Das Brexit-Referendum vor genau zwei Monaten hat deutlich gezeigt, wie Großbritannien politisch und kulturell zerstritten ist. Der Austritt aus der Europäischen Union ist Ausdruck von mehr als nur vom Wunsch, die Migration im Rahmen zu halten. Dahinter steckt mehr als nur das Versprechen von einer besseren Finanzierung des Gesundheitswesens. Der von 52 Prozent der Briten ersehnte EU-Austritt drückt auch ihre Großmachtträume aus, die in einem von EU-Regeln dominierten Europa nur Träume blieben. Das Referendum ist das Ende eines Prozesses, der 1973 begonnen und im Zuge der damaligen EU-Beitrittsverhandlungen nicht abgeschlossen worden ist.
Ihre Gedanken über den Brexit machen sich auch die auf der Insel lebenden Bulgaren. Unter ihnen ist auch Julian Popow, ehemaliger Umweltminister in der Übergansregierung nach dem Rücktritt der ersten Borissow-Regierung 2013.
"Nach dem ersten Schock nach diesem unerwarteten Ergebnis dauerte es 2-3 Wochen, bis man es begriffen hat", erinnert sich Julian Popow. "Das Ergebnis lag vor und nun ging es darum, wie man damit umgehen soll. Zwei Monate nach dem Referendum ist es ruhig in Großbritannien. Die neue Regierungschefin Theresa May hat sich relativ schnell in ihrer neuen Rolle eingelebt und betrachtet den Austritt Großbritanniens aus der EU nicht als ihre eigene politische Ideologie, sondern als beauftragte Aufgabe, die zu erledigen ist", kommentiert Julian Popow.
Der Ausgang der Verhandlungen, den rund 3 Millionen EU-Bürger und 2 Millionen Briten in den anderen 27 EU-Ländern mit Spannung erwarten, ist alles andere als eindeutig abzusehen. Aus den Verhandlungen zwischen London und Brüssel hängt mehr oder weniger das Schicksal vieler bulgarischer Studenten und Arbeitsmigranten in Großbritannien ab. Nach dem EU-Austritt wird es auf der Insel nicht mehr ausreichen, dem Arbeitgeber seinen Personalausweis zu zeigen. Man wird auch eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis vorlegen müssen. Für die bulgarischen Studenten in Großbritannien kommt noch ein erwarteter Nachteil hinzu: die britischen Universitäten rechnen jetzt schon mit rückläufiger Hochschulfinanzierung aus der EU und daraus folgt auch eine sinkende Zahl der Studierenden, was automatisch auch geringere Gebühreneinnahmen bedeutet. Etwas mehr als 14 Prozent der wissenschaftlichen Studien in Großbritannien werden aus den EU-Töpfen finanziert. 5,5 Prozent der Studenten im Land sind Ausländer, viele kommen aus der Rest-EU. Heute zahlen sie Gebühren und haben die gleichen Rechte, wie ihre britischen Kommilitonen. Die britische Regierung hat versprochen, diese Regelung im kommenden Jahr beizubehalten. Aber was passiert danach?
Deljan Mutawtschiew, der in Edinburgh seinen Doktor in Zellbiologie macht, muss umdenken. „Nach dem Brexit-Referendum haben sich meine Zukunftspläne schlagartig geändert“, gesteht er. Deljan Mutawtschiew hatte eigentlich vor, noch 4-5 Jahre auf der Insel zu bleiben, und hatte sogar ein lukratives Jobangebot. Nun denkt er ernsthaft darüber nach, nach Deutschland zurückzukehren, wo er zuvor studiert hatte.
„Derzeit schweigt man in Großbritannien zum Brexit-Thema, was mir ehrlich gesagt Sorgen macht“, gesteht die unlängst graduierte Journalistin der City University London Schuliana Bojanowa. „Dennoch bleibe ich noch optimistisch, weil ich glaube und hoffe, dass der europäische Gedanke in Großbritannien immer noch nicht ausgestorben ist, auch wenn die EU selbst reformiert werden muss“, sagt die angehende Journalistin.
Für Theodor Georgiew, der Grafikdesign in Coventry studiert, kam das Ergebnis des Referendums am 23. Juni überraschend. „Ich lebe seit vier Jahren in England und habe mich bisher kein einziges Mal nicht willkommen gefühlt“, sagt Theodor Georgiew. „Die Diskriminierung war mir nicht bewusst, bis es nach der Volksbefragung hieß, dass 52 Prozent der Briten mich als einen sozialen Parasiten betrachten, obwohl ich meine Steuern hier zahle“, empört sich der Grafikdesigner. Seine Universität hat bereits versprochen, in den nächsten fünf Jahren die Studiengebühren und alle weiteren Bedingungen für EU-Ausländer nicht zu ändern. Darauf hofft auch Scheljo Wassilew, der nach seinem Studium in Manchester nun Physik am Bolton College unterrichtet. Doch, der Physiklehrer geht davon aus, dass der Austritt Großbritanniens aus der EU eine Katastrophe für die Wissenschaft auf der Insel bedeutet, die sich zum Teil aus den EU-Fonds finanziert.
Deutsche Fassung: Vessela Vladkova
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