealistisches Bild von Iwan Petkow gezeigt. Es heißt „Lobotomie“ und weist metaphorisch auf den Versuch hin, mittels der Ideologie, den Menschen das kritische Denken zu verbieten. Kunstwerke und Dokumente, die die Ausstellung zeigt, legen ein beredtes Zeugnis über jene Epoche ab. Krassimir Iliew teilte uns mit, dass viele Besucher ein zweites Mal in die Ausstellung gehen, die sie zum Nachdenken veranlasst und jene schweren Jahre nacherleben lässt.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Sofioter Stadtgalerie
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