Jedes Jahr machen sich Hunderte Bulgaren ins Ausland auf, mit der Hoffnung auf mehr Geld und auf ein besseres Leben. Einigen gelingt es, ihre Träume wahr werden zu lassen. Andere werden aber zu Zwangsarbeit gezwungen. Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation zufolge beläuft sich die Zahl der Zwangsarbeitsopfer weltweit auf 21 Millionen Menschen. In Südosteuropa fällt einer von 1.000 Arbeitnehmern in die Falle dieser modernen Form der Sklaverei.
„Menschenhandel zwecks Zwangsarbeit stellt eine ernsthafte Verletzung der Menschenrechte dar. Es handelt sich hierbei um eine organisierte Kriminalität, die mit aller Strenge des Gesetzes geahndet wird“, sagt Nikola Kondew, Koordinator des Programms zur Vorbeugung von Menschenhandel und für Identifizierung, Schutz, Hilfe und Reintegration von Opfern von Zwangsarbeit. „Zwangsarbeiter müssen wie Sklaven schuften, zumeist im Baugewerbe, in der Landwirtschaft, im Hotel- und Gaststättenwesen, als Haushilfen etc. Europol hat ausgerechnet, dass Zwangsarbeit global einen Jahresprofit in Höhe von 3,5 Milliarden Euro abwirft. Von Menschenhandel zwecks Zwangsarbeit sind ausnahmslos alle Länder betroffen, darunter auch Bulgarien und andere EU-Staaten, wie auch die Schweiz.“
Die Regierung der Schweiz stellt 2 Millionen Schweizer Franken zur Verfügung, um den bulgarischen Staat und den Nichtregierungssektor in ihren Bemühungen zu unterstützen, die Zahl potentieller Zwangsarbeitsopfer zu senken und die Öffentlichkeit über das Problem aufzuklären und hellhöriger zu machen. Das dritte Jahr in Folge organisiert die bulgarische Stiftung „Animus“ eine Informationskampagne, um Menschen, die einen Job im Ausland suchen, wachsamer zu machen. Ihr Slogan lautet: „Die Arbeit im Ausland könnte eine Falle sein!“
Die Psychologin Nadja Koschucharowa, die die Initiative koordiniert, erklärt: „Wir wollen so viele Menschen wie nur möglich über ihre Rechte und die Gefahren aufklären, Opfer von Ausbeutung zu werden, wenn ihre Arbeit nicht bezahlt wird, man ihnen ihre Personalausweise wegnimmt und sie ein menschenunwürdiges Dasein fristen müssen. In unserem Land ist Menschenhandel ein schwerwiegendes Problem. Laut Informationen unser Partner in Westeuropa sind die meisten der identifizierten Opfer von Zwangsarbeit gerade Bulgaren. Viele Landsleute begeben sich ins Ausland, um dort zu arbeiten. Es gibt kaum jemanden, der nicht solche Bekannte hätte. Jetzt im Sommer spitzt sich das Problem aber besonders zu, da man nach niedrigqualifizierten Saisonarbeitern sucht. Viele Bulgaren suchen nach Möglichkeiten, im Sommer etwas dazu zu verdienen, um im Winter über die Runden zu kommen. Wir wollen sie nicht daran hindern, ihr Glück im Ausland zu versuchen, sondern wollen sie informieren und ihnen beibringen, wie sie ihre Rechte schützen können.“
Die Stiftung „Animus“ hat unlängst ein soziales Experiment vorgenommen und auf einem populären Jobportal eine augenscheinlich falsche Jobanzeige für Jobs in Dänemark veröffentlicht, auf die über 150 Menschen hereingefallen sind. Alle haben eine E-Mail erhalten, in der alle Anzeichen falscher Stellenangebote aufgelistet sind: eine viel zu attraktive Bezahlung; keinerlei Anforderungen in puncto Alter, Fähigkeiten, bisherige Erfahrungen, Sprachkenntnisse; mangelnde Firmenanschrift; die Forderung, im voraus Geld für die Reise und die Bearbeitung der Dokumente zu zahlen.
„Viele haben uns zurückgeschrieben, dass sie zwar Verdacht geschöpft aber beschlossen haben, trotzdem einen Versuch zu wagen. Und genau in diesem „trotzdem“ steckt die Risikosituation, bei der man nicht auf seine Intuition hört und die Gefahren unterschätzt. Unsere Idee war es, direkten Kontakt zu unserer Zielgruppe herzustellen – Menschen mit einem niedrigen Bildungsstand, ohne Fremdsprachenkenntnisse, die Jobs im Ausland für Niedrigqualifizierte suchen“, erläutert Nadja Koschucharowa.
Dank der Zusammenarbeit mit der Bulgarischen Post und einem der populären Jobportals in Bulgarien konnte die Aufklärungskampagne selbst die entlegenen Ecken und Enden Bulgariens erreichen, wo die Risiken für potentielle Arbeitsuchende besonders hoch sind.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Stiftung „Animus“
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