Stojo Kruschkin gehört zu den ersten Gardemusikern nach der Befreiung Bulgariens. Bekanntlich wurde 1878, kurz nachdem die Bulgarische Armee wiederhergestellt wurde, die Schaffung eines Militärblasorchesters beschlossen. Seinen Grundstein setzten ca. 20 tschechische Musiker, mit denen die bulgarische Regierung einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen hatte.
Geboren wurde Stojo Kruschkin am 25. Dezember 1882 im Dorf Bistriza, ganz in der Nähe von Sofia. Er war Musikschüler an der hauptstädtischen Militärschule. Dank seiner musikalischen Begabung machte er gute Fortschritte und wurde bald Fagottist beim Schulblasorchester.
Später wanderte Stojo Kruschkin in die USA aus, mit der Absicht, dort zu Geld zu kommen und wieder in die Heimat zurückzukehren. Dort gründete er 1915 das erste bulgarische Orchester, dessen Leiter er wurde. Er lud als Musiker Landsleute ein, die in Prilep, Thessaloniki, Sofia geboren waren. Anfangs beschränkte sich das Repertoire der „Bulgarian Balkan Band“ auf Musik, die Stojo Kruschkin aus seiner Zeit als Gardemusiker kannte – bulgarische Märsche, Volksmusik u.a. In den USA beschäftigte er sich aber auch mit vielen anderen Dingen.
Vor geraumer Zeit beschloss der Journalist Wenzislaw Schekow, einer seiner Nachfahren, das Leben von Stojo Kruschkin zu erforschen, damit dessen Werk nicht in Vergessenheit gerät.
„Wir wissen nicht allzu viel über meinen Urgroßvater, aber es sind zwischenzeitlich viele Jahre ins Land gegangen. Er ist 1957 in den USA verstorben. Aber uns sind einige emblematische Fakten aus seinem Leben bekannt“, erzählt Wenzislaw Schekow. „Sehr interessant ist, dass er zu den sogenannten Überlebenden der „Titanik“ zählt. Eigentlich hat er es nicht geschafft, rechtzeitig zum Schiff zu kommen und an Bord zu gehen. Er besaß ein Ticket, doch sein Zug hat sich verspätet und so kehrte er extrem enttäuscht nach Bulgarien zurück. Später war er natürlich froh, dass es so gekommen ist. Er schaffte es nach dem Balkankrieg in die USA. Dort gründete er das erste bulgarische Orchester in Steelton, Pennsylvania und war auch sein Dirigent. Später hat sein Geschäftspartner Christo Serafimow das Orchester übernommen. Stojo Kruschkin gründete ein zweites, doch es war weniger erfolgreich. Das sind die interessantesten Dinge. Zum Glück sind uns eine vergoldete Taschenuhr von ihm erhalten geblieben sowie persönliche Gegenstände und sein Notizbuch, das eine Art Tagebuch ist. Er hat dort die Säle eingetragen, die er für die Konzerte gemietet hat und die Summen, die er verdient oder die er geschuldet hat.
Für die Blasorchestermusik begeisterte er sich bereits als Kind. Damals marschierten die Militärorchesters durch die Straßen Sofias. Oft lief er ihnen hinterher, ahmte sie nach, marschierte mit. Und so schlug er diesen Weg ein. Selbst in den USA hielt er an der Tradition fest – auf den Fotos ist zu sehen, dass seine Orchestermusiker Uniformen tragen und die Musik spielen, die er selbst einst gespielt hat. Das heißt die Verbindung ist nicht abgebrochen, ungeachtet dessen, dass er sich so weit weg von der Heimat befand.“
Wenzislaw Schekow findet auch Informationen über das Repertoire der „Bulgarian Blakan Band“. Zu Beginn spielte das Orchester nur bulgarische Musik, später kamen auch amerikanische Stücke hinzu. Die Musiker gehörten zu den Attraktionen und spielten bei Festen und Feierlichkeiten in unterschiedlichen Städten in den USA.
Der unternehmungslustige Stojo Kruschkin richtete auch ein bulgarisches Restaurant in Kalifornien ein, wo hauptsächlich bulgarische Nationalgerichte serviert wurden. Er selbst arbeitete als Koch in diesem Restaurant. Stojo Kruschkin war bemüht, sich als Bulgare zu erhalten und das ist ihm auch gelungen.
Im Oktober und November wurde im Regionalen Geschichtsmuseum in Sofia eine Ausstellung gezeigt, die dem Leben und Werk von Stojo Kruschkin gewidmet war. Darin wurden Fotos und Dokumente gezeigt, die dank der Familie und diverser Archive in den USA erhalten werden konnten.
„Wir haben Teil für Teil eine extrem interessante Geschichte zusammengesetzt. Sie ist auch als Buchfassung fertig und ich hoffe, dass das Buch demnächst erscheinen wird. Die Exponate der Ausstellung haben wir dem Regionalen Geschichtsmuseum in Sofia gestiftet. Der Bürgermeister von Bistriza hat auch den Vorschlag unterbreitet, einen Film über Stojo Kruschkin, sein Leben und die „Bulgarian Balkan Band“ zu drehen“, sagte abschließend einer der Nachfahren von Stojo Kruschkin, der Journalist Wenzislaw Schekow.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Albena Besowska und stoioivanov.blogspot.com
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