Bulgarische Kinder aus aller Welt versammelten sich im Konzertsaal des Militärklubs in Sofia, um Auszeichnungen für ihre Teilnahme an unterschiedlichen Kunst-, Literatur- und Gesangswettbewerben zu erhalten, die von der Staatlichen Agentur für die Auslandsbulgaren organisiert wurden. In 523 Bildern und 306 literarischen Werken haben Kinder aus über Dutzenden Ländern festgehalten, wie sie Bulgarien sehen.
„Die Erhaltung der bulgarischen Wurzeln, Sprache und Identität ist für die Kinder sehr wichtig“, betonte der Vorsitzende der Staatlichen Agentur für die Auslandsbulgaren Petar Charalampiew. „Es existieren traditionelle bulgarische Gemeinschaften in Mazedonien, Serbien, Rumänien und im Norden Griechenlands. Viele Bulgaren leben aber auch in großen Emigrantengruppen und Gemeinschaften in den USA, Großbritannien, Spanien, Kanada und Australien. Die Staatliche Agentur für die Auslandsbulgaren, die Vereinigung der bulgarischen Schulen im Ausland und über 1.000 andere Organisationen weltweit setzen sich dafür ein, dass die bulgarische Identität und Kultur der Kinder der Auslandsbulgaren erhalten bleiben.“
„Bulgarien ist den Bulgaren im Ausland einiges schuldig“. Mit diesen Worten wandte sich der bulgarische Vizepremier und Verteidigungsminister Krassimir Karakatschanow in seiner Begrüßungsrede an die Preisträger. Er hielt die Lehrer in den bulgarischen Schulen im Ausland an, mit viel Professionalität und Geduld an ihrer Aufklärungsmission festzuhalten, weil sie den Kindern nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern ihnen auch Heimatliebe, Selbstachtung und einen hohen Verantwortungssinn anerziehen.
Ca. 7.600 Nachwuchstalente aus 33 Ländern, vor allem Zöglinge bulgarischer Schulen im Ausland, haben sich im Laufe der letzten 21 Jahre an dem ältesten Wettbewerb beteiligt, den die Staatliche Agentur für die Auslandsbulgaren organisiert hat – den Literaturwettbewerb „Stefan Getschew“. Ihre Geschichten sind von Melancholie und Liebe zu Bulgarien geprägt und gleichen einer bunten Stickerei. Einige der jungen Autoren sind noch nie in Bulgarien gewesen, andere wurden hier geboren, sind danach aber mit ihren Eltern ausgewandert. Wichtig aber ist, dass sie den Funken der Heimatliebe zu Bulgarien in ihren Herzen tragen.
Die Teilnehmer am diesjährigen Literaturwettbewerb wurden in drei Altersgruppen unterteilt und konnten sich eines der beiden Themen aussuchen: „Das Vermächtnis des Freiheitsapostels Wassil Lewski“ der „Bulgarien in meinen Träumen“. Die in den USA lebende 13jährige Sofia Assenowa schreibt, sie fühle sich wie ein Zugvogel, Bulgarien sei in all ihren Träume enthalten. Emilia Drenska aus der bulgarischen Schule „Wassil Lewski“ in Deutschland wiederum meint, dass man den bulgarischen Helden nicht ausreichend Dank und Ehrerbietung entgegenbringt. So sind halt unsere Kinder heute – provokativ, intelligent und empört, wenn sie etwas als ungerecht empfinden. Die achtjährige Anja Dimowa aus Odessa erzählt, all ihre Klassenkameraden würden von Bulgarien träumen, da ihnen ihre Eltern und Großeltern sehr viel über das Land erzählt haben. Und so sehne sich das Kinderherz eine Begegnung mit Bulgarien herbei und hoffe, Bulgarien würde es genauso ergehen.
„Ich habe mir mehrmals über 500 Zeichnungen angesehen und dabei mein Herz zu Rate gezogen“, sagt der Künstler Rumen Statkow, Vorsitzender der Jury des Zeichenwettbewerbs. Wie sieht die Gestalt Bulgariens in den Kinderaugen aus, wollten wir von ihm wissen.
„Es ist eine komplizierte Gestalt, weil sie aus den unterschiedlichsten Perspektiven betrachtet wird. Manche schauen auf das Meer, andere auf die Berge, einige betrachten es aus der Vogelperspektive und in einem Bild, das wir ausgezeichnet haben, ist der Blick von unten nach oben gerichtet und erfasst die ganze Welt. Die Bilder der Kinder reflektieren Bulgarien auf unterschiedliche Weise, je nachdem wie sie es sich vorstellen, was man ihnen über das Land erzählt hat oder wie sie es mit eigenen Augen gesehen haben. Jedes Jahr gibt es Zeichnungen, die für eine echte Überraschung sorgen. Letztes Jahr beispielsweise wurde Bulgarien als sinkendes Schiff dargestellt, auf dem wir uns aufhalten. Es gab auch andere Dinge, die nicht gerade schmeichelnd sind für Bulgarien, was aber aus rein künstlerischer und philosophischer Sicht betrachtet sehr gut ist,“ meint Rumen Statkow.
Die Bindung zur Heimat ist wie ein Feuer, das nie erlischt. Geschürt wird es am besten durch die bulgarische Folklore. Das haben auch die kleinen Sänger bewiesen, die bulgarische Volkslieder interpretiert haben. Oft haben Kinder, die in der Ukraine, Frankreich, Deutschland oder anderen Ländern geboren wurden, Probleme mit der Muttersprache. Wenn sie aber singen, kommen ihnen die Worte ganz leicht, ungezwungen und melodisch von den Lippen.
91 bulgarische Kinder haben sich als Solointerpreten am Musikwettbewerb beteiligt, der den Namen der beliebten bulgarischen Volksliedsängerin Ljubka Rondowa trägt. Aber auch 34 Gruppen waren mit dabei. Der erste Preis wurde der 18jährigen Monika Asmanska aus der bulgarischen Schule in Dubai verliehen. Sie hatte sich vor 8 Jahren an der ersten Ausgabe dieses Wettbewerbs beteiligt.
„Ich liebe die bulgarische Volksmusik. Allen Kindern auf der Welt möchte ich sagen, sie sollten stolz darauf sein, dass die Bulgaren sind. Sie sollten Bulgarien lieben, aber auch auf die andern Kulturen schauen, denn auch die sind sehr interessant. Beim Vergleich werden sie aber sehen, dass die bulgarische Kultur sehr, sehr reich ist, sie ist ein echter Schatz und wir sollten sie achten“, meint Monika.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Elena Karkalanowa und Staatliche Agentur für die Auslandsbulgaren
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