Rumen Boyadjieff Junior wurde 1979 in einer Musikerfamilie geboren – sein Vater ist einer der Gründer der populären Rock-Gruppe „FSB“ und gilt als Neuerer auf dem Gebiet des Instrumentenbaus; seine Mutter Daniela Kusmanowa ist ebenfalls eine Musikerin und gleichzeitig Dichterin, die viele Texte der Gruppe geschrieben hat. Das angeborene Musik-Interesse des Jungen wurde gefördert und er besuchte die Musikschule und danach auch die Musikakademie in Sofia. Der Bekanntenkreis seines Vaters wirkte sich natürlich auch aus und so begann Rumen Boyadjieff Junior schon früh mit populären bulgarischen Musikern und Sängern der Unterhaltungsbranche zusammenzuarbeiten. Er bearbeitete die Hits der Gruppe seines Vaters für großes Symphonieorchester und sie erklangen 2011 auf dem Konzert „FSB Symphonie“. Seine ernsten Werke, wie das Requiem von 2013, liegen ihm jedoch mehr am Herzen:
„Das wichtigste anstehende Ereignis ist die Uraufführung meiner Konzertouvertüre zum Märchen „Ali Baba“; das Konzert selbst wird am 13. Januar im Bulgaria-Saal sein; Rossen Gergow wird das Symphonieorchester des Bulgarischen Nationalen Rundfunks dirigieren“, erzählt Rumen Boyadjieff Junior. „Diese Ouvertüre ist Teil einer ganzen Kinderoperette, die ich bereits fertiggestellt habe. Ich fiebere auch zwei weiteren Premieren entgegen. Es sind Kammerwerke, die mir sehr am Herzen liegen – mein erstes Streichquartett und mein erstes Bläserquintett. Ich schreibe Musik aus dem inneren Bedürfnis heraus. Mit der Musik teile ich mich den anderen Menschen mit. Ich will sie gleichzeitig auch mit meinen Botschaften zum Nachdenken bewegen. Dank der modernen Aufnahmetechnik kann meine Musik viele Hörer erreichen. Was die Musiker anbelangt, freuen sie sich auch, wenn sie neue bulgarische Musik spielen können. Das spornt mich an und inspiriert mich in gewisser Weise.“
Über seinen Schaffensprozess sagte Rumen Boyadjieff Junior:
„Wie man arbeitet, hat eigentlich keine so große Bedeutung“, sagt der Komponist. „Wenn es darum geht, die einzelnen Stimmsätze zu verteilen, benutze ich einen Computer. Ansonsten schreibe ich meine Noten von Hand. Die manuelle Arbeit ist für einen schöpferischen Menschen sehr wichtig, denn dann wird eine Verbindung zwischen Gedanken, Motorik und Emotionen geschaffen. Die altmodische Art und Weise des Komponierens vor dem Blatt Notenpapier macht mir ganz einfach Freude. Man ist auch konzentrierter beim Arbeiten, denn wenn man einen Fehler macht, muss man alles neu schreiben. Komponieren ist keine leichte Arbeit, egal ob man von Hand schreibt oder Computersoftware verwendet. Nicht selten erweist sich die Mühe umsonst. Manchmal findet man auch ganz einfach keine Zeit dafür. Daher kommt es oft vor, dass ich nachts arbeite; dann bin ich konzentrierter. Die Einsamkeit der Nacht hat vieles für sich. Sie schärft die Sinne, was für einen Komponisten sehr wichtig ist.“
Das Komponieren ist jedoch nur die eine Seite der Arbeit. Die musikalischen Ideen müssen entsprechend umgesetzt werden. Die Orchestrierung ist bekanntlich eine Arbeit für sich. Dazu Rumen Boyadjieff Junior:
„Jeder Musiker, der sich solide Kenntnisse in klassischer Musik aneignen will, sollte nicht nur Schostakowitsch und Maler analysieren, sondern auch die Operettenkomponisten, weil sie ausgesprochene Meister der Orchestrierung gewesen sind“, meint der Komponist. „Sie haben den Schritt von der klassischen zur Unterhaltungsmusik in einer Periode gewagt, in der die Veränderung der Ausdrucksmittel herangereift war. Der Jazz und die amerikanische Musik überhaupt hielten in Europa Einzug. Die Operette ist ihrerseits ein Sprungbrett zur Opernkunst. Das Musiktheater hat in meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt und mich als Musiker und Menschen geformt. Eine in meinen Augen äußerst interessante Arbeit war die Bearbeitung der Lieder der Gruppe FSP. Ich hatte völlige Freiheit und habe daraus symphonische Werke gemacht. Nun arbeite ich bereits an einem neuen Projekt, bei dem ich populäre Filmmusik bearbeite“, sagte abschließend Rumen Boyadjieff Junior.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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