In Sofia wurden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zwei Spielfilme aus den Nachbarländern Bulgarien und Griechenland gezeigt: "Unterricht" der bulgarischen Regisseure Christina Grozewa und Peter Waltschanow, und "September" der griechischen Filmemacherin Penny Panayotopoulou. Damit setzte man den Beginn einer neuen Gesellschaft für Freundschaft und Kulturaustausch zwischen Bulgarien und Griechenland. Sie soll den geistigen Brücken auf dem Balkan dienen, kommentierte bei der Eröffnung die langjährige Übersetzerin Zdrawka Michajlowa.
Die Brücken sind ein altes europäisches Symbol der Freundschaft. In Krisenzeiten, wie heute, wenn große Zweifel am Bestand der Europäischen Union wach werden, ist es um so wichtiger, Brücken zu schlagen. So die Botschaft der neuen Gesellschaft für Kulturaustausch.
"Auf der Balkanhalbinsel sind in all den Jahren viele Brücken gebaut worden. Manche von ihnen wurden inzwischen zerstört und dann wieder aufgebaut, andere schlummern in Vergessenheit. Der Skeptizismus ist berechtigt", sagte der Buchverleger Georgi Grozdew. Daher freut er sich, dass sich die neue Gesellschaft für Kulturaustausch der Aufklärung widmet und die Menschen des geistigen Aufschwungs ansprechen will, um sich dem kulturellen Verfall entgegenzusetzen. Nicht ganz so pessimistisch kling der griechische Geschäftsmann Vangelis Karafotakis, der im einwandfreien Bulgarisch sagt:
"Weder die EU wird zerfallen, noch die Freundschaft auf dem Balkan", sagt der Geschäftsmann. "Die Geschichte der Balkanvölker ist uralt, sie haben eine gemeinsame Kulturtradition und auf unserer Halbinsel leben glückliche Menschen in einem vereinten Europa. Die heutige Welt ist zwar eine große Arena des Interessenkampfes, aber wir haben schon immer überlebt. Also dürfen wir getrost an die Zukunft denken", so Vangelis Karafotakis.
Der griechische Film "September", der bei der Eröffnung der neuen bulgarisch-griechischen Kulturgesellschaft gezeigt wurde, ist ein Filmdrama über die Einsamkeit. Und der bulgarische Streifen "Unterricht" thematisiert die soziale Not und die Zweifel an die Moral. Warum ausgerechnet diese beiden Filme gezeigt wurden, sagt uns der Vorsitzende der neuen Gesellschaft Iannis Liolios, der Soziologie an der Sofioter Universität studiert hat und in Bulgarien lebt.
"Der griechische Film erzählt eine Geschichte, die sich auch in Bulgarien oder Deutschland abspielen könnte", sagt Iannis Liolios. "Er handelt von der Einsamkeit, aber auch von der Annäherung zwischen fremden Menschen, die zu neuen Freundschaften und Liebe führen. Und der bulgarische Beitrag wurde uns von vielen Menschen empfohlen, die sehr unterschiedlich sind. Der Film hat auch einen griechischen Beitrag – einer der Produzenten und einen Teil der Finanzierung kommen aus Griechenland."
"Beide Filme sind zudem brandaktuell", fügt Vangelis Karafotakis hinzu. "Der Brexit wurde möglich, weil die Menschen Angst vor Fremden haben. Das ist ein grundlegendes Problem im heutigen Europa. Beide Filme lassen uns darüber nachdenken, wer wir sind, wer die anderen sind und warum wir sie akzeptieren sollen", so Vangelis Karafotakis.
Die neue Kulturgesellschaft setzt sich zum Ziel, die Menschen näher zu bringen. "Es geht darum, Brücken zu schlagen", fasste die Übersetzerin Zdrawka Michajlowa zusammen. Ihr zufolge sind bereits zahlreiche bulgarische Literaturwerke ins Griechische übersetzt, die ohne die Begeisterung einer Handvoll Enthusiasten unmöglich gewesen wäre. "Leider gibt es keine reguläre Zusammenarbeit bei der Verlegung bulgarischer Literatur in Griechenland. Das wollen wir ändern", sagte Michajlowa. Die Kulturgesellschaft setzt den Anfang auf freiwilliger und ehrenamtlicher Basis. Doch, Hauptsache, man hat sich gefunden.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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