Das Dorf Matitza, gelegen am Fuße des Rila-Gebirges, unterscheidet sich auf den ersten Blick durch nichts von den anderen Vorgebirgsdörfern Bulgariens. Die Straßen sind sauber, die Gärten gepflegt und die Bewohner gehen müßig ihrer Arbeit nach. Doch mitten im Herzen des Dorfes befindet sich eine Perle – die Nikolauskirche. Sie ist ein wertvolles Kulturdenkmal, das jedoch vor allem nur Fachleuten bekannt ist.
Um fachkundige Informationen über dieses versteckte Kulturerbe zu erhalten, wandten wir uns an Wesselin Hadschiignatow, Direktor des regionalen Geschichtsmuseums der nahegelegenen Stadt Samokow.
„Die Nikolauskirche wurde in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts errichtet – es war die Zeit der osmanischen Fremdherrschaft“, erläutert der Historiker. „Von der Architektur her handelt es sich um ein für das Spätmittelalter typisches Bauwerk – es ist eine einschiffige Kirche mit einer Altarapsis. Das Mauerwerk ist ca. ein Meter dick und besteht aus Bruchsteinen, die teilweise bearbeitet und reichlich in Mörtel eingebettet sind. In einer späteren Bauphase, etwa 1830, wurde die Kirche nach Westen hin erweitert. Das geschah in der Zeit von Sultan Mahmud, der in der Bauinschrift erwähnt ist, die über dem neuen Haupteingang angebracht wurde. 1869 wurde ein offener Narthex hinzugefügt, der jedoch bei den Restaurierungsarbeiten in den 60 Jahren des vergangenen Jahrhunderts entfernt und der Originalzustand der Kirchenfassaden wiederhergestellt wurde. Die Erweiterung der Kirche zeugt davon, dass die christliche Bevölkerung im Dorf Mahala, wie Maritza in osmanischer Zeit hieß, stark angestiegen war und der Bedarf an einem größeren Kirchenraum bestand.“
Das Bemerkenswerte an der Nikolauskirche ist jedoch nicht ihre Architektur, sondern ihre Wandmalereien.
„Sie wurden von Assen Tschilingirow, einem der bedeutendsten Experten für spätmittelalterliche Malerei, eingehend analysiert und in einer Studie veröffentlicht“, fährt Wesselin Hadschiignatow fort. „Die erste Ausmalung der Kirche wurde seiner Ansicht nach gegen Ende des 16. Jahrhunderts vorgenommen. Das geschah in zwei Etappen. Die ersten Wandbilder entstanden kurz nach der Errichtung der Kirche – dabei wurde unmittelbar auf einem Tonmörtel gemalt. Davon sind heute nur Bruchstücke erhalten, weil nämlich bereits wenige Jahre nach der ersten Ausschmückung des Bauwerks, der Innenraum einen neuen Putz erhielt, der diesmal aus Kalk bestand. Die neue Malerei besticht mit ihrer Vielfalt. Der Stil ist vereinfacht und kommt so der byzantinischen Kunst aus dem Ende des 11. bis zum Ende des 12. Jahrhunderts nahe. Einige Kunstexperten haben die Meinung geäußert, dass die Maler von der Athos-Halbinsel aus dem Umkreis des Heiligen Pimen Sagraphos stammen, der in den Klöstern um Sofia, seiner Geburtsstadt, gewirkt hat. Im Anbau aus den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts sind Fresken von Malern aus Samokow erhalten. Assen Tschilingirow ist davon überzeugt, dass die meisten dieser Malereien von Joan dem Ikonenmaler stammen; als weitere Künstler kommen dessen Sohn Nikola Obrasopisow sowie Christo Jowewitsch und Michal Belstojnew, einem der letzten Maler der Samokow-Schule, in Frage.“
Wie kommt es, dass in den Zeiten der osmanischen Fremdherrschaft in einem solch unbedeutenden Dorf ein so großer Wert auf eine qualitativ hochwertige Ausschmückung der Dorfkirche gelegt wurde?
„Die Dörfer am Oberlauf des Maritza-Flusses – Maritza und Raduil, waren in der osmanischen Periode mit ihrer Eisenerzgewinnung gekannt“, erklärt der Historiker aus Samokow. „Das gewährte den Bewohnern etliche Freiheiten. Zudem überwachten die Dorfbewohner den Gebirgspass in Richtung des heutigen Gebirgskurorts und Wintersportzentrums Borowetz. Diese Verpflichtung war mit bestimmten Privilegien verbunden – sie durften Kirchen bauen und ihre christlichen Feste feiern. Ein weiterer Grund ist, dass die Bewohner durch den Bergbau größere Einkommen hatten. So konnten sie ihre Religion und Kultur bewahren.“
Aus den Registern, die im Geschichtsmuseum in Samokow erhalten sind, geht hervor, dass die hiesigen Dörfer vornämlich christlich waren. Das spiegelt sich in den Namen einiger Gegenden wider, die christlichen Heiligen geweiht sind. Auch wurden etliche heilige Haine und Kapellen angelegt. Als Beispiel mag das Dorf Raduil dienen, das auf seinem Territorium über 40 Kapellen aufweist.
Wie ist es aber nun um den Erhalt dieser Kulturdenkmäler bestellt?
„Die Bewahrung der religiösen Kulturdenkmäler ist unsere Aufgabe“, versichert der Direktor des regionalen Geschichtsmuseums von Samokow. „Die alten Kirchen, Klöster und ihr Kunsterbe sind ein Teil des Kulturerbes des ganzen Landes. Nicht zufällig wurden bereits in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als das Institut für Denkmalpflege eingerichtet wurde, umfangreiche Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten vorgenommen. In jenen Jahren wurde auch die Kirche im Dorf Maritza vor dem Verfall bewahrt.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Swetlana Dimitrowa
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